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Weihnachten am Herd oder doch lieber im Restaurant?

Pirnaer Gastronomen freuen sich über zahlreiche Reservierungen an den Feiertagen. Aber was passiert, wenn die Gäste nicht erscheinen?

Von Mareike Huisinga
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Über die Weihnachtsfeiertage können die Pirnaer Wirte nicht über mangelnde Reservierungen klagen. Was aber passiert, wenn die Gäste nicht kommen?
Über die Weihnachtsfeiertage können die Pirnaer Wirte nicht über mangelnde Reservierungen klagen. Was aber passiert, wenn die Gäste nicht kommen? © Rafael Sampedro/foto-sampedro.de

Nicht jeder hat Lust, sich an den Weihnachtsfeiertagen an den Herd zu stellen, um einen aufwändigen Gänsebraten mit Rotkohl und Klößen oder leckere Ente zuzubereiten. Viele gehen stattdessen lieber ins Lokal. Allerdings sollte man sich beeilen, denn viele Tische in zahlreichen Pirnaer Restaurants sind bereits reserviert. Sächsische.de hörte sich um und erfuhr auch, wie die Gastronomen bei Nicht-Erscheinen trotz Reservierung reagieren.

Brunch im "Schloßcafé" ausgebucht

Kein Unbekannter in der Pirnaer Gastroszene ist Marcus Galle, der das "Schloßcafé" sowie das Restaurant "Canaletto" besitzt. Für Spontan-Entschlossene sieht es im "Schloßcafé" auf dem Sonnenstein schlecht aus. "Wir bieten an den beiden Weihnachtstagen Brunch an und sind komplett ausgebucht", sagt der Gastronom.

Falls Gäste zu diesem Event nicht erscheinen, also eine sogenannte No-Show stattfindet, berechnet der Gastwirt den vollen Preis und hat dafür eine Begründung: "Wir bereiten alles vor, kaufen die Lebensmittel ein, stellen die Mitarbeiter und halten die Plätze vor. Wenn jetzt nur die Hälfte kommt, würde das nicht funktionieren." In seinem Restaurant "Canaletto" am Markt in der Pirnaer Altstadt können Gäste hingegen noch Plätze an den Weihnachtsfeiertagen reservieren.

Nur noch wenige Plätze in "Lazy Laurich"

Auf der anderen Elbseite, im Restaurant "Lazy Laurich" in Copitz, sieht es ähnlich aus. Am Heiligabend ist das Lokal geschlossen. "Aber am ersten und zweiten Weihnachtstag haben wir geöffnet. Es gibt noch wenige freie Plätze", sagt Marketingmanager Franz Philipp Seidel. Die meisten Gäste kommen aus Pirna und sind Stammgäste. Allerdings fahren auch Dresdner nach Pirna, um im "Lazy Laurich" Rinderfilet, Wiener Schnitzel oder Dorade zu genießen.

Es käme im "Lazy Laurich" selten vor, dass Tische trotz Reservierung leer blieben. "In solchen Fällen versuchen wir, die Gäste zu erreichen, und fragen an, ob sie noch kommen. Falls nicht, wird der Tisch wieder freigegeben", erklärt Seidel. Das Restaurant am Hauptplatz bietet 74 Plätze.

Tische in "Ratsherrenstuben" komplett reserviert

Über zu wenig Zuspruch an den Weihachstagen kann sich auch Manja Voigt, Geschäftsführerin der "Ratsherrenstuben" in Pirna, nicht beklagen. Sie und ihr Team öffnen an den beiden Weihnachtsfeiertagen über Mittag und bieten drei Durchgänge an. "Alle Plätze sind reserviert", sagt Voigt. Angst davor, dass ihre Weihnachtsgäste nicht erscheinen, hat sie nicht. "Ich habe bereits bei allen angerufen und mich vergewissert, dass sie kommen", erklärt die Geschäftsführerin.

Generell gilt in den "Ratsherrenstuben": Erscheint ein Gast trotz Reservierung nicht, wird nachgefragt, aber keine Stornierungsgebühr erhoben. "Es kann ja immer mal etwas passieren. Neulich hatte zum Beispiel jemand per E-Mail abgesagt. Ich selber kellnerte und konnte die Nachricht somit nicht rechtzeitig lesen. Ein Telefonat hat dann die Angelegenheit schnell geklärt. Generell ist es besser, per Telefon abzusagen", rät die Wirtin.

Bei größeren Gesellschaften, wie zum Beispiel Klassentreffen, ruft sie im Vorfeld nochmal bei dem Verantwortlichen an, um nachzufragen, ob alles so bleibt.

Mitarbeiter vom "Landgang" wollen arbeiten

Auch das Restaurant "Landgang" in Pirna hat voraussichtlich an den Weihnachtsfeiertagen mittags geöffnet. Es sei vor allem die Entscheidung der Mitarbeiter, betont Geschäftsführer Tino Wunderlich. "Was wir seit der Coronazeit wahrnehmen ist, dass Reservierungen kurzfristiger werden und nicht mehr selbstverständlich wahrgenommen werden", sagt er.

Das Wort "No-Show" kannte Wunderlich bis vor wenigen Jahren nicht einmal. Er könne daher sehr gut nachvollziehen, warum manche Restaurants Stornierungsgebühren geltend machen. "Wenn ich an einem Sonnabendabend zur besten Zeit einen Tisch für vier Personen reserviere, möglicherweise mehrere Laufkunden wegschicken muss und die Gäste kommen nicht, dann ist das nicht nur unhöflich, sondern es kostet Geld, von dem meine Mitarbeiter leben", meint Tino Wunderlich. Allerdings käme solch eine Situation im "Landgang" immer noch so selten vor, dass er von solch unpopulärer Maßnahme wie Storno-Gebühr Abstand nehmen könne. "Ich hoffe, das bleibt so", sagt der Unternehmer.

Dehoga: Situation für Gastronomen wird schwieriger

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) hat eine eindeutige Meinung zu dem Thema "No-Show". "Natürlich werden die ökonomischen Zwänge bei den gestiegenen Einkaufspreisen für den Gastronomen immer größer. Die Verluste, welche durch nicht erscheinende Gäste entstehen, sind nicht mehr durch den Gastwirt so wie früher zu kompensieren", betont Axel Klein, Hauptgeschäftsführer Dehoga Sachsen. Das Personal, die frische Ware müssten trotzdem bezahlt werden, auch wenn der Gast nicht komme.