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Fußball-Landesliga: Radebeul setzt auf die Mischung aus Talent und Erfahrung

Radebeuls Vorstand Felix Gärtner sieht im Interview die Nachwuchsarbeit auf einem guten Weg, behält auch die verdienstvollen Spieler im Blick und möchte sie später als Trainer an den Verein binden.

Von Jürgen Schwarz
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RBC-Vorstand und Nachwuchstrainer Felix Gärtner im Sommercamp mit Laurin Koch (links) und Steve Deinhart (rechts).
RBC-Vorstand und Nachwuchstrainer Felix Gärtner im Sommercamp mit Laurin Koch (links) und Steve Deinhart (rechts). © RBC

Radebeul. Der Radebeuler BC im Landkreis Meißen hält die Fahne in der Fußball-Landesliga hoch, nachdem sich der Großenhainer FV aus der 6. Liga zurückgezogen hat. Auf Platz sieben hat der RBC die Vorsaison beendet. Die Verträge mit den Trainern Daniel Wohllebe und Rene Seidel wurden frühzeitig verlängert, der Großteil des Kaders bleibt zusammen. Vorstandsmitglied Felix Gärtner, als Nachwuchstrainer im Verein aktiv, blickt zurück und auf das nächste Spieljahr.

Herr Gärtner, die erste komplette Saison nach Corona: Das Minimalziel einstelliger Tabellenplatz wurde erreicht. Was war gut, wo liegen die Reserven des Landesliga-Teams?

Prinzipiell sind wir mit Rang sieben zufrieden. Der Abgang von Jaroslav Benda kurz vor Saisonbeginn hat in der Offensive eine Lücke gerissen, die wir qualitativ so nicht ersetzen konnten. Nichtsdestotrotz haben wir Reserven in der Leistungskontinuität über die Saison hinweg. So haben wir wieder im März nach bereits einer Dürreperiode im Oktober gegen die Aufsteiger Radefeld und Fortuna Chemnitz keine Punkte holen können. Gegen Oberliga-Aufsteiger Marienberg haben wir uns dann aber gut präsentiert und einen 2:1-Heimsieg eingefahren. Ein Kantersieg gelang uns im Winter zu Hause gegen Blau Weiß Leipzig. Das waren Ergebnisse, durch die wir trotzdem ein positives Fazit ziehen können.

Die Trainer-Verträge wurden frühzeitig verlängert. War das ein Signal an einige Spieler?

Ich denke, es war eher ein Signal an unsere Anhänger und alle die, die mit uns mitfiebern. Wir stehen mit breiter Brust hinter der Arbeit von Daniel Wohllebe und René Seidel. Wer so viel Zeit aufopfert und gern zu uns drei- bis viermal die Woche von Grimma nach Radebeul kommt, dazu noch qualitativ gute Arbeit abliefert, der hat diesen Rückhalt verdient. Im Präsidium waren wir uns sehr schnell einig, dass es eine Fortsetzung mit dem Trainergespann geben soll. Meiner Meinung nach haben die vielen Vertragsverlängerungen erfahrener Spieler ebenso gezeigt, dass die Mannschaft mit der Arbeit der Trainer vollauf zufrieden ist. Wir mussten niemanden betteln, hier in Radebeul zu bleiben, im Gegenteil, viele kamen auf uns zu und haben um Verlängerung gebeten. Mit unseren infrastrukturellen Bedingungen ist das keine Selbstverständlichkeit.

Etliche erfahrene Spieler, wie der Argentinier Ezequiel Horacio Rosendo oder Benno Töppel, sind schon lange dabei. Welche Rolle spielen Sie außerhalb des Spielfeldes?

Benno Töppel ist 36, „Eze“ Rosendo, der schon seit Jahren bei uns im Nachwuchs tätig ist, 38. Beide werden wissen, dass es für sie nicht mehr ewig möglich sein wird, in der Landesliga die Schuhe zu binden. Sie haben schon jetzt ihre Fußstapfen hinterlassen und wir werden sie nicht einfach „vor die Tür setzen“. Da spielt der Anstand eine große Rolle. Wir werden versuchen, ihnen nach dem Laufbahnende eine Perspektive bei uns im Verein zu bieten.

Es rücken immer wieder einige talentierte Spieler nach. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?

