SZ + Sport
Merken

Warum Deutschlands beste Biathletin mit 33 nicht aufhört

Dass Denise Herrmann ihre Karriere fortsetzt, könnte mit personellen Veränderungen im Trainerteam zu tun haben. Demnächst konzentriert sie sich auch auf Hochzeit und Hausbau.

Von Daniel Klein
 4 Min.
Teilen
Folgen
Da geht es lang. Denise Herrmann hat genaue Vorstellungen, wie und mit wem sie trainiert. Die Rahmenbedingungen stimmen offenbar in der kommenden Saison.
Da geht es lang. Denise Herrmann hat genaue Vorstellungen, wie und mit wem sie trainiert. Die Rahmenbedingungen stimmen offenbar in der kommenden Saison. © dpa-Zentralbild/Matthias Rietschel

Lange hatte sie ihre Fans und die Öffentlichkeit im Unklaren darüber gelassen, ob sie ihre erfolgreiche Karriere fortsetzt oder ob der Olympiasieg in Peking der erfolgreiche Schlusspunkt war. Die Auflösung verkündete Dennis Herrmann dann vor einer Woche reichlich unspektakulär auf ihrem Instagram-Profil: „Ich brenne für die Heim-WM in Oberhof mit euch Fans.“

Nun äußerte sich die 33-Jährige auf dem gleichen Kanal bei einem Gespräch mit einem ihrer Sponsoren erstmals ausführlicher über die Fortsetzung der Biathlon-Laufbahn, die 2016 mit dem Wechsel vom Skilanglauf begonnen hatte. Wobei die Oberwiesenthalerin, die seit elf Jahren in Ruhpolding lebt, die Gründe allenfalls andeutet.

In einem SZ-Gespräch Anfang April hatte Herrmann durchblicken lassen, dass sie ihre Entscheidung an Bedingungen knüpft. „Um Höchstleistungen bringen zu können, muss einiges stimmen. Und wenn man wie ich schon einige Jahre dabei ist, weiß man, was da alles konkret stimmen muss“, erklärte sie. Ob sie damit auch die Besetzung der Bundestrainer-Stellen meinte, lässt sich nur vermuten.

Gute Erfahrungen mit Trainer aus Norwegen

In dem Sponsoren-Gespräch zeigt sie sich nun zufrieden mit der vor zwei Wochen vom Deutschen Skiverband (DSV) verkündeten personellen Veränderung im Damenteam. „Ich habe es im Urlaub in Abu Dhabi erfahren und war sehr überrascht“, erklärt Herrmann. Der Norweger Sverre Olsbu Röiseland, Ehemann und Trainer der elfmaligen Weltmeisterin, dreifachen Olympiasiegerin und aktuellen Gesamt-Weltcup-Gewinnerin Marte Olsbu Röiseland, löst den bisherigen Co-Trainer Florian Steirer ab. „Neuen Input zu holen, ist immer gut“, sagt die in Schlema geborene Sportsoldatin. „Ich hatte schon mal einen norwegischen Langlauf-Trainer und freue mich jetzt drauf, es wird eine richtig coole Erfahrung.“

Hoffnungen setzt sie vor allem darauf, dass sich die Laufzeiten bei den jungen Team-Kolleginnen verbessern, in dem „das norwegische System so transferiert wird, dass es seinen Ruck nach vorn gibt und jeder wirklich alles aus sich herausholt“. Eher mit einem Schmunzeln registrierte Herrmann, dass der neue DSV-Trainer erst 31 und damit zwei Jahre jünger ist als sie. Chefcoach bei den Frauen bleibt Kristian Mehringer, der seit 2018 im Amt ist. „Er kennt uns gut, wir kennen ihn gut. Das wird eine gute Zusammenarbeit“, glaubt sie. Seit ihrem Umstieg vom Langlauf geht sie immer wieder eigene Wege abseits des Nationalteams, arbeitet etwa mit Andreas Waldmeier aus der Schweiz zusammen, fährt regelmäßig zu ihm nach Davos, um bei ihm zu trainieren. „Er ist einer, der über den Tellerrand hinausschaut, und ich bin ein anderer Typ als der Standard-Biathlet“, erklärte sie mal.

Das Hochzeitskleid ist schon da

Auch in der kommenden Saison, bei der die WM in Oberhof ihr „absolutes Highlight“ ist, plant sie wohl solche Ausflüge. „Ich habe schon ein paar Orte gebucht“, verrät Deutschlands erfolgreichste aktive Biathletin. Wie lange sie ihre Karriere fortsetzt, lässt sie dagegen offen. In den nächsten Monaten rücken private Vorhaben in den Vordergrund. Bereits im vergangenen Jahr hatte sie mit ihrem Partner, dem ehemaligen Skilangläufer Thomas Wick aus Thüringen, die Planungen für die Hochzeit gestartet. „Vergangene Woche konnte ich mein Kleid abholen“, erzählte sie. Im September wollen sie heiraten.

Dann soll auch der gemeinsame Hausbau starten. Ein Grundstück in der Wahlheimat Ruhpolding ist bereits gefunden, zuletzt hatte Herrmann jedoch kaum Zeit für das Projekt, da ordnete sie alles Olympia unter. „Ich fühle mich hier total wohl, seit dem Umzug 2011 habe ich mich allmählich in die Gegend verliebt, in den Bergen zu wandern, ist eine große Leidenschaft von mir. Und mit der Zeit haben wir auch soziale Kontakte geknüpft“, sagt die Erzgebirgerin.

Die Freundschaften mit Mareen Hammerschmidt und Karolin Horchler gehören dazu, umso trauriger war Herrmann, als die beiden kürzlich ihre Rücktritte als Biathletinnen erklärten. „Im April hatte ich das Gefühl, dass mich alle verlassen, das war teilweise echt zum Heulen“, erklärt sie, zeigt zugleich aber Verständnis für die Entscheidung ihrer Freundinnen. „Ich bin in einem ähnlichen Alter wie sie und da gibt es nun mal auch noch andere Dinge. Der Sport ist eine abgesteckte Zeit.“

Für Herrmann gibt es noch ein weiteres Kapitel. Mindestens.