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„Nahkampf mit AfD“: Ex-SPD-Chef Gabriel ruft zu Unterstützung für Kretschmer auf

Der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel fordert in einem Interview mehr Gemeinsamkeit gegen die AfD. Ausdrücklich lobende Worte findet er für Sachsens CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer.

Von Henriette Kuhn
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Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat zur Unterstützung für Michael Kretschmer (CDU) aufgerufen.
Der ehemalige SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat zur Unterstützung für Michael Kretschmer (CDU) aufgerufen. © Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/

Der ehemalige SPD-Vorsitzende und Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hat im Vorfeld der Landtagswahlen in Sachsen im September dazu aufgerufen, Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zu unterstützen. „Der einzige, den ich kenne, für den ich als Sozialdemokrat Wahlkampf machen würde, ist der CDU-Ministerpräsident in Sachsen“, sagte Gabriel am Freitag in einem Interview mit dem WDR.

Gabriel lobte ausdrücklich Kretschmers Umgang mit der AfD. „Der hat Mumm, der geht da in den Straßenwahlkampf, in den Nahkampf mit der AfD, lässt sich nicht verscheuchen und nicht einschüchtern. Solche Typen brauchen wir jetzt“, so der frühere SPD-Chef in dem Interview.

Sigmar Gabriel: "Ich bin entsetzt, dass keiner etwas macht"

Laut einer aktuellen Civey-Umfrage für Sächsische.de kommt die AfD in der Wählergunst in Sachsen auf 37 Prozent, die CDU auf 33 Prozent. Kretschmer selbst sprach von einer „Momentaufnahme“, betonte aber auch: „Man muss diese Situation ernst nehmen.“

Sigmar Gabriel nannte es in dem WDR-Interview angesichts der aktuellen Umfragewerte „unfassbar“, dass sich nicht mehr Menschen in Deutschland der AfD entgegenstellten. „Ich bin, ehrlich gesagt, entsetzt darüber, dass trotz dieser offensichtlichen Entwicklung keiner etwas macht.“

Die Schwächung der AfD müsse gemeinsames Ziel sein: „Es wäre doch ein Leichtes, im Bundestag mal zu überlegen, was wir eigentlich für ihn tun können, damit er zeigen kann, dass er Erfolg hat und dann auch gewählt wird“, so Gabriel mit Blick auf Sachsens Ministerpräsidenten Kretschmer. „Dazu müsste man aber das parteipolitische kleine Karo überspringen.“

Sachsens SPD lädt Sigmar Gabriel ein

Die SPD kommt laut der aktuellen Civey-Umfrage auf drei Prozent. Sachsens SPD-Chef Henning Homann äußerte sich gegenüber der „Bild“-Zeitung zu den Aussagen Gabriels. Kretschmer kritisiere und schimpfe ständig auf die Bundesregierung, befasse sich aber zu wenig mit den Problemen in Sachsen. „Sigmar Gabriel bekommt in Goslar offenbar einige Dinge nicht mit“, so Homann. Daher habe man ihn nach Sachsen eingeladen.

Sigmar Gabriel forderte in dem Interview auch die Zivilgesellschaft zum Handeln gegen die AfD auf. „Ich kenne keine Kulturinitiative, keine Literaten, Künstler, keine Politiker, keine Chefs großer Unternehmen – bis auf ganz wenige – die sich dagegen engagieren“, sagte er. Stattdessen würden Däumchen gedreht, man lasse die Ereignisse auf sich zurollen. Mit Blick auf die kommende Zeit und seine eigene Gefühlslage sagte Gabriel: „Es ist fast schon Verzweiflung. Weil ich natürlich sehe, was auf das Land zu rollt.“