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Ein Jahr Kulturerbe: Wie das Steigerlied im Internet punktet

Vor einem Jahr wurde das Steigerlied zum immateriellen Kulturerbe geadelt. Ob im Stil von Blues, Klassik oder Rock - seither kamen viele Varianten hinzu. Nutzt sich das Lied da nicht ab?

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Für Landesbergmusikdirektor Jens Bretschneider gehört das Steigerlied zur  Identität der Region.
Für Landesbergmusikdirektor Jens Bretschneider gehört das Steigerlied zur Identität der Region. © Archivbild: dpa/ Kristin Schmidt

Schneeberg. Ob im Fußballstadion, bei Konzerten oder den Bergparaden im Advent: Das Steigerlied darf in Sachsen bei vielen Anlässen nicht fehlen. Vor einem Jahr wurde es gar als immaterielles Kulturerbe geadelt.

"Das Lied war schon zuvor international bekannt", betont Landesbergmusikdirektor Jens Bretschneider im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Mit dem Titel habe es aber noch einmal eine große Würdigung erhalten, die es ohne Zweifel verdiene.

Die jahrhundertealte Hymne deutscher Bergleute mit den Eingangsworten "Glück auf, Glück auf! Der Steiger kommt" gehört laut Bretschneider zur Identität der Region. Auch wenn es kaum noch Bergleute im Erzgebirge gibt, seien doch viele Menschen mit dem Lied groß geworden. So erklingt es nicht nur bei Fußballspielen des FC Erzgebirge Aue und vielen Bergparaden.

"Wir schließen alle unsere Konzerte mit dem Steigerlied", sagt Bretschneider, der das Musikkorps der Bergstadt Schneeberg leitet. "Wenn die ersten Takte erklingen, steht das ganze Publikum auf." Auch über die Musik werde Brauchtum wach gehalten.

Das Lied hat ebenso in anderen, einst wichtigen Bergbauregionen wie dem Harz, dem Ruhrgebiet und dem Saarland eine feste Tradition. Es beschreibt die Hoffnung der Bergleute, nach harter und gefährlicher Arbeit unter Tage wieder ans Licht und zu ihren Familien zurückzukehren. Die Ursprünge reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Als ältester Nachweis gilt ein Abdruck im Liederbuch "Bergreihen", das 1531 in Zwickau erschienen ist. Ein Exemplar davon wird in der dortigen Ratsschulbibliothek aufbewahrt.

Der alte Marsch kann aber auch in neuem Gewand punkten: Ob klassisch mit Orchester, in persischer Sprache, im Stil von Blues, Swing, Rock oder Breakdance - für die Imagekampagne "So geht sächsisch" des Freistaates wurden bisher 26 Varianten aufgenommen und im Internet millionenfach geklickt.

Darunter finden sich Einspielungen mit dem Dresdner Kreuzchor ebenso wie dem Musikkabarett-Duo Zärtlichkeiten mit Freunden, eine Version auf dem Carillon des Chemnitzer Rathauses und eine auf der Silbermannorgel im Freiberger Dom.

Diese Bandbreite sei sehr spannend und helfe, dem eigentlich weithin bekannten Lied noch einmal neu zu begegnen, konstatiert Bretschneider. "Die Musikgeschmäcker sind verschieden und jede Variation findet ihren Freundeskreis. Das ist am Ende eine gute Sache."

Dass sich das Ganze mit der Zeit abnutzt und das Publikum dem Lied überdrüssig wird, glaubt Bretschneider nicht. Immerhin werde es schon seit Jahrhunderten gesungen und gespielt. "Bis heute ist das für viele Menschen jedes Mal emotional ergreifend." (dpa)