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Langburkersdorf-Coach: "Alle sollten bescheiden bleiben"

Langburkersdorfs Kicker spielten eine starke Saison. Doch Trainer Robert Kettner weiß, was nun auf sein Team zukommt - und erklärt, welcher Spieler ihn "in den Wahnsinn" getrieben habe.

Von Jens Jahn
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Robert Kettner wird wohl auch in der neuen Saison noch selbst als Spieler auf dem Platz stehen.
Robert Kettner wird wohl auch in der neuen Saison noch selbst als Spieler auf dem Platz stehen. © privat

Langburkersdorf. Der SSV Langburkersdorf hat die Kreisoberliga-Saison 2022/23 als Tabellendritter beendet. Lange kämpfte das Team um den 40 Jahre alten Spielertrainer Robert Kettner sogar um den Staffelsieg. Kettner, der in die dritte Spielzeit als Coach geht, erklärt im Interview mit Sächsische.de, warum ein Aufstieg nicht in Frage gekommen wäre und wieso er hofft, dass trotz der tollen Saison der Verein auf dem Teppich bleibt.

Herr Kettner, wie lautet Ihr Fazit der abgelaufenen Saison?

Alles in allem können wir zufrieden sein. Vor der Saison hätten wir den dritten Platz sicherlich unterschrieben. Wenn man aber bedenkt, wie viele Punkte wir gerade auswärts nach teilweise klaren Führungen noch verschenkt haben, dann war ohne weiteres sogar der Staffelsieg möglich. Unsere Auswärtsschwäche und stellenweise taktische Undiszipliniertheiten haben uns definitiv eine bessere Platzierung gekostet.

Warum gab es von vornherein einen Aufstiegsverzicht?

Der Altersdurchschnitt unserer Mannschaft liegt jenseits der 30 Jahre. Bedingt durch die Konstellationen in unserem Nachwuchsbereich kommen aktuell nur wenige Jugendspieler im Männerbereich an. Für mich ist das sehr schade, da speziell die erste Mannschaft in den nächsten Jahren vor einem großen Umbruch steht und ich die jungen Spieler gern einbinden würde, damit auch in Zukunft die Identifikation zwischen Fans, Spielern und Verein bestehen bleibt.

Welche Erwartungen haben Sie für die kommende Saison?

Alle im Umfeld sollten bescheiden bleiben und sich bewusst sein, dass die kommende Saison schwer wird. Viele Mannschaften sind spielstark und technisch auf einem sehr guten Niveau. Den Aufsteigern aus Glashütte und Graupa traue ich einiges zu. Neustadt will sicherlich eine bessere Saison spielen. Dohna und Bannewitz habe ich da noch gar nicht erwähnt. Aufgrund unserer Neuausrichtung wäre eine Wiederholung des dritten Platzes in meinen Augen daher ein sehr großer Erfolg. Von uns selbst erwarte ich vor allem im Mittelfeld mehr Ruhe und Abgeklärtheit.

Gibt es personelle Veränderungen?

Mit Jan Rehacek und Daniel Krause verlieren wir enorm viel Qualität und natürlich auch Erfahrung. Jan hat letzte Saison 27 Tore geschossen und noch viele vorbereitet. Auch wenn er mich mit seiner Spielweise manchmal in den Wahnsinn getrieben hat, so sind das unterm Strich fast 40 Tore, die da wegbrechen. Diesen Verlust aufzufangen wird eine Mammutaufgabe, die nur übers Kollektiv gelingen kann. Daher muss die Mannschaft auch etwas defensiver denken. Wir können nicht immer vier Tore kassieren, in der Hoffnung, dass wir vorn fünf, sechs, sieben Stück schießen. Vom SV Saupsdorf wird uns Alexander Menyhei verstärken. Hinzu kommt Marek Kohucik, der zuletzt in Tschechien aktiv war.

Bleiben Sie selbst weiter aktiv?

Ich nehme mir insgeheim seit zwei Jahren immer wieder vor, dass es meine letzte Saison als aktiver Spieler sein wird. Aufgrund des dünnen Kaders spiele ich aber weiterhin aktiv mit. Spielertrainer ist eine sehr herausfordernde Aufgabe. Manchmal muss man in Bruchteilen von Sekunden auf dem Platz Entscheidungen fällen, die man außen an der Linie sicherlich mit viel mehr Bedacht und Ruhe treffen könnte.

Wer unterstützt Sie auf der Bank?

Nachdem uns unsere gute Seele Corina Weber verlassen hat, konnten wir die Stelle als Mannschaftsleiterin mit Sarah Conrad neu besetzen. Werner Leuner wird uns als zusätzlicher Mannschaftsleiter erhalten bleiben.

Wie ist der Kader aufgestellt?

Unsere größte Qualität wird nach wie vor in der Offensive liegen. Stefano Krause und die Feyer-Brüder bringen da unersetzliche Erfahrung aus höherklassigen Ligen mit. Die mannschaftliche Geschlossenheit und eine spielerische sowieso vor allem taktische Weiterentwicklung werden die alles entscheidenden Faktoren sein.

Familie, Beruf, Fußball – wie bekommen Sie alles unter einen Hut?

Als Fußballverrückter ist die Balance natürlich nicht immer einfach zu finden. Ich bin sehr strebsam und will mich ständig weiterentwickeln, was Trainingsinhalte oder Spielsituationen betrifft. Dafür geht dann im Privatleben auch mal die eine oder andere Stunde verloren. Glücklicherweise habe ich eine Partnerin, die mein Hobby so akzeptiert. Oder akzeptieren muss (lacht).