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200 Jahre Einkehr am Amselfall - was wird daraus?

Der Amselfall war seit jeher ein beliebtes Ausflugsziel, wie auch die Baude. Hier ein paar Ansichtskarten und Fotos, wie es früher dort ausgesehen hat.

Von Anja Weber
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Das waren noch Zeiten. Bis Ende 2018 wurden am Amselfall noch Gäste bewirtet.
Das waren noch Zeiten. Bis Ende 2018 wurden am Amselfall noch Gäste bewirtet. © SZ/Archiv Daniel Förster

Die Konzession für die Bewirtschaftung am Amselfall wurde bereits 1819 an einen George Köckritz erteilt. Das geht aus historischen Unterlagen hervor. "Noch vor der Errichtung des ersten massiven Gasthauses auf der Bastei im Jahr 1826 wurden hier den Wanderern Erfrischungen an Bier und Obst gereicht", zitiert der Rathewalder Gunter Förster. Ende 2018 war damit Schluss, eine fast 200-jährige Ära war zu Ende. Was bleibt, sind Erinnerungen.

Gunter Förster hat viel recherchiert über die Geschichte am Amselfall. Und er gehört unter anderem mit Kurt Weißhaupt, Konrad Weber, Uwe Nescheida, Uwe Knaak und Rathewalder Einwohnern zu denjenigen, die die Sorge um die Zukunft dieses Kulturgutes mitten in der Sächsischen Schweiz umtreibt. Gemeinsam haben sie viele historische Unterlagen, Ansichtskarten oder auch Zeichnungen gesammelt. Und sie werden vor allem nicht müde, sich Gehör zu verschaffen, wenn es um die Zukunft des Areals geht.

Eigentümer des Areals ist der Freistaat Sachsen. 2017 wurde der Pachtvertrag für die Gastronomie in der Baude nicht verlängert. Der Grund: es wurden weitere Steinschläge befürchtet. Es folgten Sicherungsarbeiten an den Felsen, damit der Wanderweg in den Kurort Rathen oder nach Rathewalde begehbar ist. Seitdem ist unklar, wie es in dem doch beliebten Ausflugsareal weitergeht und ob es überhaupt eine Zukunft hat.

Die Baude weiter vergammeln zu lassen, ist für die Rathewalder keine Lösung. Sie fordern eine Entscheidung. Soll diese Touristenattraktion nach 200 Jahren tatsächlich für immer Geschichte sein, fragen sie sich. "In all den Jahren ist dort kein Mensch zu Schaden gekommen, obwohl einiges an Wasser durch den Amselgrund geflossen ist und auch mal Steine nach unten gefallen sind. So ist es eben in der Natur", sagt Gunter Förster.

Gemeinsam mit anderen eifrigen Sammlern historischer Zeugnisse hat er für Sächsische.de die Schatzkiste geöffnet.

Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1994.
Diese Aufnahme stammt aus dem Jahr 1994. © Foto: SZ/Gunter Hübner
Über viele Jahre konnte der Wasserfall so beobachtet werden.
Über viele Jahre konnte der Wasserfall so beobachtet werden. © Agentur
Der Amselfall als Postkarte im Jahr 1905 mit Friedrich August Kegel in der Mitte.
Der Amselfall als Postkarte im Jahr 1905 mit Friedrich August Kegel in der Mitte. © Archiv/G. Förster
Eine Aufnahme vermutlich aus dem Jahr 1880 mit einem Gästeführer, der auf Ausflügler wartet.
Eine Aufnahme vermutlich aus dem Jahr 1880 mit einem Gästeführer, der auf Ausflügler wartet. © Archiv/G. Förster
So sah die Amselfallbaude im Jahr 1910 mit neugebauten Blockhaus aus.
So sah die Amselfallbaude im Jahr 1910 mit neugebauten Blockhaus aus. © Archiv/ G. Förster
Diese Ansichtskarte stammt aus dem Jahr 1899.
Diese Ansichtskarte stammt aus dem Jahr 1899. © Archiv/ G.Förster
Die Amselfallbaude im Jahr 1922 mit der massiven Veranda, welche 1917 errichtet wurde
Die Amselfallbaude im Jahr 1922 mit der massiven Veranda, welche 1917 errichtet wurde © Archiv/ G. Förster
Schon immer war die Amselfallbaude samt Wasserfall ein Touristenmagnet.
Schon immer war die Amselfallbaude samt Wasserfall ein Touristenmagnet. © Daniel Förster
Und der Anblick heute mit dem gesicherten Wanderweg.
Und der Anblick heute mit dem gesicherten Wanderweg. © Mike Jäger

George Köckritz bekam auch die Erlaubnis, das Wasser aus den Rathewalder Höhen umzuleiten. In seinem Gesuch um die Verlängerung der Konzession aus dem Jahr 1828 steht dazu folgendes: "das sich in der bekannten Amsel ein Waßerfall bildete, um dadurch den Reißenden den Anblick der Naturschönheiten dasiger Gegend noch annehmlicher zu machen."

Vom Amselfall und später auch der Baude wurden viele Ansichtskarten gefertigt. Auf einigen steht: "Hier hat der Freischütz seine Kugeln gegossen". Außerdem gibt es viele historische Grafiken und Stiche, von denen Gunter Förster selbst einige besitzt. Das zeigt auch, wie bekannt und beliebt Wasserfall samt Baude bei den Ausflüglern schon immer war. Ein besonderer Schatz sei die Tuschezeichnung von Hermann Wunderlich aus dem Jahr 1886. Die ersten Fotos stammen wohl schon aus dem Jahr 1853 von Hermann Krone. Sogar auf Meißner Porzellan wurde der Amselfall verewigt.

Wasserfall absichtlich zerstört

Ein Steinschlag im Jahr 2017 sorgte für Aufmerksamkeit. Verletzt wurde niemand, trotzdem sollte das wohl das schleichende Aus für die Amselfallbaude einläuten. Am 24. Dezember 2018 bekam der Wirt Uwe Knaak nach 28 Jahren die Mitteilung, dass der Pachtvertrag für 2019 nicht verlängert werde. Seitdem gab es einige aufwändige Sicherungsmaßnahmen an den Felsen ringsum. Die sind aber noch nicht abgeschlossen. Und es ist unklar, ob diese überhaupt weitergeführt werden, da weitere Sicherungsmaßnahmen erhebliche Eingriffe in die Natur nach sich ziehen würden, verlautete aus dem Finanzministerium. Aussagen über mögliche Kosten gibt es keine.

Durch Gitter versperrt ist auch der Blick auf den Wasserfall, der inzwischen als kleines Dauerrinnsal herabtröpfelt. 2019 wurde nicht nur die Stauanlage abgebaut, sondern auch durch ein Loch im Staubecken das Wasser des Grünbachs in die Amselhöhle geleitet. "Dadurch kann es nicht mehr über den Beckenrand fließen, was immer noch einigermaßen sehenswert gewesen wäre", sagt Gunter Förster. Und mit ihrer Vermutung, dass es keine Verweildauer am Amselfall geben soll, haben sie offenbar recht. Für eine gefahrlose Nutzung der zum Verweilen einladenden Gebäude müsse eine höhere Anforderung an die Steinschlagsicherheit erfüllt werden, als das für die allgemeine Wegesicherheit notwendig sei, verlautete aus dem Finanzministerium.