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Yoga und Qigong in Riesa-Gröba

In der alten Hafenschänke residiert jetzt eine Physiotherapie. Mit Yogakursen und speziellen Angeboten für Senioren.

Von Sarie Teichfischer
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Doreen Isenberg in ihrem Yogaraum in der alten Hafenschänke. Hier kommen teilweise bis zu 18 Leute zu einem Kurs zusammen.
Doreen Isenberg in ihrem Yogaraum in der alten Hafenschänke. Hier kommen teilweise bis zu 18 Leute zu einem Kurs zusammen. © Sebastian Schultz

Riesa. Wo einst der Billardtisch stand, sitzt jetzt ein Buddha aus Gips. In der alten Hafenschänke in der Lauchhammerstraße befindet sich seit dem Sommer 2020 das "Ananda - Zentrum für Gesundheit". Oder auch "Zentrum für Wohlbefinden", wie es die Inhaberin Doreen Isenberg nennt. "Ananda kommt aus dem altindischen Sanskrit und heißt so viel wie Wonne oder Glückseligkeit", erzählt sie. "Und so sollen sich die Patienten und Schüler hier auch fühlen." Wohlbefinden ist wohl genau der Zustand, der einen ergreift, wenn man durch den rückwärtigen Eingang das Backsteingebäude betritt. Man kommt in einen lichtdurchfluteten Vorraum, den ein massiver heller Holztresen dominiert. In der Luft liegt ein dezenter frischer Geruch, es läuft eine CD mit Mantren.

"Der Grundgedanke war, dass das hier keine typische Physiotherapie-Praxis wird, sondern ein Ort zum Wohlfühlen", berichtet Dorren Isenberg. "Ich kann auch nur behandeln, wenn ich einen entspannten Patienten habe. Mit einer hohen Grundanspannung komme ich an keine tieferen Strukturen ran." Seit über zwei Jahren behandelt sie nun ihre Patienten hier und gibt abendliche Yogakurse. Außerdem bietet sie Qigong - eine chinesische Meditations- und Bewegungsform - an. Ihre Arbeit ist ganzheitlich ausgerichtet - Körper und Geist gehören für sie untrennbar zusammen: "Wir wollen hier Energien zum Fließen bringen." Die gebürtige Görlitzerin ist in Gröba aufgewachsen und zur Schule gegangen. "Anschließend wollte ich hier weg und nie wieder zurück", erinnert sie sich an damals. Doch es kam anders.

Im Eingangsbereich und Aufenthaltsraum lässt sich die Zeit gut verbringen. Neben der Tee-Bar gibt es auch eine kleine Patientenbibliothek zu Themen des bewussten Lebens.
Im Eingangsbereich und Aufenthaltsraum lässt sich die Zeit gut verbringen. Neben der Tee-Bar gibt es auch eine kleine Patientenbibliothek zu Themen des bewussten Lebens. © Sebastian Schultz

Mit 19 geht Doreen Isenberg als Au-pair nach England. Dort merkt sie, dass sie eine "Heimatpflanze" ist, wie sie selbst sagt: "Es hat mich doch wieder nach Riesa zurückgezogen." Sie lernt hier also Bürokauffrau und arbeitet anschließend in Anwalts- und Notarkanzleien. "Büroarbeit ist allerdings gar nicht meins", stellt sie in dieser Zeit fest. Sie will auf etwas Kreatives umschwenken, etwas mit ihren Händen tun, und fasst eine Ergotherapie-Ausbildung ins Auge. Daraus wird umständehalber eine Physiotherapie-Ausbildung. Im Nachhinein ein Glücksfall: "Das Gute an diesem Beruf ist, dass Physiotherapie ein sehr weites Feld ist und man sich ständig weiterentwickeln kann", sagt die 47-Jährige und strahlt dabei.

