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B172 in Königstein: Baustart an Tourismus-Achse erneut verschoben

Die Bahnhofstraße in Königstein soll auf 300 Metern erneuert werden - ein Projekt, mit enormen Folgen für den Verkehr. Jetzt gibt es eine neue Prognose.

Von Katarina Gust
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Nadelöhr in Königstein: Die B172 soll im Abschnitt der Bahnhofstraße erneuert werden. Offen ist nach wie vor, wann der Bau beginnt.
Nadelöhr in Königstein: Die B172 soll im Abschnitt der Bahnhofstraße erneuert werden. Offen ist nach wie vor, wann der Bau beginnt. © Daniel Schäfer

Bei der geplanten Erneuerung der B 172 durch Königstein muss sich die Stadt weiter in Geduld üben. Seit fast 15 Jahren wird an dem Großprojekt geplant. Schon mehrfach war von einem Baustart die Rede. Noch vor einem Jahr hatte Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) die Hoffnung, dass es in diesem Jahr so weit sein könnte. Eine Hoffnung, die er nun aber wieder begraben kann.

Denn laut Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) sollen frühestens 2024 die ersten Bagger anrollen. Was konkret geplant ist? Erneuert werden soll der etwa 300 Meter lange Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr und dem Abzweig zum Pladerberg. Bevor es an die Fahrbahn geht, muss die marode Stützwand zwischen dem Bahnhof und der B172 komplett erneuert werden. Auch am Hang gegenüber dem Bahnhof muss gearbeitet werden. Hier standen bis 2008 Häuser. Nach deren Abriss wurde eine Bretterwand montiert, die die Bundesstraße zum Hang abgrenzt. Im Zuge der Erneuerung der Bahnhofstraße soll der Hang gesichert und eine neue Stützmauer errichtet werden. Insgesamt soll die B172 breiter werden und auch einen breiteren Fußweg bekommen - alles unter halbseitiger Sperrung.

Groß ist nicht nur der Umfang des Projektes. Die B172 durch Königstein ist eine der wichtigsten Verkehrsachsen in der Sächsischen Schweiz. Vor allem für Urlauber, die in der Hauptsaison von Pirna aus in Richtung Gohrisch oder Bad Schandau wollen. Aber auch für Pendler ist die Bundesstraße ganzjährig eine bedeutende Trasse. Wenn diese halbseitig gesperrt wird, wird der Verkehr stark ausgebremst. Im schlimmsten Fall könnte Königstein dadurch zur Staufalle werden.

Stützmauer am Bahnhof soll schneller gebaut werden

Dessen ist sich das Landesamt für Straßenbau und Verkehr, in dessen Regie die Erneuerung der B172 liegt, bewusst. Entsprechend umfangreich ist die Vorbereitung. Schon 2021 wurde für das Gesamtprojekt das Planfeststellungsverfahren bei der Landesdirektion beantragt. Bis Ende Februar dieses Jahres lagen die Planunterlagen öffentlich aus. Gleichzeitig wurden bereits Träger öffentlicher Belange angehört. "Dem Landesamt für Straßenbau und Verkehr liegen bereits einige Stellungnahmen vor", teilt Sprecherin Rosalie Stephan auf Nachfrage mit. Die vorliegenden Stellungnahmen und Einwendungen werden nun ausgewertet.

Das Lasuv muss anschließend dazu Stellung nehmen. Voraussichtlich im zweiten oder dritten Quartal dieses Jahres sollen die Positionen des Lasuv dann an die Landesdirektion übergeben werden. Wie lange sich das Verfahren hinzieht und bis wann finales Baurecht erteilt wird, kann derzeit nicht gesagt werden, heißt es.

