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Karten, Socken oder Geld - Was schenken Sachsens Städte ihren Babys?

Sachsens Städte haben unterschiedliche Ideen, wie sie ihre Neugeborenen begrüßen. Die kleinen Gesten sollen Eltern unterstützen. Dennoch gehen die Geburten in den meisten Kommunen weiter zurück.

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Trotz aller Geschenke: Sachsens Kommunen kämpfen mit dem fortschreitenden Rückgang der Geburten.
Trotz aller Geschenke: Sachsens Kommunen kämpfen mit dem fortschreitenden Rückgang der Geburten. © Symbolfoto: dpa/Waltraud Grubitzsch

Plauen. Eintausend junge Esskastanien sollen bei Plauen die diesjährigen Neugeborenen der Stadt in die Zukunft begleiten. Die Bäume bilden den ersten "Zukunftswald" Plauens, der den Babys 2024 gewidmet wurde. Fortan wolle die Stadt für jeden Geburtenjahrgang ein eigenes kleines Waldstück gestalten, sagt Rathaussprecherin Nadine Läster. "Alle Eltern und Kinder können die Orte mit den Bäumchen gemeinsam besuchen und sich daran erfreuen."

Die Kinder sollen gemeinsam mit den gewidmeten Wäldchen aufwachsen, das genauso alt ist wie sie. "Dadurch entwickeln sie womöglich eine höhere Bindung zur Natur", so die Hoffnung der Stadt. Zusätzlich gibt es eine Babybox mit Gutscheinen und weiteren Präsenten für Plauens Neugeborene. Trotzdem verraten die aktuellen Zahlen, dass die Geburten weiter zurückgehen. Im letzten Jahr wurden 424 gezählt, 37 weniger als 2022. Vor einigen Jahren lag die Zahl noch bei rund 700 Geburten.

Auch andere Städte Sachsens kämpfen mit dem fortschreitenden Rückgang der Geburten. Gleichzeitig entscheiden sich die Kommunen für ganz unterschiedliche Geschenke an die Babys und die jungen Eltern, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur ergab.

Leipzig setzt auf Selbstgestricktes

In Leipzig werden Neugeborene mit selbstgestrickten Babyschuhen, Söckchen oder Puppenkleidern versorgt. Diese Aktion der "Strickomis" ist ein fester Bestandteil des "Leipziger Babystartpakets", sagt Stadtsprecher Thorsten Vollstädt. Das verschenkt die Stadt seit 2012 an die Neugeborenen - inzwischen mehr als 58.000 Mal. Und die "Strickomis" leisten einen enormen Beitrag: Unter ihren Händen entstehen dafür jährlich bis zu 9.000 kreative Produkte, wofür sie rund 40.000 Arbeitsstunden aufbringen.

Seit Beginn des Babystartpakets 2012 seien etwa 76.000 Strickprodukte verschenkt worden, so der Stadtsprecher. Im Paket der Stadt finden sich laut Vollstädt weitere Geschenke. Beliebt sei auch die Babycard der Leipziger Verkehrsbetriebe. Damit darf ein Elternteil im ersten Baby-Jahr gratis fahren. Aber die Zahl der Eltern sei deutlich zurückgegangen, die das Geschenk abholten, teils durch sinkende Geburtenzahlen. 2017 zählte die Stadt noch fast 7.000 Neugeborene, 2023 nur noch 4.900. Und beim Verhältnis zwischen Geburten und Sterbefällen gab es voriges Jahr ein Minus von fast 2000 Personen.

Städte in Sachsen zahlen Begrüßungsgelder für Neugeborene oder unterstützen die Familien mit vergleichbaren Leistungen, resümiert Mischa Woitscheck, Geschäftsführer des Sächsischen Städte- und Gemeindetages. Darunter seien kleinere Kommunen aus strukturschwachen Regionen ebenso wie Großstädte.

Vor allem im ländlichen Raum dürfte nach der jüngsten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamtes die Zahl der Einwohner und damit auch der Geburten weiter zurückgehen. Leipzig wird nach allen Berechnungen bis 2040 an Bevölkerung dazugewinnen, Dresden kann mit einem moderaten Wachstum rechnen. Die Landkreise und die Stadt Chemnitz hingegen erwartet ein deutlicher Bevölkerungsrückgang. Der könnte im Erzgebirgskreis besonders stark ausfallen. Dass sich ländliche Kommunen aber mehr oder weniger um Neugeborene und deren Eltern bemühen würden als Städte, sei nicht zu beobachten, so Woitscheck.

Neben einem kleinen Spielauto aus Holz will die "Automobilstadt" Zwickau mit 100 Euro Begrüßungsgeld für Neugeborene als "soziale Stadt" wahrgenommen werden, sagt Pressesprecher Mathias Merz. Das Geld ist an Untersuchungen bei Kinderärzten gebunden. "Damit soll ein Beitrag für das Kindeswohl geleistet werden." Auch in Zwickau nimmt die Zahl der Neugeborenen ab. Gab es 2019 noch 665 Geburten, waren es im letzten Jahr noch 517. Dem standen 2023 insgesamt 1.466 Sterbefälle bei über 88.000 Einwohnern gegenüber.

Die Landeshauptstadt Dresden setzt auf Begrüßungsbesuche bei den Neugeborenen und ihren Familien. Dieses Beratungsangebot des Jugendamtes soll Eltern "in der aufregenden Zeit nach der Geburt ihres Kindes unterstützen", sagt der für Bildung und Jugend zuständige Bürgermeister Jan Donhauser (CDU). Seit diesem Jahr erhalten Neugeborene in Chemnitz ein Begrüßungsgeschenk mit Bezug zur Stadt, etwa aus der Reihe "Chemnitzer Märchenbücher", erklärt eine Sprecherin. Bei unverbindlichen Willkommens-Hausbesuchen würde auch eine Tierpark-Jahreskarte überreicht. Das Begrüßungsgeschenk sei ein Mittel, um dem Rückgang der Bevölkerung etwas entgegenzuwirken, so die Sprecherin.

Freiberg im Landkreis Mittelsachsen setzt auf Glückwunschkarte und Gutschein. Und Görlitz verschenkt Gutscheine für den Tierpark für einen Erwachsenen und das Baby. Außerdem bekommt jedes Neugeborene im Städtischen Klinikum Görlitz einen Babyschlafsack. "Das wird von vielen Eltern genutzt und dient darüber hinaus der Prävention des plötzlichen Kindstodes", sagt eine Klinik-Sprecherin. 2023 kamen im Klinikum 572 Babys zur Welt. Mit Geschenken sei der leicht rückläufige Geburtstrend nicht umzukehren. "Aber wir können zeigen, dass Eltern und neue Erdenbürger sehr willkommen sind." (dpa)