Sehr zufrieden. Mit Malte Lauterbach, Kevin Kuziel und Leon Trier haben sich erneut Spieler in den Blickpunkt des Trainers geschoben. Ich selbst werde die A-Junioren übernehmen und wenn ich da in die beiden Jahrgänge hineinschaue, sehe ich bei den 2005er-und 2006er-Jahrgängen durchaus Potenzial. Zudem sehe ich mich in der Pflicht, diese Spieler zu animieren, den Schritt in die Landesliga zu gehen. Mit Steve Deinhart und Laurin Koch, die ich schon lange trainiert habe und die mit mir im Sommercamp gearbeitet haben, haben wir hervorragend ausgebildete Spieler. Wir müssen versuchen, die Jungs im Kopf klar zu halten und sie zu bewegen, hier in Radebeul längerfristig zu bleiben. Das ist sehr schwierig, da die Jugend durch unterschiedliche Studienorte und Perspektiven viele Möglichkeiten hat.

Im Landespokal baut der RBC auf das Heimrecht, erwartet den Bischofswerdaer FV, Oberliga-Dritter der Vorsaison. Was sagen Sie zu diesem Los, auch mit Blick auf die sportliche Vergangenheit einiger Ihrer Spieler?

Das ist ein Hammerlos, worüber wir sehr erfreut sind. Wir möchten, dass zu diesem Heimspiel das Weinbergstadion voll sein wird. Für Spieler wie Merkel, Klotke, Lenk oder Wagner wird das ein motivationaler Höhepunkt. Mal schauen, vielleicht sind wir auf Kunstrasen gegen die favorisierten Schiebocker für eine Überraschung gut.

In der Meisterschaft geht es auch mit einer Heimpartie gegen Pirna-Copitz los. Danach folgen Gastspiele bei Rapid Chemnitz und in Wilsdruff. Es hätte schlimmer kommen können, oder?

Vom Auftaktspiel der Vorsaison habe ich keine gute Erinnerung, denn wir unterlagen in Pirna mit 0:1. Und die Aufsteiger haben uns letztes Jahr gezeigt, dass wir sie nicht unterschätzen dürfen. Rapid ist auch kein Gegner, der uns sonderlich liegt. Statistisch haben die Begegnungen ihr Für und Wider. Wir gehen sicher favorisiert in diese Spiele, aber wenn man auf dem Feld „schläft“ kann man schnell eine Niederlage gegen vermeidlich schwächere Gegner einfahren.

Sie erwähnten bereits, dass Sie als Nachwuchstrainer beim RBC tätig sind. Wie haben Ihre Jungs abgeschnitten?

Ich bin mit dem Abschneiden meiner B-Jugend in der Landesklasse nicht zufrieden. Wir haben einen Sechs-Punkte-Vorsprung verspielt und mussten uns mit Platz zwei hinter dem Dresdner SC begnügen. Hier hat die Kopfklarheit in der Rückrunde gefehlt, qualitativ ist meine Mannschaft sicher die beste der Liga gewesen.

Sie arbeiten als Lehrer an der Triebischtalschule. Unterrichten Sie dort auch Schüler, die nicht beim RBC spielen?

Ja, selbstverständlich, zum Beispiel einige Jungs vom Meißner SV, gegen die wir in der Landesklasse gespielt haben. Montags ist es in der Schule manchmal nicht ganz einfach, wenn du mir deiner Mannschaft verloren hast und einige Schüler dann entsprechende Kommentare zum Besten geben.

Wie steht es um die anderen RBC-Jahrgänge?

Wir können uns freuen, denn alle Teams von den A- bis zu den D-Junioren haben in ihren Landesklasse-Staffeln die Meisterrunde erreicht. Die D-Jugend ist sogar Meister geworden. Die Spieler sind gut ausgebildet und müssen nun den Schritt in die Landesliga wagen wollen. Das ist die Herausforderung. Zur Abschlussfeier der ersten Männer-Mannschaft habe ich mich mit Benno Töppel unterhalten. Er meinte, dass der RBC einen sehr starken Nachwuchs besitzt. Selbst Regional- oder Oberliga-Mannschaften, bei denen er aktiv war, hätten oft nicht so gut ausgebildete Jugendspieler gehabt wie wir. Das ging bei mir runter wie Öl.