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Seifenkisten-Piloten proben für EM in Freital

2021 treten die Besten aus Europa in Somsdorf zum Wettrennen an. Die Strecke wurde am Sonntag erstmals getestet.

Von Verena Schulenburg
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Ab geht’s: Damit die Wettkampfstrecke durch Freital-Somsdorf getestet werden kann, war die Höckendorfer Straße am Sonntag für jeglichen anderen Verkehr tabu.
Ab geht’s: Damit die Wettkampfstrecke durch Freital-Somsdorf getestet werden kann, war die Höckendorfer Straße am Sonntag für jeglichen anderen Verkehr tabu. © SZ-Archiv /  André Schulze

Wenn mit Tempo 80 und mehr durch Somsdorf geheizt wird und die Polizei hat nichts dagegen, dann können das nur die Seifenkisten sein. Im sportlichen Rennanzug und auf vier Rädern sausten am Sonntag 17 Wagemutige in ihren tollkühnen Kisten über die Höckendorfer Straße des Freitaler Ortsteils hinab ins Tal. Etliche Schaulustige verfolgten vom Straßenrand aus das Spektakel. Dem Interesse tat es offenbar keinen Abbruch, dass diese Fahrt lediglich eine Probe für den bevorstehenden Wettkampf war.

In zwei Jahren wird es ernst. Dann rollen die genormten Seifenkisten aus ganz Europa zur Meisterschaft durch Freital. Speeddown nennt sich die groß angelegte Veranstaltung, die am 23. Juli 2021 erstmals in Freital stattfinden soll. Alle sechs bis sieben Jahre sei Deutschland Ausrichter dieser Europameisterschaft, erklärt Thomas Käfer. Der Kleinnaundorfer war Ende vorigen Jahres persönlich bei der Delegiertenkonferenz in Frankreich, um die Genehmigung für das Rennen nach Freital zu holen. Vor allem die Mitstreiter des Kleinnaundorfer Heimatvereins und des Somsdorfer Vereins Eibe bereiten das Ereignis vor. Das Ziel: Nicht nur Teilnehmer anderer Länder sollen in zwei Jahren auf dem Siegertreppchen stehen, sondern auch Seifenkisten-Piloten aus Deutschland. Klar will er auch selbst auf die Piste. „Und die hat es in sich“, sagt Thomas Käfer.

Fertigmachen für den Start: Nele Wollny (13) kam aus Thüringen, um in Somsdorf zur Probe zu fahren.
Fertigmachen für den Start: Nele Wollny (13) kam aus Thüringen, um in Somsdorf zur Probe zu fahren. © Frank Baldauf

120 Höhenmeter geht es auf dem Asphalt bergab und das auf einer Länge von 1750 Metern. Mittendrin müssen die Piloten durch sechs Kurven. Einige davon verlaufen nicht nur herausfordernd spitz, sondern sind auch noch recht eng. Wer hier hinterm Steuer sitzt, muss wissen, was er tut. Matthias Hauenstein hat für die Probefahrt am Sonntag den wohl längsten Fahrtweg auf sich genommen. Um vier Uhr morgens hat sich der begeisterte Speeddown-Fahrer mit seiner schneeweißen Seifenkiste im Gepäck aus der Nähe von Frankfurt am Main ins Auto gesetzt, um pünktlich zur Testfahrt in Freital zu sein. Matthias Hauenstein gehört zum Komitee von Speeddown Deutschland und will 2021 auch in Somsdorf an den Start gehen. „Wenn ich darf“, sagt er und grinst. Die Strecke hier sei schon etwas Besonderes. Aber nicht nur gestandene Männer trauten sich an diesem Sonntag auf den Somsdorfer Asphalt. Nele Wollny ist an diesem Tag eine der jungen Damen, denen Geschwindigkeiten offenbar nichts ausmachen. Die 13-Jährige reiste mit ihren Eltern aus Thüringen an, um hier in ihre Seifenkiste zu steigen.

© SZ-Grafik

Alle 30 Sekunden gab Streckenposten Nummer eins für einen Starter nach dem anderen freie Fahrt. Wenn alle unfallfrei bei Nummer 22 angekommen sind, werden die Fahrzeuge mit zwei Schleppern – einem Traktor und einem Jeep – wieder auf die Somsdorfer Höhe gezogen. Gleich darauf geht’s zur nächsten Probefahrt bergab. Insgesamt fünfmal starteten die Piloten an diesem Tag. Die Freiwilligen der Feuerwehren Somsdorf und Cunnersdorf sicherten die Rennstrecke ab. Der Nachwuchs vom Jugendklub Somsdorf sorgte dafür, dass nicht mit leeren Mägen in die Rennschlitten gestiegen werden musste.

Anstellen angesagt: Bevor es losgeht, müssen sich alle Fahrer aufreihen. Alle 30 Sekunden wird gestartet.
Anstellen angesagt: Bevor es losgeht, müssen sich alle Fahrer aufreihen. Alle 30 Sekunden wird gestartet. © Frank Baldauf

Die erste Runde lief gut, abgesehen vom zeitweise nassen Asphalt, der selbst in den Mittagsstunden noch nicht in der bewaldeten Strecke richtig abtrocknen wollte. „Die Fahrbahn ist dort verdammt glatt“, erklärt Thomas Käfer. Wer unter diesen Bedingungen mitten in den Kurven die Bremse drückt, riskiert, ins Schleudern zu kommen. Größere Unfälle gab es an diesem Test-Sonntag nicht. Thomas Käfer ist zufrieden. Die 30-Sekunden-Taktung der Fahrer hat funktioniert, zumindest wenn keiner zwischenzeitlich irgendwo auf der Strecke hängen bleibt. Dann werden die rote Fahne gezückt und das Rennen kurz gestoppt.

Die Bilanz der Probefahrt in Somsdorf: „Mit 17 Fahrern klappt es gut“, sagt Käfer. Nun müsse genau überlegt werden, wie das Rennen auch für vielleicht hundert Starter mehr gelingt. Dazu wolle sich die Kommission im November zusammensetzen.

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