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Wie ein altes Umgebindehaus in Krippen zum Urlaubsdomizil wurde

Mit viel Liebe zum Detail hat Felix Zschoge ein 365 Jahre altes Haus in der Sächsischen Schweiz zum nachhaltigen Feriendomizil umgebaut. Dafür gab es jetzt einen Preis.

Von Dirk Schulze
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Umgebindehaus von 1657 in Krippen: Felix Zschoge in der restaurierten Blockstube.
Umgebindehaus von 1657 in Krippen: Felix Zschoge in der restaurierten Blockstube. © Daniel Schäfer

Es ist urgemütlich in der niedrigen Blockstube. Zwei Sofas stehen vor den schwarzbraunen Holzbohlenwänden, eine historische Truhe dient als Tisch, in der Ecke knistert der Kachelofen. Der beste Platz ist die schmale, mit Schafsfellen ausgelegte Nische hinter dem Ofen, sagt Felix Zschoge. "Hölle" wird sie wegen der Temperaturen genannt. Dort ist man abgeschirmt vom Trubel in der Bude oder dem Tischdienst nebenan in der Küche.

Bis zu zehn Gäste haben in der großen Ferienwohnung des Umgebindehauses im Bad Schandauer Ortsteil Krippen Platz, zwei weitere in der zweiten, kleinen Wohnung. Mit viel Mühe, der Hilfe von Freunden und der Expertise der beauftragten Handwerker hat der Dresdner Felix Zschoge das vom Verfall bedrohte denkmalgeschützte Haus am Berghangweg seit 2018 zum idyllischen Urlaubsdomizil umgebaut.

Dafür gab es unlängst einen Preis: Die Stiftung Umgebindehaus hat das frühere Elbschifferhaus mit dem Sonderpreis 2022 für die energetische und denkmalgerechte Sanierung ausgezeichnet.

Das älteste Haus in Krippen

Der Weg dahin war alles andere als einfach. Die in der Vergangenheit verkleideten Blockbohlen- und Fachwerkwände wurden freigelegt, Fußböden herausgerissen und der Hang hinterm Haus abgetragen, um eine neue Stützmauer zu setzen. In Summe haben Felix Zschoge und seine Helfer 200 Tonnen Material herausgeschafft - auf dem Rücken und in Eimern. "Ich glaube, dabei bin ich fünf Zentimeter kleiner geworden", sagt er im Scherz. "Aber so lernt man das Haus erst richtig kennen." Es gebe keine Ecke, die nicht angefasst worden wäre.

Felix Zschoge vor dem Umgebindehaus am Berghangweg 17 in Krippen. Die ältesten Teile des Hauses stammen aus dem Jahr 1657.
Felix Zschoge vor dem Umgebindehaus am Berghangweg 17 in Krippen. Die ältesten Teile des Hauses stammen aus dem Jahr 1657. © Daniel Schäfer
Die Wanderzentrale im Eingangsbereich: Alles, was der Wanderurlauber in der Sächsischen Schweiz braucht.
Die Wanderzentrale im Eingangsbereich: Alles, was der Wanderurlauber in der Sächsischen Schweiz braucht. © Daniel Schäfer
Moderne Küche mit großem Tisch zum Essen und Spielen.
Moderne Küche mit großem Tisch zum Essen und Spielen. © Daniel Schäfer
Sandstein und Holz im Badezimmer.
Sandstein und Holz im Badezimmer. © Daniel Schäfer
Eins der Schlafzimmer.
Die Betten sind aus heimischen Hölzern gezimmert.
Eins der Schlafzimmer. Die Betten sind aus heimischen Hölzern gezimmert. © Daniel Schäfer

Das Umgebindehaus ist das älteste Haus in Krippen. Das Holz für die Balken wurde im Jahr 1657 gefällt, das hat eine wissenschaftliche Analyse der Denkmalschutzbehörde während des Umbaus ergeben. Bis dahin war man noch von einem Baujahr um 1800 ausgegangen.

Im Inneren verbirgt sich inzwischen jede Menge zeitgemäße Technik. Wand- und Fußbodenheizung sorgen für die richtige Temperatur. Geheizt wird - abgesehen vom Kachelofen in der Blockstube - mittels Geothermie und einer Wärmepumpe. Eine Spezialfirma hat dafür vor dem Haus bis in 90 Meter Tiefe gebohrt. Hinzu kommt eine ökologische Dämmung.

Nachhaltigkeit macht sich bezahlt

Besonders jetzt, angesichts der Energiekrise, macht sich dieses Konzept bezahlt. "Ich könnte aktuell nicht glücklicher sein", sagt Felix Zschoge. Es sei die richtige Entscheidung gewesen, das Ferienhaus für einen nachhaltigen Betrieb und für die Nutzung in der Nebensaison auszulegen. Bald soll noch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach an der Rückseite hinzukommen, um Energie zu sparen.

Ursprünglich sollte der ökologische Fußabdruck des Ferienhauses so klein werden wie zur Erbauung 1657. Dieses ambitionierte Ziel ließ sich dann doch nicht ganz erreichen, angesichts der heutigen Ansprüche an einen komfortablen Wanderurlaub in der Sächsischen Schweiz. Die beiden Saunen - eine im alten Ziegenstall im Haus und eine zweite in einer kleinen Blockhütte am Hang dahinter - brauchen ihre Energie.


Seine ersten Gäste konnte Felix Zschoge im Mai 2021 begrüßen. Eigentlich war das schon eher geplant, doch die Corona-Pandemie und das damit verbundene Beherbergungsverbot hatten den Tourismus zum Erliegen gebracht. Inzwischen kommen die Gäste schon wiederholt zum Urlaub machen in das Umgebindehaus - manche schon das dritte Mal.

Die große Ferienwohnung mit vier Schafzimmern ist dabei für Familien mit Kindern gedacht, die gemeinsam mit den Großeltern verreisen wollen, oder für Freundesgruppen. Die kleine Wohnung ganz klassisch für Paare. Mit der Auslastung ist der Gastgeber zufrieden.

Parkplatz mit Ladesäulen für E-Autos

Insgesamt stecken knapp 600.000 Euro in der Komplettsanierung, verrät Felix Zschoge, der hauptberuflich als Wirtschaftsingenieur arbeitet. Finanziert wurde das Bauprojekt über einen Kredit sowie Fördermittel von der Stiftung Denkmalschutz, aus dem Leader-Programm und von der Denkmalschutzbehörde.

Der nächste Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist schon in Arbeit. Noch in diesem Jahr will Felix Zschoge nicht weit vom Umgebindehaus in Krippen einen Parkplatz mit drei E-Ladesäulen eröffnen. Dort können dann sechs Elektroautos parallel geladen werden, was den Parkplatz zum größten Elektro-Wanderparkplatz in der Sächsischen Schweiz machen würde. Die Ladesäulen sind öffentlich und können von allen Urlaubern, Einheimischen und Wochenendausflüglern genutzt werden.