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Wie sicher ist sein Trainerjob? Antworten auf die Krise der Dresdner Basketballer

Die Zweitliga-Basketballer der Dresden Titans haben sieben Spiele in Folge verloren. Das wirft Fragen auf. Auch die nach dem Trainer. Sportdirektor Rico Gottwald vertritt dazu eine unerwartet deutliche Meinung.

Von Alexander Hiller
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Fabian Strauß ist derzeit mit den Dresden Titans erfolglos - aber der Klub will mit ihm verlängern.
Fabian Strauß ist derzeit mit den Dresden Titans erfolglos - aber der Klub will mit ihm verlängern. © kairospress

Dresden. In der Tabelle werden die Basketballer der Dresden Titans als Zwölfter mit dem kurzen Verweis "-7" versehen. Dahinter steckt die Serie von sieben Niederlagen in Folge. Kein anderer Verein in der zweithöchsten deutschen Spielklasse verzeichnet derzeit eine ähnliche Bilanz. Steht jetzt Trainer Fabian Strauß zur Diskussion? Fragen an Rico Gottwald, sportlicher Geschäftsführer der Titans.

Herr Gottwald, spukt bei den Titans schon das Abstiegsgespenst?

Wir liegen jetzt auf Rang zwölf, nach oben fehlen vier Siege, zur Abstiegszone haben wir vier Siege Abstand. Unsere Saison ist durchwachsen. Wir müssen jetzt schauen, dass wir gemeinsam wieder in die Erfolgsspur finden. Der Haussegen hängt nicht schief.

Was sagen Sie zur Niederlagenserie?

Natürlich ist das nicht schön. Aber das gehört zum Sport auch dazu. Wir haben in dieser Saison so viele Verletzungen wie in den vergangenen vier Jahren zusammen verkraften müssen. Das hat uns in diesem Jahr echt getroffen. Ärgerlich ist, das mit Grayson Murphy einer unserer besten Spieler so lange ausgefallen ist. Das schlägt ins Kontor. Ich finde, die Auftritte bei den Niederlagen waren auch nicht schlecht. Die Liga ist so stark wie nie zuvor. Das sollte man wertschätzen.

Nach solchen Negativserien wird oft auch der Trainer infrage gestellt. Muss Fabian Strauß um seinen Job bangen?

Definitiv nicht. Er ist ein junger, talentierter Trainer. Für ihn ist es auch das erste Mal, dass er in seiner Trainerlaufbahn so eine Phase durchlebt. Ich sehe das eher wie in einer Ehe: in guten, wie in schlechten Zeiten.

Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Will der Verein verlängern?

Wir wollen - und reden natürlich darüber, wie es weitergeht. Der Trainer hat nach der Aufstiegssaison und unserer vergangenen sensationell verlaufenen Spielzeit auch Begehrlichkeiten anderer Klubs geweckt. Er hat Alternativen auf dem Tisch liegen. Die Arbeit ist ja gut, die er macht.

Fabian Strauß erklärte kürzlich, dass er für ein neues Arbeitspapier in Dresden jetzt endlich auch mal Leistungen, also Erfolge verbuchen müsse.

Wir müssen uns da nichts vormachen, am Ende ist das auch bei uns ein Ergebnissport. Wenn am Ende hypothetisch 15 Niederlagen nacheinander stünden, müsste man alles hinterfragen. Der Erfolg, denn wir in den vergangenen Jahren hatten, ist massiv und sehr eng mit der Mannschaft und dem Trainer verknüpft. Natürlich ist auch der eine oder andere Spieler zu uns gestoßen. Aber dass wir das Ganze als Einheit betrachten, als Kollektiv bewerkstelligen, hat uns immer ausgemacht. Fabian ist in dem System eine ganz wichtige Stellschraube.

Die Mienen verdeutlichen es: Rico Gottwald (l.) und der kaufmännische Geschäftsführer Michael Born sind durchaus besorgt.
Die Mienen verdeutlichen es: Rico Gottwald (l.) und der kaufmännische Geschäftsführer Michael Born sind durchaus besorgt. © ronaldbonss.com

Die Titans stehen im Tabellen-Nirwana - wird jetzt das Saisonziel neu definiert?

Mannschaft, Trainer, meine Person und der ganze Klub - wir sind alle Sportler. Natürlich wollen wir so weit oben wie möglich einkommen. Aber das muss man relativieren und einsehen, dass andere Teams ebenfalls gut arbeiten. In absehbarer Zeit kehrt Grayson Murphy nach seinem Mittelhandbruch zurück. Für mich ist das Ziel: So zeitig wie möglich den Klassenerhalt schaffen. Alles, was danach kommt, ist Zubrot. Noch einen Play-off-Platz unter den besten acht Teams zu erreichen, wird sehr schwer. Aber auch, wenn man als Neunter oder Zehnter durchs Ziel geht, hat man keine schlechte Saison gespielt.

Ereilt die Titans der Fluch der guten Tat, nachdem der Klub in der Vorsaison als Aufsteiger sehr überraschend Rang fünf belegte?

Das hat man immer mal. Ob das die Fanszene ist oder wir selbst: Da träumt man auch, und das ist wichtig im Sport. Wir wurden jetzt auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Vielleicht war das in der vergangenen Saison etwas zu viel - im positiven Sinn. Meistens wird man als Aufsteiger zumindest in der Hinrunde unterschätzt. Wir haben jetzt gemerkt, dass das nicht mehr der Fall ist. Auch das ist eine Wertschätzung.

Trotz allem verzeichnen die Titans konstant hohe Besucherzahlen, derzeit durchschnittlich 2.117 Zuschauer. Woran machen Sie das fest?

Ich glaube schon, dass der harte Kern an Fans gewachsen ist. Basketball wird - auch in Dresden - als Hallensportart immer populärer. Dazu hat ein Stück der Weltmeistertitel der Nationalmannschaft beigetragen. Wir sind mehr in den Medien, verwirklichen viele Ideen im Marketing. Da greifen auch ein paar Zahnrädchen ineinander - auch mit dem Einstieg von Michael Born als kaufmännischem Geschäftsführer. Wir sind auf einem guten Weg.

Was macht Sie optimistisch, dass die Titans am Freitag beim Tabellennachbarn in Nürnberg oder spätestens am Sonntag im Heimspiel gegen Aufstiegskandidat Jena wieder mal gewinnen?

Wir gehen immer mit der Einstellung ins Spiel, am Ende zu gewinnen. Die Chance ist immer da, auch am Freitag und Sonntag. Wir haben eine gute Mannschaft.