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Grizzlies suchen bärenstarke Männer

Das American-Football-Team aus Görlitz startet in diesem Jahr in den Spielbetrieb. Besonders ein Spielertyp wird dringend gesucht – mehrfach.

Von Frank Thümmler
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Hier sprinten die Grizzlies im Training. Schnellkraft brauchen die schweren Jungs im Team für ihren Sport unbedingt. Die Footballer suchen nun weitere Mitstreiter – und die dürfen auch noch kräftiger gebaut sein.
Hier sprinten die Grizzlies im Training. Schnellkraft brauchen die schweren Jungs im Team für ihren Sport unbedingt. Die Footballer suchen nun weitere Mitstreiter – und die dürfen auch noch kräftiger gebaut sein. © H.-E. Friedrich

Görlitz. Die Görlitz Grizzlies werden dieses Jahr American Football in die Kreisstadt bringen. Das, was ein paar Enthusiasten vor rund einem Jahr begonnen haben, scheint wirklich zu funktionieren. Daniel Kislicyn, ein Student in Görlitz, hatte sich vorgenommen, quasi aus dem Nichts ein Team aufzubauen und vielleicht schon 2023 in den Spielbetrieb zu starten. Seine Beharrlichkeit und die seiner Mitstreiter scheint sich auszuzahlen.

„Wir beantragen gerade die Lizenz für dieses Jahr, brauchen dafür 35 Spielerpässe. Es sieht ganz gut aus, auch wenn wir noch ein paar Jungs brauchen, vor allem für die Offense- und die Defense-Line“, sagt er. Gesucht sind also besonders die Großen und Dicken, die bei anderen Sportarten vielleicht sogar aussortiert werden.

Beim American Football werden sie dringend gebraucht und sind oft sogar die wahren Helden, die die Spiele entscheiden – indem sie ihren Quarterback (Spielmacher) so gut beschützen, dass der viel Zeit hat, seine Pässe anzubringen oder die Lücke für seinen Ballträger zu finden, die wiederum auch durch die großen, dicken Jungs der Offense-Line geschaffen wird.

Auf der Verteidigungsseite braucht es genauso kräftige Männer, die im besten Fall ihre Gegenüber zurückdrängen und vielleicht sogar den Quarterback zu Fall bringen. Ohne gute Offense- und Defense-Line ist es extrem schwer, Spiele zu gewinnen.

Neuzugänge ohne Vorkenntnisse

Zwei, die bereits den Weg zu den Grizzlies gefunden haben, sind Sebastian Mehnert und Jens Bärsch. Beide kamen ohne vorherige Kenntnisse. „Ich war im Fitnessstudio und hab da einen Flyer gesehen. Der Anti-Rassismus-Aufruf hat mir gefallen. Ich bin mal hin und gleich hier hängengeblieben“, sagt Sebastian Mehnert, der allerdings eher athletisch aussieht.

„Sie haben mir gesagt, dass man als Line-Spieler nicht so viel rennen muss, aber gleich beim ersten Training musste ich ganz schön viel laufen“, erzählt er lachend. Er ist inzwischen so fit, dass er die Position des Nose Tackles übernehmen kann, der dem Mittelpunkt der Offense-Line des Gegners gegenübersteht. Mit dem Laufen, das hat sich inzwischen relativiert. Vor allem wirklich kurze Sprints sind aber gefragt.

"So richtig schwere Jungs können wir besonders gebrauchen"

Jens Bärsch wirkt auf den ersten Blick eher wie ein Nichtsportler: „Ich bin von Anfang an dabei, habe damals auch nach Krankheit eine neue sportliche Herausforderung gesucht.“ Den Effekt des Trainings spürt er an sich, er ist einfach fitter und kräftiger geworden. Und der Teamgeist ist bei dieser Sportart, in der es eigentlich für jeden Körpertyp die richtige Position gibt, riesengroß.

„Es kann wirklich jeder zu uns kommen. So richtig schwere Jungs, die nicht wegzuschieben sind, können wir im Moment besonders gebrauchen.“ Die beiden erfolgreichsten deutschen NFL-Spieler bislang, Sebastian Vollmer und Björn Werner, waren übrigens auch eher welche der „dicken Fraktion“. Es braucht in einer Mannschaft neun „Liner“ (fünf für die Offense, vier für die Defense) und dazu Ersatzspieler. Während der Spiele kann schließlich nahezu immer gewechselt werden.

Zweimal schon im Fernsehen erwähnt

Zulauf gab es für die Görlitzer in den vergangenen Monaten immer, zum Beispiel haben Ex-Gewichtheber, Ex-Fußballer oder Ex-Kampfsportler zu den Grizzlies gefunden. Bekanntgemacht wird das Team durch Mund-zu-Mund-Propaganda, die Flyer und andere Werbung – aber auch durchs Fernsehen: „Wir wurden bei den NFL-Übertragungen auf Pro 7 gleich zweimal erwähnt“, erzählt Kislicyn. „Einmal bekam ein Spieler von uns einen Adventskalender der Grizzlies geschenkt, einmal wurde unser Foto von den 35 frisch lackierten Helmen reposted.“

Wenn alles gut geht, starten die Görlitzer in dieser Saison in der neu geschaffenen Landesliga gegen die Erzgebirgs Miners, die Lauchhammer Miners und die Großenhainer Husaren. Derzeit haben die Görlitzer 40 Mitglieder, einige davon sind Coaches. „Wir brauchen also noch einige Spieler“, sagt Kislicyn, der bislang auch schon Camps bei anderen Teams organisiert, Freundschaftsturniere, ein Spiel im Neuner-Flag bei den Dresden Monarchs – aber jetzt soll es richtig losgehen.