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Führerschein-Umtausch nimmt Fahrt auf

Viele Autofahrer müssen bis 2033 ihren alten Führerschein gegen einen neuen eintauschen. Doch nicht alle wissen, wann sie an der Reihe sind.

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© dpa/Andrea Warnecke

Dresden. Fälschungssicher und in Europa einheitlich: Der vorgeschriebene Umtausch von Führerscheinen nimmt in Sachsen immer mehr Fahrt auf. Die Kommunen rechnen bis Jahresende mit einem zunehmenden Andrang, wie eine dpa-Umfrage ergab. Der Bundesrat hatte vor zwei Jahren beschlossen, dass bis 2033 alle vor dem 19. Januar 2013 ausgestellten Führerscheine gegen neue Exemplare getauscht werden müssen.

In einem Stufenplan machen Fahrer der Jahrgänge 1953 bis 1958 den Anfang, die einen bis zum 31. Dezember 1998 ausgestellten Papierführerschein besitzen. Sie müssen ihre "Lappen" bis 19. Januar 2022 abgeben.

Wie viele Autofahrer in Sachsen von der Umtauschaktion betroffen sind, ist laut Verkehrsministerium nicht bekannt. Denn Führerschein-Inhaber müssen diese Tatsache nicht gesondert melden, wenn sie nach Sachsen ziehen oder wieder wegziehen. Der ADAC spricht von deutschlandweit rund 15 Millionen Papierführerscheinen sowie rund 28 Millionen zwischen 1999 und dem 2013 ausgegebenen Führerscheinen im Scheckkartenformat.

In Leipzig geht die Stadt davon aus, dass bis zu 300.000 Führerscheine getauscht werden müssen. In der jetzigen ersten Welle seien es etwa 45 000. Seit März 2019 bis Juni dieses Jahres seien schon etwa 12.000 Fälle abgearbeitet worden. Die Zahl der Anträge sei in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen, hieß es.

In der Fahrerlaubnisstelle in Dresden geht es relativ entspannt zu. Der Umtauschantrag kann per Post gestellt werden. Abholen muss sich der Fahrer oder die Fahrerin den neuen Führerschein jedoch selbst, weil der alte Führerschein eingezogen oder ungültig gemacht werden muss.

Der Umtausch ist laut Stadt wegen der Pandemie verzögert angelaufen. Das werde nun aufgeholt. Die Bearbeitungszeiten lägen bei etwa drei bis vier Wochen. Hinzu kämen etwa weitere zwei Wochen, bis der neue Führerschein von der Bundesdruckerei eintreffe. Der Antragsteller erhalte dann den Gebührenbescheid und einen Termin für die Abholung.

In Chemnitz muss der Antrag dagegen persönlich gestellt werden. Das neue Dokument kommt dann - wenn gewünscht - per Post nach Hause. Der Terminvorlauf sei auch wegen der starken Tauschnachfrage aktuell länger, hieß es. Die Mitarbeiter versuchten den Menschen etwa bei der telefonischen Terminvereinbarung zu erklären, dass ihr Umtausch möglicherweise noch mehrere Jahre Zeit hat.

Bei der Fahrerlaubnisbehörde des Landkreises Görlitz wurden zusätzliche Stellen eingerichtet. Wenn gegen Jahresende die Letzten der jetzigen Umtauschwelle und bereits Fahrer der folgenden Jahrgänge 1959 bis 1964 kämen, könne es zu einer Überschneidung kommen, teilte die Behörde mit. Die Antragsbearbeitung könne sich dann noch weiter verdichten.

Bis 2033 müssen laut Landratsamt etwa 164.000 Führerscheine getauscht werden. Der Zulauf habe 2021 zugenommen, nachdem öfter davon berichtet worden sei. Jetzt würden monatlich mehr als 1000 Anträge bearbeitet, Tendenz steigend.

Im Landkreis Zwickau müssen in der ersten Welle etwa 26 000 Führerscheine getauscht werden, etwa 8500 Fällen sind noch offen. Ab September 2021 gebe es freie Termine, hieß es. Bis zum 19. Januar 2022 werde mit steigendem Arbeitsanfall gerechnet.

Die Fahrerlaubnisbehörde sei derzeit sehr gefordert, sagte der Sprecher des Landkreises Mittelsachsen André Kaiser. "Vor allem der Umtausch der alten DDR-Führerscheine ist sehr aufwendig." Deren Karteikarten seien elektronisch nicht erfasst worden. Nachdem die Fahrerlaubnisbehörde wegen der Corona-Pandemie zeitweise schließen musste, gebe es jetzt Warteschlangen.

Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) in Sachsen hält noch mehr Informationen zum Umtausch für erforderlich. "Das ist verbesserungsbedürftig", sagte der sächsische ADAC-Sprecher Florian Heuzeroth. "Die bisherigen veröffentlichten Information erreichen nicht jeden", wird auch bei der Stadt Dresden eingeräumt. "Bezogen auf die Gesamtzahl der Antragsverfahren schätzen wir den Kenntnisstand jedoch als gut ein." Unklarheiten gebe es meist nur hinsichtlich der gesetzlichen Umtauschfristen.

Es seien jährlich kurze Erinnerungen über die Presse und die Sozialen Medien vorgesehen, um die Menschen zeitig auf die nächste Frist hinzuweisen, sagte eine Ministeriumssprecherin. "Eine konkrete Kampagne ist nicht geplant. Das wäre auch Aufgabe des Bundes." Wer vergesse, den Führerschein rechtzeitig zu erneuern, muss den Angaben zufolge mit einem Verwarnungsgeld von zehn Euro rechnen. (dpa)