Wer einen Ausflug zur Felsenbühne Rathen plant, muss vor allem eines mitbringen: genügend Zeit. Der Besuch ist nichts, was in ein oder zwei Stunden über die Bühne geht. Allein schon der Fußweg von der Fährstelle im Kurort bis zu dem Freilichttheater unterhalb der Bastei dauert in gemütlichem Tempo an die 30 Minuten. Zeit, die sich viele Kulturliebhaber gern nehmen.

Wer diese nicht hat, aber dennoch einen Blick auf eine der beliebtesten Touristenattraktionen der Sächsischen Schweiz werfen will, kann das jetzt virtuell tun. Die Landesbühnen Sachsen, die die Felsenbühne als Spielstätte betreiben, haben ein Projekt gestartet, das Besuchern eine virtuelle 3D-Reise durch den Kurort Rathen zur Felsenbühne ermöglicht. Entstanden ist ein digitaler Rundgang, der durch fast ganz Rathen führt. Per Mausklick kann man zum Beispiel vom S-Bahnhof in Oberrathen, vorbei an den Eisenbahnwelten bis zum Klanggarten spazieren. In Sekundenschnelle geht es mit der Gierseilfähre über die Elbe nach Niederrathen. Wer will, kann am Grünbach entlang bis zum Gemeindeamt laufen oder vorher abbiegen, um wenig später den Amselsee zu sehen.

Hauptaugenmerk liegt auf der Felsenbühne. Hier kann virtuell in den Besucherreihen Platz genommen werden. Ein guter Tipp, um zum Beispiel vom heimischen Sofa aus zu testen, wie der Blick auf die Bühne von da ist. Auch hinter die Kulissen und auf die verschiedenen Ebenen der Bühne kann man blicken. Etwas, was normalen Besuchern der Felsenbühne sonst verwehrt ist.

Schauspielerin Julia Rani tritt in der Tour immer wieder als Hologramm auf und führt die Besucher als Wanderin durch den Kurort. Unterwegs gibt es auch Tipps für weitere Ausflüge. Alles ist per Mausklick abrufbar. Während man sich virtuell vorwärts bewegt, ziehen Häuserfassaden, Hecken, Straßen und Menschen an einem vorbei. Die Ansicht ähnelt der von Google Street View, einem Online-Dienst, der 360-Grad-Ansichten aus der Straßenperspektive möglich macht. In Deutschland gibt es Google Street View jedoch meist nur in großen Städten, wie Dresden und Leipzig. Das Umland, wie die Sächsische Schweiz, sind gar nicht abgedeckt.

Für Rathen, die einwohnermäßig kleinste Gemeinde Sachsens, übernehmen diesen Service nun die Landesbühnen. Sie hatten das Projekt bei der Spezialfirma "3Dimpuls.de" aus Wachau bei Dresden in Auftrag gegeben. Mehr als ein halbes Jahr lang arbeitete das Unternehmen an dem Rundgang. Aufgezeichnet wurden die Umgebungsdaten an insgesamt sechs Tagen im Mai dieses Jahres. Das Team war in der Zeit in Rathen unterwegs - mit modernster Technik.

Laserstrahlen tasten die Umgebung ab

"In einem Rotationsverfahren wurde die Umgebung mittels Laserstrahlen abgetastet", erklärt Produktionsleiter Daniel Hammer. Zeitgleich wurden hochaufgelöste Bilder mit den Tiefendaten zu einem vollwertigen Rundumblick kombiniert. Damit der virtuell begehbare Rundgang entstehen kann, werden in einem Abstand von etwa zwei bis 15 Metern Scanpunkte gesetzt. "So entsteht Zug um Zug ein digitaler Zwilling der gescannten Fläche", sagt Hammer. Der Rundgang deckt insgesamt eine Fläche von etwa 63.260 Quadratmetern ab, die an mehr als 1.100 Scanpunkten aufgezeichnet wurde.

Ein Aufwand, der bereits gewürdigt wurde. Für das Projekt wurden die Landesbühnen Sachsen im Dezember 2022 beim Innovationswettbewerb "Sachsen geht weiter – Tourismus 2022" des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft, Kultur und Tourismus ausgezeichnet. An dem Projekt haben zudem lokale Partner mitgearbeitet, darunter die Kommune, Geschäftsinhaber, die Nationalparkverwaltung und Vermieter. Ziel ist, dass sich Gäste bereits vorab über die Highlights informieren, die Reise besser planen oder ihren Lieblingsplatz auf der Felsenbühne Rathen aussuchen können, teilen die Landesbühnen mit.

Die virtuelle 3D-Reise zur Felsenbühne Rathen ist ab sofort unter www.landesbuehnen-sachsen.de/felsenbuehne-rathen/#3DReise abrufbar.