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Morgenlage in Sachsen: Grenzkontrollen; Mobbing an Schulen; Praxissterben

Flüchtlinge: Ministerium reagiert auf Forderung + Sachsen startet Anti-Mobbing-Programm an Schulen + Ärztechef warnt vor Praxissterben

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Die Polizei registriert mehr illegale Einwanderer an den deutschen Grenzen.
Die Polizei registriert mehr illegale Einwanderer an den deutschen Grenzen. © dpa

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Guten Morgen,

auf Umfragen ist immer Verlass. Und wenn sonst nichts los ist – eine Umfrage gibt’s immer. Und so wissen wir nun getrost, dass die Deutschen immer mehr sitzen. Nicht nachsitzen oder aussitzen – nein, sie sitzen einfach nur so da. Zuhause oder bei der Arbeit, im Auto, vor dem Fernseher. Wenn man nach dem neuesten Gesundheitsreport der Deutschen Krankenversicherung geht, so sitzen die Menschen imgrunde den halben Tag einfach irgendwo nur herum. Im Schnitt kommt so das hintere Sitzfleisch auf eine Nutzungsdauer von 9,2 Stunden täglich. Wohl gemerkt: nur an Werktagen!

Nun wollen wir mal jetzt nicht spekulieren, welche Berufs- oder Altersgruppe uns in dieser Statistik jetzt so herunterzieht. Da überwiegt dann doch die Freude über ein Teil-Ergebnis: Ostdeutsche seien "weniger träge" als Westdeutsche, heißt es in der Umfrage weiter.

Und jetzt wird’s noch interessanter. Denn natürlich gibt es in jeder Statistik immer einen Gewinner und einen Verlierer. So kommen Menschen in Nordrhein-Westfalen auf eine Sitz-Zeit von fast zehn Stunden. Am hibbeligsten sind laut Umfrage da noch die Brandenburger mit nur 8,4 Stunden täglicher "Sitzung". Und die Sachsen? Keine Sorge – wir sind nicht die letzten! Ein solider fünfter Platz, mit etwa 8,7 Stunden Sitzen pro Tag. Dabei dachte ich immer, hier werden besonders gerne und lang so manche Dinge einfach nur ausgesessen.

Herzlichst,

Ihre Annette Binninger, Leiterin Politikredaktion Sächsische.de

Die wichtigsten News am Morgen

Flüchtlinge: Ministerium reagiert auf Forderung

Das Bundesinnenministerium reagiert auf Forderungen des Görlitzer Landrats Stephan Meyer (CDU) nach stationären Grenzkontrollen und der sofortigen Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze. Auf Nachfrage von Saechsische.de erklärt ein Ministeriumssprecher schriftlich: "Schutzbegehrende Drittstaatsangehörige sind grundsätzlich an die zuständige deutsche Erstaufnahmeeinrichtung zum Zwecke der Prüfung asylrechtlicher Belange einschließlich etwaiger Überstellungen in andere EU-Mitgliedstaaten nach Maßgabe der Dublin-Verordnung weiterzuleiten." Kurz gesagt also: Wer an der Grenze um Asyl bittet, muss erst einmal eingelassen und sein Ersuchen geprüft werden. Dies würde auch für den Fall einer vorübergehenden Wiedereinführung von Binnengrenzkontrollen gelten, so das Bundesinnenministerium.

Dabei ist der Aufwand der Bundespolizei schon jetzt enorm. Beamte aus der gesamten Bundesrepublik werden ins Dreiländereck Sachsen-Tschechien-Polen geschickt, um bei der Fahndung nach illegalen Migranten und deren Schleusern zu unterstützen. Eine mobile Kontrolleinheit aus Pirna ist zudem in Zivil unterwegs. Ein deutsch-tschechisches Fahndungsteam fährt gemeinsam entlang der Grenze Streife auf Suche nach geschleusten Migranten. In der Stadt Bautzen würden derzeit besonders viele illegale Migranten gefasst. Unser Report zeigt, in welchem Zustand sie ankommen und was mit ihnen passiert.

