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Die genesene Fußball-Bundestrainerin hält jetzt Vorträge

Es ist ein Gesichtsverlust für beide Seiten: Martina Voss-Tecklenburg ist nicht mehr krank, sondern im Erholungsurlaub und hält Vorträge. Pikant dabei: Der DFB-Präsident weiß nichts davon.

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Das Verhältnis zwischen Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und dem DFB ist offenbar nicht mehr zu kitten.
Das Verhältnis zwischen Ex-Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und dem DFB ist offenbar nicht mehr zu kitten. © dpa/Sebastian Gollnow

Von Frank Hellmann

Frankfurt/Main. Eines hat Martina Voss-Tecklenburg auch nach einer krankheitsbedingten Auszeit offenbar nicht verlernt: eine große Zuhörerschaft zu überzeugen. Ihre Rede beim Bayerischen Zahnärztetag (BLZK) erfreute den Veranstalter dermaßen, dass es danach hieß: „Beim Festvortrag begeisterte die 125-fache Fußball-Nationalspielerin und Trainerin die Zahnärztinnen und Zahnärzte.“ Ihr Thema: „Formen, um zu performen – Mein Change-Management im Frauenfußball.“

Was keiner wusste, machte am Sonntag zuerst die Bundestrainerin öffentlich: „Ich befinde mich seit 14 Tagen in meinem vom DFB genehmigten Erholungsurlaub.“ Wenig später zog auch ihr Arbeitgeber mit einer Erklärung nach: „Über mögliche Veranstaltungsbesuche wurde der Verband seitens Martina Voss-Tecklenburg informiert. Der DFB hat den Auftritt von Voss-Tecklenburg beim Bayerischen Zahnärztetag zur Kenntnis genommen. Ein gemeinsames Gespräch soll unmittelbar nach Urlaubsende stattfinden.“ Was man klar herauslesen kann: Das Tischtuch ist völlig zerschnitten, die Kommunikation mit „MVT“ soll ohnehin nur noch über ihren Anwalt Christoph Schickhardt laufen.

Der vollkommen überrumpelte Verband steht nach dieser Volte vom Wochenende ziemlich dumm da: Noch am Freitag hatte DFB-Präsident Bernd Neuendorf bei der Vorstellung des Interimstrainers Horst Hrubesch, der bis auf Weiteres ihren Job übernimmt, fast fürsorglich gesagt, es werde auf die erkrankte Bundestrainerin in „keinster Weise Druck ausgeübt: Wir müssen und wollen, dass sie sich gut erholt.“ Mit keiner Silbe deutete der Verbandschef die Genesung von Voss-Tecklenburg an – weil er davon nicht wusste.

Die 55-Jährige scheint aber wieder voller Tatendrang, denn auch beim Forum des Bundesverbands Deutscher Fertigbau hielt sie am Wochenende einen Vortrag, den ihr Ehemann, der Bauunternehmer Hermann Tecklenburg, eingefädelt haben dürfte. Der 75-Jährige bestätigte: „Meine Frau ist nicht mehr krankgeschrieben, sonst wäre sie nicht aufgetreten.“ Dem Vernehmen nach will sie auch als ZDF-Expertin weiterarbeiten. Wochenlang galt ihr Gesundheitszustand als Mysterium. Nun wirkte sie auf Fotos mit der Bayerischen Staatsministerin Ulrike Scharf oder BLZK–Vizepräsidentin Barbara Mattner wieder recht frisch. Der Auftritt von Voss-Tecklenburg soll weit vor der WM vereinbart worden sein. Dort trug die Trainerin am historischen Vorrunden-Aus erhebliche Mitschuld, weil sie bei Personal und Taktik völlig den Faden verlor.

Der DFB hatte die Krankmeldung am 8. September öffentlich gemacht. Das Vertrauensverhältnis zu den Spielerinnen gilt als zerrüttet.