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Sebnitz: Klinik unterstützt Kinderstation in Afrika

In einer Klinik in Ghana müssen Neugeborene in Schubladen schlafen. Das soll sich ändern, dank einer Medizinstudentin aus Sebnitz.

Von Anja Weber
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Medizinstudentin Katja Weiße (Mitte), hier mit Arzt Neven Rizinsky und Schwester Nicole Schäfer. Hilfe aus Sebnitz für Ghana.
Medizinstudentin Katja Weiße (Mitte), hier mit Arzt Neven Rizinsky und Schwester Nicole Schäfer. Hilfe aus Sebnitz für Ghana. © Karl-Ludwig Oberthür

Die Sebnitzerin Katja Weiße ist Medizinstudentin an der TU Dresden im zehnten Semester. In den Ferien müssen die Studenten ein Pflichtpraktikum auf verschiedenen Stationen in einem Krankenhaus absolvieren. In die Ferne sollte es da bei ihr schon gehen. Gemeinsam mit einer Kommilitonin haben sie überlegt, welches Krankenhaus das sein könnte.

"Wir wollten gern nach Afrika. Zuerst sollte es nach Uganda gehen. Doch dort gab es einen Ebola-Ausbruch. Deshalb haben wir uns für Ghana entschieden. Das gilt als sicheres Reiseland und die Landessprache ist englisch", erzählt die 25-Jährige. Dass sie dann sozusagen mit einem Pilotprojekt an die Asklepios Klinik in Sebnitz zurückkommen werde, war ihr da noch nicht klar. Schon die Reisevorbereitungen nahmen einige Zeit in Anspruch.

Über das Internet wurde zunächst ein Krankenhaus in Ghana herausgesucht und die beiden Medizinstudentinnen stießen auf ein Missionshospital in Agogo, etwa in der Mitte des Landes. "Die Website war sehr gut und wie konnten uns daran orientieren. Es war ein Lehrkrankenhaus der Universität", sagt Katja Weiße. Und vor Ort war man offenbar neugierig auf die beiden deutschen Medizinstudentinnen und das Krankenhaus stimmte dem Praktikum zu. Dann mussten die notwendigen Impfungen absolviert und ein Visum beantragt werden. Von heute auf morgen fliegt man nicht nur einfach mal so nach Ghana. Ziel der jungen Frauen war ein vierwöchiges Praktikum und eine Woche sollte Zeit für Urlaub sein. Doch schon bald war klar, fünf Wochen werden dafür nicht reichen.

Für afrikanische Verhältnisse war das Krankenhaus eher gut aufgestellt. Neben der Chirurgie gab es unter anderem eine HIV-Ambulanz, eine Tuberkulose-Ambulanz. Katja Weiße schilderte aber auch, dass die Krankenhäuser dort viele Menschen versorgen müssen. Manche reisen über hunderte von Kilometern an. Und gerade in den ländlichen Gegenden gäbe es nicht viele solcher Ambulanzen. Die Folge: Lange Wartezeiten für die Patienten.

Ein Großteil ihres Praktikums verbrachte Katja Weiße im Kreißsaal, der Neugeborenen- und der Kinderstation. Dort seien die Bedingungen weitaus schlechter gewesen. Für alle Bereiche habe es dort zum Beispiel nur ein Ultraschallgerät gegeben und einen Monitor, mit dem der Blutdruck der kleinen und großen Patienten und Patientinnen überwacht werden konnte. Aus Mangel an medizinischer Technik habe man dort zum Beispiel Beatmungsgeräte aus Plastikflaschen selbst gebaut. Was sie aber dann vor allem schockiert habe, war, dass es für die Neugeborenen nicht einmal Betten gab. "Manche lagen in selbst gebauten Vitrinen oder sogar in Schubladen", erzählt sie. Da sich die Mütter auf der Station selbst um ihre Kinder kümmern müssen, wurden die selbstgebastelten Utensilien meist von zu Hause mitgebracht. Und sie habe auch gesehen, wie manche Patienten speziell auf diesen Stationen gestorben seien.

Für Asklepios eine Art Pilotprojekt in Afrika

Mit diesen Eindrücken und Erlebnissen im Gepäck reiste Katja Weiße wieder zurück. Und sie hat viel erzählt, auch von der schwierigen Bedingungen. "Diese sowie der Mangel an medizinischer Ausstattung haben uns dazu bewogen, dass wir Katja Weiße unterstützen möchten, eine Brücke zwischen unserer modernen Versorgung und Afrika zu bauen", sagt Lucia Böhme von der Asklepios-Unternehmenskommunikation. Für Asklepios sei das sozusagen ein Politprojekt. Man unterstütze zwar immer wieder Krankenhäuser, so die Sebnitzer Klinik zum Beispiel das Haus im tschechischen Rumburg. In afrikanischen Einrichtungen sei das indes bislang nicht der Fall gewesen.

Es wurde entschieden, dass die Sebnitzer Klinik zehn Kinderbetten zur Verfügung stellt. Nun ist es schwer, die Betten nach Agogo zu bringen. "Wir haben uns deshalb auf eine Geldspende verständigt. Die ist personalisiert und es kann nur das gekauft werden, wofür die Spende vorgesehen ist", sagt Lucia Böhme. Und jeder, der möchte, kann auch Geld spenden, um möglicherweise noch mehr Neugeborenen auf der Kinderstation im fernen Agogo ein ordentliches Bett zur Verfügung stellen zu können. Eine E-Mail an Lucia Böhme reicht in diesem Fall.

Medizinstudentin Katja Weiße kann sich sogar vorstellen, noch einmal nach Ghana zu fliegen, auch für ein Jahr, um am dortigen Krankenhaus zu arbeiten. "Wir bleiben auf jeden Fall mit den Menschen dort in Kontakt", sagt sie.