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21-jähriger Dresdner tötet sich in Jugendhaftanstalt Regis-Breitingen

Trotz „engmaschiger Kontrollen“ hat sich ein junger Mann aus Dresden in der Untersuchungshaft Regis-Breitingen das Leben genommen. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Von Alexander Schneider
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In der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen, hier ein Archivfoto, hat sich ein 21-jähriger Dresdner in seinem Haftraum stranguliert. Am Montag erlag der Untersuchungsgefangene seinen Verletzungen. Er stand angeblich unter engmaschiger Betreuung und
In der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen, hier ein Archivfoto, hat sich ein 21-jähriger Dresdner in seinem Haftraum stranguliert. Am Montag erlag der Untersuchungsgefangene seinen Verletzungen. Er stand angeblich unter engmaschiger Betreuung und © Jan Woitas/dpa-Zentralbild (Archiv)

Dresden. Es ist ein tragischer Fall. Am Donnerstag, 29. Dezember 2022, haben Bedienstete in der Jugendstrafvollzugsanstalt Regis-Breitingen den leblosen Körper eines jungen Untersuchungsgefangenen vorgefunden. Der 21-jährige Dresdner hatte sich offenbar in seinem Haftraum stranguliert. Retter reanimierten den jungen Mann, doch am Montag erlag er im Sana Klinikum Borna seinen Verletzungen. Er sei nicht mehr aus dem Koma erwacht.

Eine Sprecherin des Justizministeriums Sachsen bestätigt den Tod des 21-Jährigen. Der Beschuldigte sei einzeln untergebracht und „engmaschig psychologisch betreut“ worden, die Kontrollen seien „zuletzt mindestens im Abstand von 30 Minuten“ durchgeführt worden, so die Sprecherin.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig teilte mit, ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet zu haben, "um den tatsächlichen Geschehensablauf und die näheren Hintergründe umfassend aufzuklären". Dabei gehe es auch um mögliche Sorgfaltspflichtverletzungen von Bediensteten der Anstalt, was in solchen Fällen üblich sei. Die Staatsanwaltschaft habe inzwischen die Obduktion des Leichnams angeordnet.

Nach Angriffen Anfang Dezember in Haft

Der Untersuchungsgefangene befand sich seit dem 6. Dezember 2022 in Regis-Breitingen. Der damals 20-jährige Deutsche soll am Vortag vormittags fünf Menschen, meist Senioren, im Dresdner Stadtteil Leuben angegriffen und mit dem Hals einer abgebrochenen Bierflasche zum Teil schwer verletzt haben. Der mutmaßliche Täter wurde schließlich von Passanten überwältigt und der Polizei übergeben. Er stand offenbar unter Drogen.

Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelte wegen des Verdachts des versuchten Totschlags in zwei Fällen jeweils in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung, der Körperverletzung in zwei Fällen sowie der gefährlichen Körperverletzung gegen den Verdächtigen.

Der junge Dresdner ist als Gewalttäter vorbestraft und hatte mehrere Jahre in Regis-Breitingen verbüßt. Nach Informationen von Sächsische.de soll er suizidgefährdet gewesen sein, angeblich hatte er angekündigt, sterben zu wollen, und sich noch in der JVA Regis-Breitingen Verletzungen zugefügt. Entsprechende Nachfragen an die Behörden wurden bislang nicht beantwortet.

Nach Ministeriumsangaben haben sich 2022 mit dem 21-jährigen Dresdner vier Menschen in sächsischen Gefängnissen das Leben genommen, 2021 waren es sogar sechs Tote, ein vorläufiger Höchstwert. Zwischen 2018 und 2020 wurden insgesamt fünf Suizide in JVAs registriert. (mit lot)

Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der hohen Nachahmerquote berichten wir in der Regel nicht über das Thema Suizid, außer es erfährt durch die Umstände besondere Aufmerksamkeit. Wenn Sie selbst unter Stimmungsschwankungen, Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden oder Sie jemanden kennen, der daran leidet, können Sie sich bei der Telefonseelsorge helfen lassen. Sie erreichen sie telefonisch unter 0800 1110111 und 0800 1110222 oder im Internet auf www.telefonseelsorge.de. Die Beratung ist anonym und kostenfrei, Anrufe werden nicht auf der Telefonrechnung vermerkt.

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