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Sachsen wird auch weiter Polizisten in Chemnitz und Leipzig ausbilden

Nach der Diskussion um die Schließung der Polizeifachschulen Leipzig und Chemnitz schwenkt Sachsens Innenminister um. Die Ausbildung soll an drei Standorten weitergeführt werden.

Von Erik-Holm Langhof
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Polizeianwärter werden auch weiterhin in allen drei Polizeischulen in Schneeberg, Chemnitz und Leipzig ausgebildet. Die Standorte sollen nach Plänen des Innenministers erhalten bleiben.
Polizeianwärter werden auch weiterhin in allen drei Polizeischulen in Schneeberg, Chemnitz und Leipzig ausgebildet. Die Standorte sollen nach Plänen des Innenministers erhalten bleiben. © Archiv/Erik-Holm Langhof

Leipzig/Chemnitz/Dresden. Der Freistaat Sachsen will auch weiterhin an allen drei Polizeifachschulen in Leipzig, Chemnitz und Schneeberg neue Polizisten ausbilden. Das hat Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) am Dienstag im Landtag während seiner Rede zum Haushalt verkündet.

In den kommenden zwei Jahren sollen im Freistaat Sachsen insgesamt über 500 neue Polizisten in den aktiven Dienst übernommen werden - also alle, die 2023 und 2024 ihre Ausbildung oder Studium beenden. Doch auch künftig braucht der Freistaat mehr Kräfte in der Polizei. Aus diesem Grund "werden wir keine der Polizeifachschulen schließen", sagte Schuster. "Für den angeschobenen Modernisierungsprozess unserer Polizei – ein wichtiger Teil ist die Neustrukturierung der Ausbildung – brauchen wir alle drei Standorte." Er kündigte an, dass Investitionen in die Gebäude der Schulstandorte notwendig werden und auch neues Personal für die Ausbildung der künftigen Polizeianwärter benötigt wird.

Darüber hinaus gab der Innenminister bekannt, dass die Ausbildungszeit der neuen Beamten "intensiviert und verlängert" werden soll. Nach Informationen von Sächsische.de soll die Ausbildung von derzeit zweieinhalb auf drei Jahre verlängert werden. Demnach plane man in den zusätzlichen sechs Monate mehr Einblicke in die Bereiche Cybercrime, Datenauswertung, den Einsatz von Bodycams sowie Diversität.

CDU: "Gewinn für die Sicherheit von uns allen"

Begrüßt wird das Vorgehen vom Koalitionspartner SPD. Auf Twitter teilte ihr Landtagsabgeordneter Albrecht Pallas mit: "Innenminister Armin Schuster hat endlich öffentlich bestätigt, dass alle Polizeifachschulen in Sachsen erhalten bleiben. Das wurde Zeit. Eine überfällige Entscheidung. Für eine moderne Polizei Sachsen brauchen wir langfristig beste Bedingungen in Aus- und Fortbildung."

Auch aus den eignen Reihen bekommt der Innenminister Lob. "Die Ausbildung der künftigen Beamten ist umfangreich und wird aufgrund der Lageentwicklung immer anspruchsvoller. Deshalb ist es notwendig, ausreichend Kapazitäten vorzuhalten. Von dieser Entscheidung profitieren nicht nur Sachsens künftige Polizeibeamte, sondern es ist ein Gewinn für die Sicherheit von uns allen", teilte der innenpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Ronny Wähner, mit.

Gewerkschaften zeigen sich erleichtert über Entschluss

Zuspruch erhält Armin Schuster für seine Pläne auch von der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Sachsen. Die Vorsitzende in Sachsen, Cathleen Martin, nennt das Vorhaben einen "großen Erfolg". "Wir sind sehr froh, dass die Meinungen und Vorschläge von den einzelnen Standorten in Dresden Gehör gefunden haben. Um auch künftig attraktiv für den Nachwuchs zu sein, brauchen wir zwingend die Polizeischule in Leipzig", so Martin gegenüber Sächsische.de

Erst im Herbst kritisierte sie die Schließungspläne der Regierung. Durch ein Ende der Standorte in Leipzig und Chemnitz gebe es "keinen zentralen Standort in einer sächsischen Großstadt mehr, der auch verkehrsmäßig gut angeschlossen ist", sagte Martin damals der Freien Presse.

Jetzt blickt die sächsische DpolG-Vorsitzende optimistisch in die Zukunft. "2024/2025 sprechen wir über ein neues Konzept für die Ausbildung. Ich denke, auch dort können die Kollegen in den Schulen in Leipzig und Chemnitz über ihre Wünsche und Erfahrungen offen sprechen", so Martin. Die Verlängerung der Ausbildungszeit auf drei Jahre fasst sie ebenfalls positiv auf. Unter anderem seien Themen wie Extremismus und Auswertung von Handydaten bislang nur zu kurz Bestandteil des Lehrplans in den Schulen. Das könne sich in den zusätzlichen sechs Monaten ändern.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Sachsen zeigt sich am Dienstagabend erleichtert. "Ich bin froh über diese richtige Entscheidung und dass der Schwebezustand für alle Beteiligten ein Ende hat. Unsere großen Anstrengungen mit unzähligen Gesprächen und Beratungen haben sich gelohnt und die Polizei Sachsen wird weiter ein attraktiver Arbeitgeber bleiben", so Landesvorsitzender Jan Krumlovsky in Dresden.

"Wir sind erleichtert, dass diese Entscheidung relativ schnell getroffen wurde, ohne jedoch überstürzt zu handeln. Mit dieser Entscheidung kann zukünftig auf Schwankungen in der Einstellung und auf eine Reform der Aus- und Fortbildung reagiert werden."

Leipzig ist beliebtester Standort unter Polizeianwärtern

Noch im September war ein Dokument öffentlich geworden, demzufolge es Überlegungen gab, die Standorte in Chemnitz und Leipzig zu schließen. Demnach sollte zuerst die Polizeifachschule in Leipzig Ende Juni 2024 und anschließend der Standort in Chemnitz ab Juni 2027 geschlossen werden. Hintergrund soll offenbar die Finanzierung gewesen sein, schrieb die Freie Presse im Herbst. Demnach müssten in Leipzig mehrere Millionen Euro investiert werden.

Kraft und Geld sollten stattdessen in den Standort Schneeberg gesteckt werden, da dort die Polizeiausbildung konzentriert werden sollte. Wie interne Zahlen mehrfach gezeigt haben, ist der Standort in Leipzig jedoch der beliebteste von den drei bestehenden. Die Mehrzahl der Bewerber soll demnach als Erstwunsch die Messestadt angegeben haben, gefolgt von Chemnitz. Die wenigsten haben sich für den größten Standort in Schneeberg interessiert.