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Warum der Ausbau der B172 in Königstein tatsächlich verschoben wurde

Die Debatte um die Erneuerung der Bahnhofstraße läuft seit 15 Jahren - ohne zu bauen. Königsteins Ratschef über die Gründe, weshalb es nun wieder hakt.

Von Katarina Gust
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Enge und viel befahren: Die B172 ist im Bereich der Bahnhofstraße in Königstein äußerst schmal. Genau dort muss aber gebaut werden.
Enge und viel befahren: Die B172 ist im Bereich der Bahnhofstraße in Königstein äußerst schmal. Genau dort muss aber gebaut werden. © Daniel Schäfer

Dieses Jahr wird es definitiv nichts mehr. 2025 sei nun im Gespräch. Das sagt Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer (CDU) im Hinblick auf den immer wieder verschobenen Baustart an der B172, der Bahnhofstraße durch Königstein.

Seit nunmehr 15 Jahren wird auf dem Papier an dem Projekt gefeilt. Das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv), in dessen Zuständigkeit die Bundesstraße fällt, will den Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr und dem Abzweig zum Pladerberg ausbauen. Etwa 300 Meter lang ist der Teilbereich.

Es geht allerdings nicht nur um eine Erneuerung der Fahrbahn und des Fußweges. Zusätzlich muss die marode Stützwand zwischen dem Bahnhofsgebäude und der Bahnhofstraße neu errichtet werden. Später soll zudem der Hang gegenüber dem Bahnhof mit einer eigenen Stützmauer gesichert werden. An dieser Stelle standen bis 2008 Häuser, die im Zusammenhang mit dem geplanten Straßenbau abgerissen wurden. Es ist ein aufwändiges Unterfangen, noch dazu an einer Stelle, an der die B172 äußerst eng ist. Die Arbeiten werden deshalb für weitreichende Verkehrseinschränkungen sorgen, da viel Baufreiheit gebraucht wird.

Befürchtung: Bau bremst Touristenströme aus

"Das Lasuv wollte eigentlich im Sommer 2024 mit dem Bau beginnen", sagt Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer. Daraus wird jedoch nichts. Warum? Dazu hielt sich die Behörde Ende 2023 noch bedeckt. Es seien noch Abstimmungen mit der Deutschen Bahn notwendig, der das Grundstück mit der Stützmauer gehört. Zudem müsse noch die Finanzierung abgestimmt und das Projekt in das jährliche Bauprogramm des Lasuv eingeordnet werden, hieß es auf Nachfrage. Eine konkrete Jahresprognose, wann denn endlich los gebaut werden kann, wollte das Lasuv nicht machen.

Laut Kummer gibt es noch einen weiteren Grund, warum der Bau erneut verschoben wurde. Und der hängt mit der Erreichbarkeit der Hinteren Sächsischen Schweiz zusammen. Die B172 gehört zu den wichtigsten Touristenachsen im Elbsandsteingebiet, die die A17 und Pirna mit der Region um Königstein und Bad Schandau verbindet. Wegen der Bauarbeiten wäre mindestens eine halbseitige Sperrung der viel befahrenen Bundesstraße erforderlich. Und das wiederum würde nicht nur Pendler ausbremsen, sondern vor allem Touristenströme.

Wunsch: Ausbau um ein weiteres Jahr verschieben

Laut Kummer hätten viele Gastronomen und Hoteliers deshalb ihre Bedenken gegenüber dem Lasuv geäußert und darum gebeten, das Projekt erneut um ein Jahr zu verschieben. "Aus der Tourismusbranche kam der große Wunsch: Die Hintere Sächsischen Schweiz soll nach den harten Einschränkungen in der Coronazeit noch länger erreichbar bleiben", sagt Kummer. Die betroffenen Hoteliers und Gastronomen wollten 2024 nutzen, um die eigene Lage zu stabilisieren und ein Jahr mehr Zeit zum "Durchatmen" zu haben, wie es Kummer formuliert. Denn sie fürchten durch den Bau an der B172 erneute Umsatzeinbrüche.

Kummer selbst hat sich bereits gegen eine Vollsperrung der B172 für den Bauzeitraum ausgesprochen, um die damit verbundenen Belastungen für Königstein so gering wie möglich zu halten. Wie genau der Verkehr während der Arbeiten geleitet werden soll, an dem Konzept arbeitet das Lasuv noch. Es werden Sperr- und Umleitungsmöglichkeiten und die daraus resultierenden Verkehrsqualitäten bzw. Störfallszenarien gesondert untersucht und moderne Lösungen entwickelt, teilt die Behörde mit.

Prognose: Im rechtselbischen Teil nimmt Verkehr zu

Wird die Bundesstraße in Königstein halbseitig gesperrt, wirkt sich das auch auf den rechtselbischen Teil der Sächsischen Schweiz aus. Dort wird mit einer Mehrbelastung auf den Kreis- und Staatsstraßen durch den Ausweichverkehr gerechnet. Auch das müsse berücksichtigt werden. Autofahrer sollen beispielsweise bereits in Pirna auf die Baustelle in Königstein hingewiesen werden, um gegebenenfalls auf den rechtselbischen Bereich ausweichen zu können. Das bietet sich zum Beispiel für diejenigen an, die Bad Schandau als Ziel haben.

Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer: "Das Projekt muss aber auch irgendwann umgesetzt werden."
Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer: "Das Projekt muss aber auch irgendwann umgesetzt werden." © Marko Förster

"Im Moment ist 2025 als Baustart im Gespräch", verrät der Ratschef. Er selbst wäre froh, wenn der Bau dann auch tatsächlich angegangen und nicht erneut verschoben wird. "Das Projekt muss aber auch irgendwann umgesetzt werden", sagt er. Der Abriss der Häuser an der Bahnhofstraße 2008 sei nun 16 Jahre her. Kummer sei grundsätzlich dafür, länger an einem Projekt zu arbeiten, um alle Beteiligten mitzunehmen und das Projekt gut zu moderieren. Irgendwann müsse es aber losgehen.

Wenn, dann wird im ersten Schritt die Stützwand an der Bahnhofseite erneuert. Soviel steht fest. Das Teilprojekt wurde aus dem Gesamtvorhaben herausgelöst, um womöglich schneller damit beginnen zu können. Denn aufgrund des schlechten Zustandes der Mauer drängt die Zeit. Die gute Nachricht: Für dieses Bauwerk wurde der Bauwerksentwurf bereits genehmigt, heißt es vom Lasuv.