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Weniger Andrang auf Studi-Wohnheime

Normalerweise gibt es viel mehr Interessenten als Wohnraum - durch Corona hat sich das geändert.

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Wer einen Platz in einem sächsischen Studierendenwohnheim sucht, dürfte es in diesem Jahr leichter haben.
Wer einen Platz in einem sächsischen Studierendenwohnheim sucht, dürfte es in diesem Jahr leichter haben. © Armin Weigel/dpa

Dresden. Vor dem Beginn des Wintersemesters sind die Wohnheimplätze der Studentenwerke in diesem Jahr weniger gefragt als vor dem Corona-Virus. "Eventuell werden wir keine oder nur sehr wenige Absagen verschicken müssen", sagte die Sprecherin des Studentenwerkes Dresden, Heike Müller, der Deutschen Presse-Agentur im Rahmen einer Umfrage bei Studentenwerken und Wohnungsunternehmen. In den vergangenen Jahren hatten sich immer etwa 600 Studenten vergeblich um einen Platz bemüht. Vor allem von ausländischen Bewerbern seien in diesem Jahr weniger Anträge gekommen, hieß es.

Allerdings gingen noch täglich Bewerbungen ein, sagte Müller. Andere wieder gäben Heimplätze zurück, weil sie sich doch für einen anderen Studienort entschieden hätten. "Da ist noch viel Bewegung."

Das Studentenwerk Dresden betreibt nach eigenen Angaben 41 Heime in Dresden, Görlitz und Zittau mit zusammen rund 6600 Plätzen. Etwa jede Dritte wird in der Regel vor dem Wintersemester neu vergeben. Einzelzimmer in Wohngemeinschaften kosten zwischen 180 und 280 Euro, Einzelappartements zwischen 280 und 325 Euro. In nicht sanierten Häusern kann die Miete auch günstiger als 180 Euro ausfallen.

Dem Wissenschaftsministerium zufolge verfügen die vier sächsischen Studentenwerke Dresden, Chemnitz-Zwickau, Freiberg und Leipzig über mehr als 16 000 Wohnheimplätze. Dort können etwa 14 Prozent der Studenten in Sachsen unterkommen. Der Bundesdurchschnitt liegt bei 9,5 Prozent.

1000 weniger Bewerbungen in Leipzig

Auch bei der Wohnungsgenossenschaft "Glückauf" Süd Dresden, die nahe dem Campus der Technischen Universität viele Wohnungen besitzt, ist die Nachfrage nach Studentenbuden vor allem von ausländischen Studierenden dieses Mal schwächer. «Wir konnten nicht beobachten, dass sich die Studierenden die Wohnungen nicht leisten können», sagte die Sprecherin der Wohnungsgenossenschaft, Dana Jacob. Die Wohnungen seien durch die Lage am Campus und die Mietpreise attraktiv.

Schon zum Sommersemester war beim Studentenwerk in Leipzig der Bedarf an Wohnheimplätzen um 6 Prozent zurückgegangen. Wegen der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen hätten vor allem ausländische Studierende ihre Plätze zurückgegeben, sagte Geschäftsführerin Andrea Diekhof. Für das Wintersemester habe es hingegen deutlich mehr Wohndauerverlängerungen gegeben als üblich. Von den rund 5200 Wohnheimplätzen hätten deswegen von vornherein nur 1800 zur Verfügung gestanden. Normal seien 2200.

Warum mehr Studierende ihre Mietverträge verlängert hätten, könne nur gemutmaßt werden, sagte Diekhof. Möglicherweise hätten einige wegen Corona das geplante Auslandssemester verschoben, vielleicht sei auch der niedrige Mietpreis von durchschnittlich 233 Euro je Platz und Monat angesichts finanzieller Engpässe infolge der Corona-Pandemie ein Grund.

Derzeit liegen dem Studentenwerk Leipzig rund 2400 Bewerbungen auf Wohnheimplätze vor. Das seien noch etwa 1000 weniger als die finale Gesamtzahl des vergangenen Jahres. Der Anteil ausländischer Bewerber liege bei 33 Prozent, nur 2 Punkte unter dem Vorjahreswert.

Schwund in Chemnitz

Das Studentenwerk Leipzig betreibt auch eine Jobvermittlung. Dort waren wegen der Corona-Pandemie die angebotenen Jobs zunächst weniger geworden, gleichzeitig stieg die Nachfrage. Im Juni und August wurden dann 45 bis 50 Prozent mehr Jobs als im Vorjahr vermittelt. Auch Studienanfänger suchten vermehrt Jobs, sagte Diekhof. Das sei möglicherweise ein Indikator für eine angespanntere finanzielle Situation der Studierenden insgesamt.

"Viele Bewerber vor allem in Chemnitz haben ihre Bewerbung zurückgezogen", hieß es beim Studentenwerk Chemnitz-Zwickau. "Hier hoffen wir nun auf die Erstsemester, die auch Präsenzveranstaltungen an der TU Chemnitz haben werden. Wir empfehlen vor allem ihnen, ins Wohnheim zu ziehen, um sich sozial und akademisch zu integrieren." Zudem verfügten die Heime um eine gute Internetanbindung.

Im vergangenen Semester seien viele Studierende in ihre Heimatorte zurückgegangen und kehrten nur zögerlich nach Chemnitz zurück, hieß es. Auch viele internationalen Studierenden fehlten. Vor allem aus Ländern außerhalb der Europäischen Union scheine es aktuell schwierig, rechtzeitig ein Visum zu erhalten. (dpa)