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Nach freiwilligem Abstieg: Großenhainer Fußballer haben eine neue Mission

Nach dem Rückzug aus der Landesliga stellt sich der Großenhainer FV komplett neu auf. Vom alten Team ist kaum etwas geblieben.

Von Thomas Riemer
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Mike Kutsche (re.) und Roy Burkhardt sind das neue Trainerteam in Großenhain. Können sie den GFV nach dem Rückzug aus der Landesliga wieder auf Spur bringen?
Mike Kutsche (re.) und Roy Burkhardt sind das neue Trainerteam in Großenhain. Können sie den GFV nach dem Rückzug aus der Landesliga wieder auf Spur bringen? © Foto: Matthias Kost

Großenhain. Das Wort Krise will beim Großenhainer Fußballverein keiner mehr hören. Die Zeichen stehen auf Neubeginn und in gewisser Weise auch Angriff. Dabei hat der Verein bewegte, unruhige, zudem sehr spannende Wochen hinter sich. Im April wurde ein Vorstandsbeschluss verkündet: Rückzug aus der Landesliga, Neustart eine Klasse tiefer. Finanzielle Gründe, vor allem aber das Begehren von Jugendtrainern waren Gründe.

Einige von ihnen hatten offen kritisiert, dass in der Landesliga-Mannschaft kaum noch Spieler aus Großenhain stehen. Ihrer Forderung, mehr in den eigenen Nachwuchs zu investieren, kam der Vorstand um Präsident Andreas Vogel und seinen Vize Wolfgang Griesche mehrheitlich nach.

Fast 20 Spieler verließen den Verein

Das alles passierte zu einem Zeitpunkt, als der Großenhainer FV noch Ambitionen auf den Landesmeistertitel hatte. Die Mannschaft um Trainer Steve Dieske reagierte auf ihre Weise. Platz zwei war der Lohn. Doch auch die Tatsache, dass das Team nach Saisonabschluss auseinandergefallen ist, folgte auf die Vereinsentscheidung. Knapp 20 Akteure haben den GFV verlassen, auch das komplette Betreuerteam.

Dieske hat seinen Wechsel zu Empor Glauchau bekannt gegeben, sein Co-Trainer Christopher Kührt wechselt zum Dresdner SC, Thomas Löffler legt ein Sabbat-Jahr ein. Drei Akteure haben ihr Karriereende verkündet, jeweils vier beziehungsweise fünf wechseln nach Riesa und Wilsdruff, zwei nach Bautzen. Auch alteingesessene Spieler sind gegangen, die vor sechs Jahren noch den grandiosen Aufstieg in Sachsens höchste Spielklasse schafften. Fakt ist: Der gesamte Stamm-Kader der letzten Landesliga-Mannschaft ist weg!

Neuer Trainer ist ein alter Bekannter

Das alles ist Schnee von gestern – heißt es aus der Vereinsführung. Mit Trainingsbeginn 7. Juli weht ein neuer Wind. Die bisherige zweite Mannschaft, in der letzten Saison 9. der Landesklassen-Staffel Mitte, bildet den Kern der neuen ersten Mannschaft.

Auf der Trainerbank ein alter Bekannter: Mike Kutsche ist zurück. Vor einem Jahr hatte er die damalige Reserve in die Landesklasse und zum Kreispokalsieg geführt. Jetzt führt er wieder Regie – und die ersten Trainingseinheiten machen klar, dass Kutsche hoch motiviert ist. „Wir müssen jetzt erst einmal zu einem homogenen Team werden“, so sein Anspruch. Kennenlernen, Stärken und Schwächen ordern – das steht im Fokus.

Natürlich weiß der neue Coach um den Druck, der von Fans und Kritikern aufgebaut wird. Nahziel sei, in der Landesklasse in der neuen Saison jenen Platz zu erreichen, der zum Klassenerhalt reicht. Achter also. Versprechen will Kutsche nichts. Außer eines: „Wir werden unser Bestes tun.“

22 Spieler, so Präsident Vogel, stehen bis jetzt auf der Kaderliste. Landesliga-Erfahrungen bringen unter anderem die Routiniers Damian Haschke, Martin Brunzel und der künftige Ersatztorhüter Kevin Jähnig (hinter Paul Hauke) mit. Aus dem Nachwuchs rücken drei hoffnungsvolle Talente nach.

Torjäger schnürt wieder die Fußballschuhe

Und noch ein alter Bekannter war beim Training zu sehen: Paul Konrad Witschel hat nach zwei Jahren Abstinenz die Fußballschuhe wieder angezogen. Der inzwischen 28-Jährige gehörte zu den Aufstiegshelden von 2016, avancierte danach mit 25 Toren in 54 Spielen zum absoluten Goalgetter beim GFV.

Mike Kutsche hat mit Roy Burkhardt einen erfahrenen Co-Trainer an der Seite. Er war zuletzt Betreuer beim TSV Radeburg, erfüllt im Gegensatz zu seinem „Chef“ gern den Part des Taktikers.

Wird, kann das gut gehen? GFV-Präsident Vogel gibt sich zuversichtlich. In zwei, drei oder vier Jahren werde der GFV wieder um den Aufstieg mitspielen, sagt er. Darin sehe er auch eine persönliche Mission – fügt er hinzu. Im Herbst finden beim Großenhainer Fußballverein Vorstandswahlen statt. Vogel will sich der Wahl zum Präsidenten stellen. Dem Gegenwind trotzen. So viel ist klar: Das ist kein Selbstläufer mehr. Und ist die Krise, von der niemand reden will, vorbei?