Yoga auf Krankenkassen-Rezept

Mit Yoga beschäftigt sich Doreen Isenberg privat schon lange, besucht Kurse und übt zu Hause. "Mich hat dabei das Spirituelle besonders fasziniert", erzählt sie. "Yoga ist ja kein Sport - es geht dabei um Einheit und Harmonie, um Verbindung. Von schwarz und weiß, weiblich und männlich." In ihrer Berufspraxis als Physiotherapeutin wird sie zunehmend von Patienten darauf angesprochen, ob sie nicht Yoga-Kurse geben könne. "Damals habe ich das sofort von mir gewiesen - das konnte ich doch gar nicht!", erinnert sich die inzwischen dreifache Mutter und lacht. Doch sie meldet sich zu einer Yoga-Ausbildung in Dresden an und beginnt schon im ersten Jahr, Kurse anzubieten. Und merkt: "Das ist genau meins." Ihre Art des Yogas ist das Hatha-Yoga. "Es vereint Entspannung, Körperübungen und Atemlenkung", erzählt Doreen Isenberg. Ihre 90-Minuten-Kurse beginnen und enden mit einem gesungenen Mantra. In ihren eigenen Yoga-Stunden macht sie selbst die Übungen nicht mit. Vielmehr ist sie an ihren Schülern dran, beobachtet, korrigiert.

Im ehemaligen Schankraum der Hafenschänke werden jetzt Yogaübungen praktiziert.
Im ehemaligen Schankraum der Hafenschänke werden jetzt Yogaübungen praktiziert. © Sebastian Schultz

"Das Publikum ist in allen Kursen bunt gemischt", erzählt die Physiotherapeutin. Auch für Kinder möchte sie in Zukunft einen Kurs anbieten. "Es finden immer mehr Männer den Weg hierher; das freut mich besonders", so Doreen Isenberg. Zunehmend kämen auch Ehepaare zu den Kursen. Sie hat sich offiziell als Yogalehrerin listen lassen, so kann man ihre Kurse bei der Krankenkasse abrechnen. Neuerdings bietet sie auch Qigong-Kurse an; einer davon ist auf Senioren zugeschnitten. Dafür kommt zum Freitagvormittag extra ein Lehrer aus der Nähe von Torgau ins "Ananda". Mit einer Klangtherapeutin aus Roßwein setzt sich Doreen Isenberg dieser Tage zusammen, um das Konzept für ein meditatives Klangkonzert zu besprechen.

Physiotherapeutin und Yogalehrerin gesucht

Ihre Familie unterstützt sie, wo es geht. Ihr Mann - gelernter Bäcker - hat unter anderem den Tresen im Vorraum und eine kunstvolle Zwischenwand gebaut. Ihre Kinder haben ihr beim Tapezieren geholfen und spielen schon mal den Weihnachtsmann zu einer Feier. Mit dem Physiotherapie-Betrieb und den Kursen hat Doreen Isenberg alle Hände voll zu tun. Sie sucht dringend Unterstützung: "Eine zweite Physiotherapeutin und Yogalehrerin würde mich sehr entlasten", sagt sie und nippt an ihrer Kaffeetasse. Neben ihr an der Wand der Spruch "Das Leben spielt sich offline ab." "Trotzdem sitzen hier manchmal Leute und schauen aufs Handy", erzählt Doreen Isenberg.

Das "Ananda" - Zentrum für Gesundheit, Physiotherapie, Yoga, Osteopathie und Qigong in der Lauchhammerstraße 36.
Das "Ananda" - Zentrum für Gesundheit, Physiotherapie, Yoga, Osteopathie und Qigong in der Lauchhammerstraße 36. © Sebastian Schultz

"Viele können gar nicht mehr in der Stille sein", hat sie beobachtet. "Dabei ist Stille etwas ganz Heilsames." Das erfährt man hier zwischen Tee-Bar und Buchregal sehr gut. Die Atmosphäre hat etwas Stimmiges, Erdendes. Jedes Detail der Innenausstattung ist durchdacht und liebevoll ausgesucht. Eine gewisse Ruhe macht sich breit. Die man nur ungern wieder verlässt. Das kann Doreen Isenberg bestätigen: "Manchmal ist es gar nicht so leicht für mich, abends nach den Kursen das Haus abzuschließen. Dafür müssen die Teilnehmer ja raus sein", sagt sie lachend.