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Festung Königstein erhöht nach Krisenjahr den Eintritt

Corona und die Waldbrände haben 2022 zum dritten Mal für einen Gästerückgang auf dem Königstein gesorgt. Aber auch einen Rekord gibt es und Zuversicht.

Von Katarina Gust
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Hatte 2022 einen schweren Start: André Thieme übernahm im August die Leitung der Festung Königstein.
Hatte 2022 einen schweren Start: André Thieme übernahm im August die Leitung der Festung Königstein. © Marko Förster

Lockdown, strenge Regeln für Besucher und Maskenpflicht in Innenräumen: Die Festung Königstein hatte 2022 das dritte Jahr in Folge mit Corona-Einschränkungen zu kämpfen. Bis Mitte Januar mussten die Tore der Bergfestung komplett geschlossen bleiben, danach galt für Besucher die 2G-Regel, bis Anfang April dann die 3G-Regel. Einschränkungen, die im vergangenen Jahr erneut für einen massiven Einbruch der Besucherzahlen gesorgt haben.

Normalerweise pilgern etwa eine halbe Million Gäste jedes Jahr auf den Königstein, der zu Sachsens touristischen Aushängeschildern gehört. 2022 wurden lediglich knapp 400.000 Personen registriert. Das sind durchschnittlich fast 22 Prozent weniger als im Vor-Corona-Jahr 2019, als mehr als eine halbe Million Besucher gezählt wurden. "Die ersten zwei Monate von 2022 können wir praktisch komplett vergessen", sagt André Thieme, Geschäftsführer der Festung Königstein gGmbH, der im August die Nachfolge von Festungschefin Angelika Taube antrat, die sich in den Ruhestand verabschiedete.

Waldbrände sorgen im Sommer für Negativ-Rekorde

Die konkret 396.506 registrierten Besucher sind zwar fast doppelt so viele wie 2021. Dennoch: "Es war erneut ein hartes Jahr", resümiert André Thieme. Und das hängt nicht allein mit der Corona-Pandemie und deren Auswirkungen zusammen. Die verheerenden Waldbrände im Nationalpark Sächsische und Böhmische Schweiz sorgten im Sommer - der touristischen Hochsaison - für einen unvorhersehbaren Knick in der Besucherstatistik. Obwohl nur 0,4 Prozent der Fläche der Sächsischen Schweiz von den Bränden direkt betroffen war, kam es zu zahlreichen Stornierungen im Gastgewerbe, die bis in den Herbst reichten. Im August, der mit mehr als 65.000 Besuchern sonst zu den stärksten der Festung gehört, kamen beispielsweise nur knapp 50.000 Gäste. "Es waren statistisch gesehen der schlechteste August und September seit 30 Jahren", erklärt Thieme.

Ende des Jahres ging es dann wieder etwas bergauf. Dafür sorgte vor allem der historisch-romantische Weihnachtsmarkt, der nach zwei Jahren Zwangspause wieder an den Adventswochenenden stattfinden konnte. Mit mehr als 50.000 Besuchern sei es der viert-erfolgreichste Markt in der Geschichte gewesen. "Wir hatten nach den Corona-Jahren maximal mit 30.000 Gästen auf dem Weihnachtsmarkt gerechnet. Dass es deutlich mehr wurden, war ein unvorhersehbarer aber willkommener Erfolg", sagt der 53-Jährige.

An diesen will die Festung 2023 anknüpfen. Obwohl die Corona-Pandemie inzwischen deutlich an Bedeutung verloren hat, herrscht weiter Krisenstimmung. Die wird durch immens gestiegen Kosten insbesondere für Gas verursacht. Ein Nebeneffekt des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. "Die bisherigen Kosten für Gas haben sich bei uns verdreifacht", sagt André Thieme. Statt 70.000 Euro hätte plötzlich 200.000 Euro auf der Rechnung gestanden.

Erwachsene zahlen ab April zwei Euro mehr Eintritt

Weniger Besucher und damit Einnahmen, auf der anderen Seite deutlich höhere Mehrkosten bei Energie: Die Festung sei dieses Jahr erneut gezwungen, den Eintritt zu erhöhen. Bereits im April 2022 steigen die Preise in fast jeder Kategorie um einen Euro. Genau ein Jahr später - ab 1. April 2023 - wird nun noch einmal an den Zahlen gedreht. Und dieses Mal kräftiger. Erwachsene zahlen dann über den Sommer (1. April bis 31. Oktober) statt 13 Euro künftig 15 Euro.

Neue Eintrittspreise vom 1. April bis 31. Oktober 2023:

  • Erwachsene: 15 Euro (bis 31. März: 11 Euro; 1. November bis 31. Dezember: 13 Euro)
  • Ermäßigt: 12 Euro (bis 31. März: 8 Euro; 1. November bis 31. Dezember: 10 Euro )
  • Familien (zwei Erwachsene und max. vier Kinder bis 16 Jahre): 38 Euro (bis 31. März: 26 Euro; 1. November bis 31. Dezember: 32 Euro)
  • Minifamilien (ein Erwachsener und max. zwei Kinder bis 16 Jahre): 23 Euro (bis 31. März: 15 Euro; 1. November bis 31. Dezember: 19 Euro)
  • Jahreskarte: 30 Euro (26 Euro bis 31. März; 1. November bis 31. Dezember: 30 Euro)

"Damit bleiben wir im Rahmen und sind mit anderen Einrichtungen konkurrenzfähig", sagt André Thieme. Sein Argument: Die Festung sei kein Museum, das man nur für ein oder zwei Stunden besucht. Gäste würden mindestens einen halben Tag auf dem Plateau verbringen - oder länger.

Die letzten drei Jahre seien wirtschaftlich schwierig gewesen. Der Festungschef geht davon aus, dass auch 2023 und 2024 nicht einfacher werden. "Wir müssen hart rechnen, damit wir die schwachen Jahre gut überstehen", sagt er. Jedes Jahr mit weniger als 400.000 Besuchern sorge für größere Probleme. "Wir brauchen konstant 450.000 Gäste plus x", lautet seine Rechnung. Dennoch sei er optimistisch, dass die Festung in zwei oder drei Jahren wieder auf dem Vor-Corona-Niveau angekommen wird - was die Besucherzahlen anbelangt.

Dafür sollen neue Highlights im Veranstaltungskalender sorgen. Im März 2023 jährt sich zum Beispiel zum 175. Mal ein tollkühnes Abenteuer. 1848 kletterte der erst 17 Jahre alte Schornsteinfegergeselle Sebastian Abratzky an der Festungsmauer empor und eroberte so die als uneinnehmbar geltende Wehranlage. Fünf Tage Arrest brachte Abratzky das Wagnis ein. Anlässlich des Jahrestags dürfen Besucher selbst die historische Route erklettern. Außerdem geht die Sonderausstellung über das Festungsgrün aufgrund der großen Resonanz in die Verlängerung. Die Schau "Von Möhrenbeet bis Festungswald - Facetten des Festungsgrüns auf dem Königstein" hätte sich zu einem Besuchermagneten entwickelt und öffnet deshalb vom 1. April bis 31. Oktober erneut.