Zeithain/Glaubitz. Es sollte eine entspannte Sitzung werden. Immerhin gab es etwas zu feiern: Der Abwasserzweckverband Elbe-Floßkanal (AZV), der sich um die Abwasserentsorgung in den Gemeinden Nünchritz, Glaubitz und Zeithain kümmert, ist 25 Jahre alt geworden. Doch beim anschließenden Umtrunk war einer nicht mehr dabei: Mirko Pollmer.
Dem Zeithainer Bürgermeister war wohl nicht mehr nach Feiern zumute, nachdem er in der Verbandsversammlung völlig überraschend als Vorsitzender des AZV zurückgetreten war. Der Grund ist ein Streit mit seinem Glaubitzer Amtskollegen Lutz Thiemig, der gleichzeitig ehrenamtlicher Liquidator der Sanierungsgesellschaft Region Zeithain/Glaubitz (SGZ) ist.
Thiemigs Aufgabe ist es, alle Flächen des ehemaligen Rohrwerkes Zeithain zu verkaufen, damit sich darauf Unternehmen ansiedeln. Der Erlös kommt dabei den Gemeinden Zeithain und Glaubitz zugute. Thiemigs letzter großer Erfolg war der Verkauf einer rund fünf Hektar großen Fläche, auf der die Allgäuer Spedition Finsterwalder in den letzten Monaten ein riesiges Logistikzentrum gebaut hat. Es soll nächste Woche eingeweiht werden.
"Ich muss nur noch ein Flurstück an den Mann bringen, dann ist meine Arbeit als Liquidator erledigt", sagt der Glaubitzer Bürgermeister. Zu dem, was am Mittwochabend auf der Verbandsversammlung des AZV geschehen ist, möchte er sich allerdings nicht in der Öffentlichkeit äußern. "Das klären wir untereinander und nicht über die Zeitung", so Thiemig.
Disput um eine Regenwasserleitung
Der Streit zwischen ihm und Pollmer dreht sich um eine Regenwasserleitung im Industriegebiet Zeithain-Glaubitz. Die möchte die SGZ bauen, um das letzte freie Grundstück ans Regenwassernetz anzuschließen. Ursprünglich geplant war, dass beide Kommunen sich an der Finanzierung mit insgesamt 150.000 Euro beteiligen.
Doch der Zeithainer Gemeinderat lehnte das in seiner Aprilsitzung auf Anraten der Verwaltung mehrheitlich ab. Zur Begründung hieß es in der Beschlussvorlage: "Es ist derzeit nicht zu erkennen, dass eine Erschließung des noch vorhandenen Grundstückes notwendig ist. Einen Käufer gibt es nicht. Erschließungen sind immer investorenabhängig und werden meist durch diese projektbezogen selbst ausgeführt, wenn die Medien am Grundstück anliegen. Zudem kann die abwassertechnische Erschließung durch den Abwasserzweckverband Elbe-Floßkanal durchgeführt werden. Außerdem vermindert sich mit der Ausgabe die Ausschüttung gegenüber der Gemeinde bei der Auflösung der Sanierungsgesellschaft."
"Ein Wort ergab das andere"
In der AZV-Verbandsversammlung am Mittwoch sollte über die Vergabe der Bauleistung für die Regenwasserleitung abgestimmt werden. Dabei kritisierte Thiemig seinen Zeithainer Amtskollegen, weil die Finanzierung ungeklärt sei. "Ein Wort ergab das andere", berichtet Frank Jastram, der als Vertreter des Zeithainer Gemeinderates anwesend war. Daraufhin sei Pollmer als Verbandsvorsitzender zurückgetreten.
"Das kam für alle überraschend", sagt Jastram. Er ist das dienstälteste Mitglied der AZV-Versammlung und habe so etwas noch nicht erlebt. "Bisher wurde immer alles miteinander geklärt", sagt er. Dass zwei Bürgermeister so sehr in Streit geraten, war Jastram bisher nicht gewohnt. Pollmers Kurzschluss-Reaktion stehe Zeithain nicht gut zu Gesicht. Trotz mehrmaliger Nachfrage der SZ-Redaktion am Donnerstag war der Zeithainer Bürgermeister nicht zu sprechen.
Nach Pollmers Rücktritt wurde seine bisherige Stellvertreterin und Nünchritzer Bürgermeisterin Andrea Beger zur kommissarischen Vorsitzenden bestimmt. Damit kehrt dieses Ehrenamt in das Nünchritzer Rathaus zurück. Denn schon Andrea Begers Amtsvorgänger Gerd Barthold (CDU) war Vorsitzender des hiesigen Abwasserzweckverbandes.