Sachsen startet Anti-Mobbing-Programm

Sachsen startet zum Beginn des neuen Schuljahres ein Projekt, das präventiv gegen Mobbing und Cybermobbing wirken soll. Das Programm "Gemeinsam Klasse sein" richtet sich an Lehrerinnen und Lehrer an weiterführenden Schulen sowie Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf und sieben. Sie lernen, was Mobbing ist, wie man es erkennt und erfahren in einer Projektwoche mit Erklärvideos, Rollenspielen und gruppendynamischen Übungen, welche Folgen Mobbing für die Betroffenen hat und was die Schülerinnen und Schüler selbst tun können. Nach einer bundesweiten Studie sind 16,7 Prozent der Schülerinnen und Schüler allein von Cybermobbing betroffen. Ein Lehrer berichtet, dass die Kinder bereits sensibler auf solche Situationen reagieren. "Sie trauen sich mehr darüber zu sprechen und haben keine Angst als Petze zu gelten." Der Gesprächsbedarf sei groß.

Gesetzesinitiative gegen Straßenausbaubeiträge

Die Debatte um eine Abschaffung der kommunalen Straßenausbaubeiträge in Sachsen nimmt Fahrt auf. Die Linksfraktion im Landtag plant, in Kürze einen Gesetzentwurf einzubringen, der die generelle Abschaffung der Kosten vorzieht, die die Kommunen im Fall von Straßensanierungen auf die Anlieger umlegen können. "Das Bereitstellen der Verkehrsinfrastruktur ist eine öffentliche Aufgabe, für die alle Steuern zahlen – zumal am Ende alle Menschen die jeweilige Straße nutzen können und nicht nur diejenigen, die dort wohnen", sagt der Landtagsabgeordnete Mirko Schultze. Zuvor hatte die SPD darauf verwiesen, dass die Regierungskoalition im September zumindest über eine teilweise Abschaffung dieser Kommunalabgabe beraten will. Auch die AfD-Landtagsfraktion fordert mit Verweis auf die ohnehin schon hohe Steuerlast für die Bürger die komplette Abschaffung von Straßenausbaubeiträgen in Sachsen.

Ärztechef warnt vor Praxissterben

Der Chef der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS), Klaus Heckemann, warnt angesichts steigender Kosten von einem Sterben von Arztpraxen. "Die aktuellen Vergütungen für medizinische Leistungen basieren auf den Kosten von 2021. Da gab es aber praktisch keine Inflation", sagt er im Interview mit Saechsische.de. "Wenn wir für 2024 kein ordentliches Ergebnis hinbekommen, kriegen wir ein richtiges Problem." Auch für junge Mediziner werde die ambulante Versorgung unattraktiver. In Sachsen seien derzeit 430 Hausarzt- und 57 Facharztstellen unbesetzt. "Das Bundesgesundheitsministerium und die Krankenkassen müssen dringend handeln, da sonst eine flächendeckende ambulante Patientenversorgung nicht mehr gewährleistet werden kann."

Welche Folgen das haben kann, zeigt ein Beispiel aus Ostsachsen. Im gesamten Raum Löbau-Zittau gibt es keinen einzigen niedergelassenen Hautarzt mehr. Die KVS setzt deswegen auf die Hilfe der Hausärzte, die Auffälligkeiten und verdächtige Hautstellen der Patienten mithilfe einer mikroskopischen Lupe und eines Tablets fotografieren und an eine Fachärztegruppe nach Weißenfels senden. Doch die Kosten für eine Untersuchung per Telescan müssen die Patienten selbst tragen. Die KVS arbeitet zwar an einer Lösung und auch an einem Projekt, mit dem allen beteiligten Hausarztpraxen die benötigten Dermatoskope und Tablets, die Software und die fachärztlichen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden. Wann die Kosten für die Behandlungen übernommen werden, ist aber unklar.

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