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Streit um Schließung eines Kultcafés im Erzgebirge

Der Imbiss "Kurts Kaffee" im Schwarzwassertal ist beliebt. Wegen Verstößen gegen das Lebensmittelrecht soll er geschlossen werden, der Betreiber spricht von "Diktatur". Unterstützer haben eine Online-Petition gestartet.

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Die Landschaft rund um den Marienberger Ortsteil Kühnheide ist beliebt, darunter auch der Moorlehrpfad Stengelheide.
Die Landschaft rund um den Marienberger Ortsteil Kühnheide ist beliebt, darunter auch der Moorlehrpfad Stengelheide. © SZ-Archiv: Ronald Bonß

Marienberg. Im erzgebirgischen Wandergebiet Schwarzwassertal ist ein Streit um das Kultcafé "Kaffee Kurt" entbrannt. Das Landratsamt des Erzgebirgskreises hat zurückgewiesen, die Schließung des Cafés angeordnet zu haben. Es widersprach damit Behauptungen, die der Betreiber Steffen Konkol in den sozialen Medien aufgestellt hatte.

Das "Waldcafé" oder auch "Kaffee Kurt" ist ein mobiler Stand zwischen den Marienberger Ortsteilen Kühnheide und Pobershau. Dort bietet Konkol nach eigenen Angaben in der Regel mit Beginn der Wandersaison im Mai seit 2009 Kaffee, Kuchen und Kekse an. Dem Online-Portal der Freien Presse sagte er, das Landratsamt verlange nun von ihm, ab sofort entweder einen Trinkwasseranschluss vorzuweisen oder aber einen Tiefbrunnen.

Diese Forderungen seien für ihn jedoch "in keiner Weise umsetzbar". Das an Wochenenden von bis zu 300 Gästen frequentierte Café dürfe er derzeit nicht weiterführen. An seiner Stelle hat Konkol ein Schild aufgestellt mit dem ironischen Spruch "Niemand hat die Absicht, eine Diktatur zu errichten!"

Landratsamt bittet seit Jahren um Nachbesserungen

Das Landratsamt teilte mit, es nehme diese Äußerungen "mit einiger Verwunderung zur Kenntnis". Zwar stehe das Lebensmittelüberwachungs- und Veterinäramt tatsächlich "seit Längerem in Kontakt mit dem Betreiber", doch es sei "trotz intensiver Bemühungen" nicht gelungen, eine Lösung für die "rechtskonforme Betreibung" des Imbisses zu finden.

Eine Anordnung zur Schließung gebe es dennoch nicht. Zuletzt sei Konkol im Dezember 2022 mitgeteilt worden, dass er die "Mindestanforderungen für das Betreiben eines Lebensmittelunternehmens mit festem Standort" nach EU-Recht erfüllen müsse. Dazu zählten unter anderem eine Toilette und ein Waschbecken.

Das sei Konkol seit 2020 bekannt. Man müsse "selbstkritisch einräumen", dass sich die in der Vergangenheit ausgehandelten Kompromiss- und Übergangslösungen als nicht tragfähig erwiesen haben, schreibt das Landratsamt. Es seien etwa Bürgerbeschwerden eingegangen über Exkremente im Umfeld des mobilen Cafés. Das Amt werde nun das Lebensmittelrecht konsequent durchsetzen, "wissend, dass dies faktisch das Ende der bisher geduldeten Geschäftstätigkeit am Standort" in dem Naturschutzgebiet bedeutet. Gleichwohl wolle man mit Konkol im Gespräch bleiben, "um gegebenenfalls doch noch eine Lösung für den Weiterbetrieb an anderer Stelle oder in einem anderen Format zu finden".

Online-Petition für Erhalt des Waldcafés

Die Nachricht vom drohenden Aus des Waldcafés hat eine Welle der Unterstützung für "Kaffee-Kurt" ausgelöst. Wie die Freie Presse berichtet, wurde eine an das Landratsamt Erzgebirgskreis gerichtete Online-Petition mit dem Titel "Der Kaffee-Kurt im Schwarzwassertal soll bleiben" eingerichtet. Bereits am Mittwochabend zählte sie mehr als 5.500 Unterzeichner. (SZ/uwo)