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Gedenken an tote KZ-Häftlinge in Porschdorf

Elf italienische Häftlinge des KZ-Außenlagers Porschdorf kamen im Frühjahr 1945 ums Leben. Jetzt erinnert eine Grabstätte an die Toten.

Von Dirk Schulze
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Die kürzlich eingeweihte Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof Porschdorf erinnert an Opfer eines KZ-Außenlagers in der Sächsischen Schweiz.
Die kürzlich eingeweihte Kriegsgräberstätte auf dem Friedhof Porschdorf erinnert an Opfer eines KZ-Außenlagers in der Sächsischen Schweiz. © Marko Förster

Elf Italiener im Alter zwischen 18 und 47 Jahren starben im April 1945, nur wenige Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Herrschaft der Nationalsozialisten. Sie waren Häftlinge des KZ-Außenlagers Porschdorf in der Sächsischen Schweiz und wurden auf dem Porschdorfer Friedhof bestattet. Lange Zeit erinnerte vor Ort nichts an diese Ereignisse, mit einer neu errichteten Gedenkstätte hat sich das nun geändert.

In Porschdorf befand sich damals ein Außenlager des Konzentrationslagers Flossenbürg. Es war nach Mockethal-Zatzschke und Königstein das dritte KZ-Außenlager in der Sächsischen Schweiz und sollte dazu dienen, mittels Zwangsarbeit die durch alliierte Bombenangriffe schwer geschädigte deutsche Treibstoffproduktion wieder in Gang zu bringen. Im Polenztal sollte in unterirdischen Stollen Flugbenzin produziert werden.

Am 3. Februar 1945 wurden 250 Häftlinge von Flossenbürg in der Oberpfalz nach Porschdorf überstellt. Die meisten von ihnen waren Italiener, auch einige Russen, Belgier, Polen, Deutsche und sechs weitere Nationalitäten fanden sich unter den Inhaftierten. Bewacht wurden sie von 29 SS-Männern.

Das Außenlager war am Eingang ins Sebnitzal gelegen, auf dem Gelände eines Sandsteinbruchs gegenüber dem Porschdorfer Bahnhof. "Die Baracke befand sich unter der Felswand, die als Dach diente. Es tröpfelte ununterbrochen und es war unglaublich feucht." So beschrieb es später ein Überlebender. Die Häftlinge mussten demnach in einem Steinbruch schuften, bekamen kaum genug zu essen und wurden geschlagen.

Die Häftlinge bauten im Polenztal hauptsächlich Stollen für die geplante Untertage-Verlagerung der Treibstoffproduktion, möglicherweise auch die Sockel für eine Kompressorenstation, die noch heute am Wanderweg durch das Polenztal zu sehen sind. Daneben mussten sie Elbkähne entladen und Eisenbahnschienen transportieren.

Nachzulesen ist dies alles auf einem Flyer zum KZ-Außenlager Porschdorf, den der Pirnaer Verein Akubiz mit Unterstützung der Stiftung Bayerische Gedenkstätten und der Stadt Bad Schandau herausgegeben hat. Ebenfalls zu finden sind diese und zahlreiche weitere Recherche-Ergebnisse zur Zeit des Nationalsozialismus in Sachsen auf der Website www.gedenkplaetze.info, die der Akubiz-Verein betreut.

Auf welche Weise die elf auf dem Friedhof Porschdorf bestatteten Italiener zu Tode kamen, ist nicht bekannt. Nach Aussage eines ehemaligen Häftlings töteten die SS-Bewacher Häftlinge sowohl bei der Arbeit als auch im Lager; ein anderer Zeuge spricht hingegen von zahlreichen Todesfällen durch Entkräftung, die Häftlinge seien zwar misshandelt, aber nicht ermordet worden.

Dass die Sammelgrabstelle auf dem Porschdorfer Friedhof existiert, gelangte 2012/13 durch einen Recherchebesuch und anschließenden Vortrag von Ulrich Fritz von der Stiftung Bayrische Gedenkstätten über die KZ-Außenstelle ins öffentliche Bewusstsein. Damals entstand in Bad Schandau und Porschdorf auch die Idee, mit einer Gedenkstätte daran zu erinnern. Auf dem Friedhof selbst war von den Gräbern nichts mehr zu sehen.

Es folgten vielen Recherchen von der Stadtverwaltung, Mitgliedern des Kirchenvorstands und engagierten Bad Schandauern. Anhand von archivierten Leichenbestattungsscheinen konnten die Namen sowie Geburts- und Sterbedaten der Häftlinge bekanntgemacht werden. Ebenso die genaue Lage des Sammelgrabs auf dem Porschdorfer Friedhof.

An dieser Stelle wurde nun eine Kriegsgräberstätte, bestehend aus einem steinernen Grabkreuz, einem Gedenkstein sowie Steinen mit den Namen der Toten errichtet. Finanziert wurde dies über Fördermittel des Bundes. Zur feierlichen Einweihung Ende Oktober durch Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus) und Pfarrerin Luise Schramm waren unter anderem der italienische Honorarkonsul Andreas Aumüller, Landtagsvizepräsidentin Andrea Dombois (CDU) sowie Dirk Reitz vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge anwesend.