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Gefährden Geflüchtete wirklich die Bildungsqualität in Sachsens Schulen?

Ministerpräsident Michael Kretschmer sieht in Aufnahme geflüchteter Kinder und Jugendlicher eine Ursache für Lehrermangel und Unterrichtsausfall in Sachsen. Stimmt das? Eine Analyse.

Von Andrea Schawe
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In Sachsens Schulen lernen geflüchtete Kinder Deutsch als Zweitsprache und werden dann in die Regelklassen integriert.
In Sachsens Schulen lernen geflüchtete Kinder Deutsch als Zweitsprache und werden dann in die Regelklassen integriert. © Claudia Hübschmann

Dresden. Der Ton wird rauer. Michael Kretschmer hat mit seinen Aussagen zu Flüchtlingen in Schulen Bildung zum Wahlkampfthema gemacht. Vor ein paar Tagen hat der CDU-Ministerpräsident bei einer Diskussionsveranstaltung in Bautzen Flüchtlinge für den Unterrichtsausfall verantwortlich gemacht.

"Wir können die Qualität der Bildung nicht mehr garantieren, weil wir Schüler beschulen müssen, die von außen kommen", sagte er und sprach von einer Überlastung des sächsischen Bildungssystems durch Zuwanderer. Die Koalitionspartner SPD und Grüne reagierten entsetzt.

Was ist dran an den Aussagen des Ministerpräsidenten? Eine Analyse.

Wie viele Geflüchtete besuchen Sachsens Schulen?

Im Schuljahr 2022/23 besuchten etwa 405.000 Kinder und Jugendliche eine Schule in Sachsen. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes ist bei 55.088 von ihnen die Herkunftssprache nicht oder nicht ausschließlich Deutsch – das sind 13,6 Prozent. Die meisten von ihnen lernen an Grundschulen. Seit 2017 lag der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund bei etwa zehn Prozent – er ist vor allem durch den russischen Angriffskrieg gestiegen. In Sachsens Schulen werden derzeit etwa 9.300 ukrainische Kinder und Jugendliche unterrichtet.

Etwa 760 Kinder und Jugendliche warten auf einen Schulplatz – sie können wegen Platz- und Personalmangels keiner Schule zugewiesen werden. Kultusminister Christian Piwarz (CDU) warnte schon zu Beginn des vergangenen Schuljahres, dass die Schulen zunehmend an räumliche und personelle Kapazitätsgrenzen stoßen, vor allem in Dresden, Leipzig und dem Landkreis Görlitz.

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