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Sachsen führt Gesundheitsterminals ein

Das erste von 225 Geräten ging in einer Dresdner Apotheke in Betrieb. Den kompletten Service gibt’s aber nicht für alle.

Von Steffen Klameth
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Karte rein, und los geht’s: In der Apotheke von Maret Hoffmann in Dresden steht das erste Gesundheitsterminal Sachsens.
Karte rein, und los geht’s: In der Apotheke von Maret Hoffmann in Dresden steht das erste Gesundheitsterminal Sachsens. © Ronald Bonß

Manche Kunden gucken interessiert, andere sind eher irritiert: Wer die Apotheke im Ärztehaus Dresden-Mickten betritt, wird seit Donnerstag von einem neuen Gerät empfangen. Das sogenannte Gesundheitsterminal ist das erste in Sachsen, weitere 224 sollen in den nächsten Monaten folgen – die allermeisten ebenfalls in Apotheken. Ganz neu ist die Sache freilich nicht: „Deutschlandweit gibt es bereits etwa 40 solcher Geräte“, sagt Dieter Rittinger. Er ist Geschäftsführer der DeGIV GmbH, die das Terminal entwickelt hat und betreibt.

Wichtigste Elemente sind ein überdimensionaler Bildschirm, der auf Fingerdruck reagiert, und ein Kartenlesegerät. Im Beisein von Gesundheitsministerin Barbara Klepsch (CDU) zeigt Rittinger, wie’s geht: Gesundheitskarte reinstecken, einen kurzen Moment warten – und dann die gewünschte Funktion auswählen. „Sie können zum Beispiel ihren Krankenschein scannen und dann sofort an Ihre Kasse und Ihren Arbeitgeber schicken“, erklärt der Firmenchef. Auch andere Dokumente wie Rezepte und Einkommensbescheinigungen könnten auf diese Weise schnell und unkompliziert übermittelt werden. Sicherheit habe dabei oberste Priorität: „Auf dem Gerät wird nichts gespeichert, alles wird verschlüsselt und über ein eigenes Funknetz verschickt.“

Das Terminal ist mit einer Kamera ausgestattet, die Fotos für die elektronische Gesundheitskarte aufnimmt. Versicherte haben die Möglichkeit, alle Informationen einzusehen, die auf der Karte gespeichert sind, und können die Kasse um Rückruf bitten. Mithilfe des Displays können Ärzte in der Umgebung und in ganz Deutschland gesucht werden. Wenn die Mediziner mitmachen, ist sogar eine Terminvereinbarung möglich.

Der Freistaat fördert die Einführung der Gesundheitsterminals mit rund 2,9 Millionen Euro. Aus Sicht der Ministerin ist das Geld gut investiert: „Es bietet vor allem den Menschen im ländlichen Raum einen echten Mehrwert.“ Der Anschaffungspreis liegt laut DeGIV-Chef im niedrigen fünfstelligen Euro-Bereich. Das meiste Geld kommt aus dem Landeshaushalt, rund 20 Prozent steuern die Krankenkassen dazu. Bisher unterstützen die IKK classic und die DAK das Projekt. Sie sehen darin ein weiteres Angebot zur Kommunikation zwischen Krankenkasse und Versicherten.

Der Haken: Nur die Versicherten dieser beiden Kassen können alle Funktionen des Terminals nutzen. Alle anderen müssen sich mit dem Service begnügen, der auch ohne Gesundheitskarte funktioniert – die Arztsuche beispielsweise. Alle Beteiligten wünschen sich deshalb, dass möglichst viele Kassen folgen.

Danach sieht es im Moment aber nicht aus. Die AOK Plus werde sich auf absehbare Zeit nicht an dem Vorhaben beteiligen, teilte die Kasse auf SZ-Anfrage mit und verweist auf das dichte Filialnetz sowie umfangreiche Online-Angebote, die vielfach schon die Leistungen des Gesundheitsterminals böten. Für Barmer und TK ist das derzeit ebenfalls kein Thema, die Knappschaft signalisiert zumindest Interesse.