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Einzigartig und prämiert - Rochlitzer Porphyr als Baustoff gefragt

Der Rochlitzer Porphyr ist einzigartig auf der Welt. Als Baustoff spielt er nicht nur in Sachsen noch immer eine Rolle. Im Steinbruch sorgt man sich allerdings wegen des Arbeitskräftemangels.

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Ein Mitarbeiter der Rochlitzer Porphyr Manufaktur zersägt mit einer Steinsäge einen Porphyrblock.
Ein Mitarbeiter der Rochlitzer Porphyr Manufaktur zersägt mit einer Steinsäge einen Porphyrblock. © Jan Woitas/dpa

Rochlitz. Für einen Stein aus der sächsischen Provinz ist der Rochlitzer Porphyr weit herumgekommen. Das Löwendenkmal der Bayer-Werke in Leverkusen, der Fruchtbarkeitsbrunnen in Berlin, das Grab von Immanuel Kant in Königsberg (Kaliningrad) - sie alle sind aus dem rötlichen Vulkangestein. Im vorigen Jahr hat eine internationale Auszeichnung als "Heritage Stone" neue Aufmerksamkeit gebracht. Trotzdem drücken den Chef der Rochlitzer Porphyr Manufaktur, Klaus Kalenborn, einige Sorgen.

Nachfrage und Absatz seien eigentlich gut, die Lieferzeiten lang, sagt der 64 Jahre alte Geschäftsführer. "Wir haben Aufträge bis ins Frühjahr hinein." Viermal im Jahr wird im Steinbruch auf dem Rochlitzer Berg gesprengt, danach werden die tonnenschweren Blöcke im Werk verarbeitet. Je ein Drittel des Rochlitzer Porphyrs gehe in den Garten- und Landschaftsbau, in den Grabmal- und Denkmalbereich und in den Baubereich, sagt Kalenborn.

Was dem Stein zu Gute kommt, ist seine Einzigartigkeit: Es gibt ihn nur einmal auf der Welt. Der Rochlitzer Berg war einst ein Vulkan. Seine Asche sedimentierte und wurde zu dem Rochlitzer Porphyrtuff "zusammengebacken". Rund 300 Millionen Jahre ist der Stein alt. Er lasse sich gut bearbeiten und sei extrem witterungsbeständig, sagt Kalenborn.

800 Tonnen Porphyr werden jedes Jahr abgebaut

"Wir haben nicht das Nachfrageproblem. Wir haben das Problem, die Leistungsfähigkeit aufrecht zu erhalten", sagt der Firmenchef. Wie viele andere Unternehmer klagt er über einen Mangel an Arbeitskräften. Inklusive ihm habe die Porphyrmanufaktur derzeit fünf Mitarbeiter. Acht wären wünschenswert, 18 seien es früher gewesen. Dementsprechend sei auch die Produktion zurückgegangen - von 2.000 Tonnen im Jahr 1996 auf 800 Tonnen aktuell. "Mehr geht nicht", sagt Kalenborn. Mitarbeiter ließen sich schwer finden. Außenarbeiten bei Wind und Wetter seien einfach nicht attraktiv.

Dabei hat ein besonderer Titel den Rochlitzer Porphyr neu ins Rampenlicht gerückt. Seit 2022 darf er sich "Heritage Stone" nennen, gekürt von der International Union of Geological Sciences. Der Porphyrtuff ist der erste deutsche Naturstein, der diese Auszeichnung erhielt. Er steht nun in einer Reihe mit dem italienischen Carrara-Marmor und verschiedenen Steinen aus den USA, Indien oder Südamerika. "Diese Auszeichnung ist etwas, das geologisch-touristisch eine Werthaltigkeit hat", sagt Kalenborn.

Alte Abbautechnik im Steinbruch zeugt noch von der Geschichte: Seit 2022 darf sichder Rochlitzer Porphyr "Heritage Stone" nennen. Das Gestein ist der erste deutsche Naturstein, der diese Auszeichnung erhielt.
Alte Abbautechnik im Steinbruch zeugt noch von der Geschichte: Seit 2022 darf sichder Rochlitzer Porphyr "Heritage Stone" nennen. Das Gestein ist der erste deutsche Naturstein, der diese Auszeichnung erhielt. © Jan Woitas/dpa

Noch deutlich begeisterter klingt der Oberbürgermeister der Stadt Rochlitz, Frank Dehne. "Der Rochlitzer Porphyr ist unser Aushängeschild", sagt der parteilose Stadtchef. Nicht nur ist das örtliche Schloss mit Porphyr gebaut, auch viele Häuser in der Kleinstadt in Mittelsachsen haben Fensterstürze oder Treppenstufen aus dem charakteristischen Stein. Gezählt habe Rochlitz die Bauwerke mit Porphyr nie, sagte Dehne. "Aber er ist natürlich sehr präsent in der Region."

Beflügelt von der Auszeichnung ihres Steins wollen die Rochlitzer ihm noch mehr Aufmerksamkeit verschaffen. Der Stadtrat hat kürzlich beschlossen, dass der Porphyr auf die gelben Ortsschilder soll. Statt "Große Kreisstadt" soll dort künftig "Stadt des roten Porphyrs" stehen. Ein Antrag beim Innenministerium sei eingereicht, sagt Dehne. Der Oberbürgermeister denkt auch laut darüber nach, ein großes Steinmetzsymposium in Rochlitz zu etablieren. Nationale und internationale Steinbildhauer sollen dort Werke schaffen - natürlich aus Rochlitzer Porphyr. Das, sagt Dehne, sei allerdings "noch nicht ganz spruchreif". (dpa)