Damit das Projekt tatsächlich Fahrt aufnimmt, wurde der Bau der neuen Stützwand zwischen dem Bahnhofsgebäude und der Bundesstraße bereits aus dem Gesamtprojekt herausgelöst, teilt das Lasuv mit. Der Grund ist der besonders schlechte bauliche Zustand der Stützwand. Damit die Wand möglichst bald erneuert werden kann, wurde dieser Teilbereich separiert. "Für dieses Bauwerk soll in Kürze der Bauwerksentwurf genehmigt werden. Anschließend ist geplant, das Baurecht in eigener Zuständigkeit herbeizuführen", sagt Lasuv-Sprecherin Rosalie Stephan. Dafür seien noch Abstimmungen mit der Deutschen Bahn AG und einzelnen Trägern öffentlicher Belange erforderlich.

Die Stützwand (li.) direkt hinter dem Bahnhofsgebäude in Königstein ist in einem desolaten Zustand. Sie muss erneuert werden. Erst dann kommt die Fahrbahn der B172 dran.
Die Stützwand (li.) direkt hinter dem Bahnhofsgebäude in Königstein ist in einem desolaten Zustand. Sie muss erneuert werden. Erst dann kommt die Fahrbahn der B172 dran. © Daniel Schäfer

Denn um die Stützwand zu erneuern, muss das dicht angrenzende ehemalige Bahnhofsgebäude teilweise zurückgebaut werden. Etwa 80 Prozent des Gebäudes sollen entfernt werden, sagt Königsteins Ratschef Tobias Kummer. Nur so bekommen die Bauleute den erforderlichen Platz, um die Stützmauer erneuern zu können. Das Gebäude ist in Eigentum der Deutschen Bahn AG. Mit dem Konzern sind etliche Abstimmungen nötig, um den Abriss vorzubereiten. "Nach derzeitigem Stand könnten erste Arbeiten an der Stützwand - voraussichtlich beginnend mit den Baufeldfreimachungsmaßnahmen rund um das Bahnhofsgebäude - im Jahr 2024 ein realistisches Szenario darstellen", informiert Rosalie Stephan.

Nein zu Vollsperrung und großräumiger Umleitung

Etwa zwei Jahre sollen die Bauarbeiten insgesamt dauern. So lange müsste die Bundesstraße halbseitig gesperrt werden. Was das für den Durchgangsverkehr bedeutet? Die Bahnhofstraße ist aufgrund ihrer Lage im Elbtal schon jetzt ein Nadelöhr. Es gibt kaum Möglichkeiten, dieses zu umfahren. Um eine Lösung für dieses Problem zu finden, setzt das Lasuv derzeit große personelle und finanzielle Ressourcen sein. Es werden die "Sperr- und Umleitungsmöglichkeiten und die daraus resultierenden Verkehrsqualitäten bzw. Störfallszenarien gesondert untersucht", heißt es. Einig sei man sich in dem Punkt, dass eine Vollsperrung ausgeschlossen werden muss.

Eine großräumige Umleitung präferiert das Lasuv nach aktuellem Stand ebenfalls nicht. Weder die Straßen auf linkselbischer Seite rund um Königstein seien für eine zusätzliche Belastung durch den Ausweichverkehr ausgelegt. Noch sei eine Umleitung auf der anderen Elbseite über die S154, S165 und S163 ideal. Letztere sei zwar weiträumig, müsste aber schon ab Pirna angekündigt werden, sodass Betroffene bereits hier die Elbe überqueren. "Die Verlustzeit dieser Umleitung wäre enorm", sagt das Lasuv. Zudem seien einige Ausbaumaßnahmen notwendig, um diesen zusätzlichen Verkehrsstrom zu bewältigen.

Als praktikabelste Lösung wird aktuell eine halbseitige Verkehrsführung mit möglichst kurzen Bauabschnitten und intelligenter Baustellensignalisierung, also Ampelschaltung, befürwortet. Diese soll den Verkehr bedarfsgerecht und abwechselnd an der Baustelle vorbeiführen - je nachdem, aus welcher Richtung mehr Verkehr herrscht.