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Karpfensaison in Sachsen gestartet

Sachsen hat die größte Teichwirtschaft in Ostdeutschland. In Wartha wurde am Samstag die neue Karpfensaison eingeläutet.

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Bei der Eröffnung der sächsischen Karpfensaison und der Lausitzer Fischwochen 2021 im Haus der Tausend Teiche in Wartha fasst Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Bündnis 90 / Die Grünen - r) mit an.
Bei der Eröffnung der sächsischen Karpfensaison und der Lausitzer Fischwochen 2021 im Haus der Tausend Teiche in Wartha fasst Sachsens Agrarminister Wolfram Günther (Bündnis 90 / Die Grünen - r) mit an. © Daniel Schäfer, dpa

Wartha. Mit Beginn der Karpfensaison kommt bei vielen Sachsen wieder häufiger frischer Fisch auf den Teller. Doch die Teichwirtschaft hat in den vergangenen Jahren deutliche Rückschläge hinnehmen müssen. Zwar wird dieses Jahr auch dank ergiebigen Regens wieder mit mehr Fisch in den Netzen gerechnet. Die Erträge dürften aber weiter auf niedrigem Niveau verharren, wie der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes, Andreas Stummer, sagte.

2020 waren laut Landesamt für Statistik 2146 Tonnen Fisch in Sachsen produziert worden. Rund 80 Prozent sind Karpfen. Damit ist der Freistaat größter Produzent von Speisefischen in Aquakultur in Ostdeutschland und rangiert bundesweit auf Rang 4 hinter Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg.

Laut Stummer war der Ertrag im Vorjahr jedoch so gering wie nie seit Beginn der Aufzeichnungen. Anfang der 90er Jahre seien noch rund eine Tonne Karpfen pro Hektar erzielt worden. Zuletzt seien es nur noch etwa 200 Kilogramm gewesen. Auch die Zahl der Betriebe ist in den vergangenen Jahren gesunken: Von knapp 200 im Jahr 2015 auf 152 im vorigen Jahr.

Wiederbelebung alter Wirtschaftsmethoden

Als Gründe nennen Fachleute die Ausbreitung von Fischfressern wie Kormoran, Fischotter, Silber- und Graureiher sowie die Folgen der Klimakrise. Extreme Trockenheit wie in den vergangenen Jahren führt zu Wassermangel, der Fischsterben verursachen und Teichwirte zum Notabfischen zwingen kann. Viele Teiche konnten zudem in den Vorjahren nicht mehr die ganze Zeit hinweg bewirtschaftet werden. Häufigerer Starkregen kann zudem viel Schlamm in die Teiche spülen und zu einem schlagartigen Sauerstoffrückgang führen.

"Die Frage nach dem Umgang mit dem Klimawandel ist für die Teichwirtschaften von immenser Wichtigkeit", betonte Stummer. Neben einer effektiven Nutzung des Wassers gehe es auch um die Wiederbelebung alter Wirtschaftsmethoden. Als Beispiel nannte er die Sömmerung. "Dabei werden Teiche ein Jahr trocken gelassen und für den Feldfrüchteanbau genutzt", erklärte der Fachmann. "Vor allem in Teichketten, aber auch in von Trockenheit betroffenen Bereichen wäre diese Methode sinnvoll. Damit könnten einige der Teiche vollständig gefüllt werden und andere dafür vollständig trocken liegen." Das sei besser als wenn alle Teiche nur zur Hälfte gefüllt seien, weil sie dann schneller verschilften und verlandeten und natürliche Feinde der Fische leichtes Spiel hätten.

Nach Angaben des Agrar- und Umweltministeriums werden Investitionen und Forschung zur Anpassung von Aquakulturen an den Klimawandel gefördert. So gibt es Systeme, mit denen Teiche und Becken belüftet oder beschattet werden.

Marke "Lausitzer Fisch" soll etabliert werden

Der Schwerpunkt der Teichwirtschaft liegt in Ostsachsen. So wurde in Wartha (Landkreis Bautzen) am Samstag die neue Karpfensaison eingeläutet. "Seit Jahrhunderten zählt die Fischereiwirtschaft zur sächsischen Kulturlandschaft und Tradition", konstatierte Agrarminister Wolfram Günther. "Der Karpfen steht in dieser Region beispielhaft für nachhaltiges Wirtschaften des Menschen im Einklang mit der Natur."

Das Ministerium schätzt, dass in Sachsen 3,7 Prozent des verzehrten Fischs aus heimischer Produktion stammt. Wachstumspotenzial wird etwa bei Krebsen sowie Speisefischen wie Forellen und Saibling gesehen.

Beim Verkauf ihrer Fische an den Großhandel müssen Sachsens Teichwirte laut Ministerium mit niedrigen Preisen für Fische aus Ungarn, Polen und Tschechien konkurrieren. Im Schnitt erhielten sie etwa 2,00 bis 2,50 Euro pro Kilogramm. Über eine lokale und regionale Vermarktung in Hofläden und Gastronomie sei mindestens der doppelte Preis zu erzielen.

Um den Verkauf von Fisch aus der Region anzukurbeln, will der Fischereiverband die Marke "Lausitzer Fisch" stärker etablieren und hat dazu eine Initiative im Internet mit Informationen zur Arbeit der Fischer sowie Angeboten für Touristen und Ausflüge rund um das Thema Fisch angekündigt. (dpa)