Dynamo-Torwart Broll: Das war Kindergarten

Es ist der erste Rückschlag nach dem Abstieg - und zwar ein richtiger. Nicht nur das 0:3 klingt deutlich, es war vor der Pause eine desolate Leistung. "Wir haben die erste Halbzeit total verpennt", meinte Dynamo-Trainer Markus Kauczinski nach der Partie sichtlich angesäuert. Die Hinausstellung von Tim Knipping nach einer Schwalbe passte zum Abend. Sächsische.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
Warum kamen die Dresdner erst nach der Pause ins Spiel und zu Chancen?
Es ist eine Frage, die sich auch der Trainer stellte. „Ich habe dafür momentan keine Erklärung“, sagte Kauczinski. Seine Mannschaft war in der ersten Halbzeit viel zu pomadig und viel zu weit von den Gegenspielern, kam so kaum in Zweikämpfe und lief den Bayern-Talenten hinterher. "Das war kein Kampf, keine Leidenschaft, wir waren nicht kompakt, kamen überhaupt nicht ins Spiel", analysierte Patrick Weihrauch, der mit dem FC Bayern 2013 das Triple gewonnen hatte. Torhüter Kevin Broll wurde noch deutlicher: "Gegen den Hamburger SV haben wir im Pokal eine Monster-Mentalität gezeigt, aber das war hier einfach nur Kindergarten in der ersten Halbzeit", erklärte er. "Rückschläge, habe ich immer gesagt, wird es geben. Das war einer."
Nach der Pause war es dann ein anderes Spiel – und meist eins auf ein Tor. "Da haben wir das Gesicht gezeigt, das wir von Anfang an zeigen wollten", erklärte der Cheftrainer. Seine Mannschaft war viel bissiger und griffiger in den Zweikämpfen, gewann zweite Bälle und kam so folgerichtig zu Chancen. Die größte vergab Christoph Daferner (42.), der nach einer Eingabe von Max Kulke den Ball einen Meter vor der Linie stoppte, ihn aber nicht drüber drückte. Danach scheiterte Agyemang Diawusie mit einem Distanzschuss (55.) und einer Direktabnahme (64.). Es war ein Abend, an dem Dynamo wohl noch eine Stunde hätte weiter spielen können, ohne zu treffen. "Wir hatten Möglichkeiten für vier, fünf Tore, haben aber keins gemacht", so Kauczinski.
Waren die Gegentore haltbar?
Das zweite auf jeden Fall. Der Treffer von Leon Dajaku (28.) aus spitzem Winkel war eher eine Hereingabe als ein Torschuss. Trotzdem rutsche der Ball Broll durch die Beine. „Das 0:2 nehme ich auf meine Kappe, da sehe ich nicht gut aus“, gestand der Keeper. In der Entstehung des Gegentreffers patzten aber auch seine Vorderleute. Nicolas-Gerrit Kühn, in der Jugend bei RB Leipzig, dribbelte gleich an vier Dynamo-Verteidigern vorbei.
Der Freistoß von Jann-Fiete Arp (22.) zur 1:0-Führung für die Bayern schien ebenfalls nicht unhaltbar. Zwar zirkelte der Ex-Hamburger den Ball aus dem verlängerten Strafraumeck exakt über die Mauer in den Torwinkel, doch Broll war mit den Fingern dran – allerdings nicht entscheidend. „Wenn ein Torwart am Ball ist, ist er nicht unhaltbar“, hatte der Keeper kürzlich selbst gesagt. Daran muss er sich nun messen lassen, zumal er bereits gegen Mannheim gepatzt hatte. Auch dem 0:1 war ein individueller Fehler vorausgegangen, Max Kulke verlor das Laufduell gegen Arp, traf ihn an der Ferse. Beim dritten Gegentor durch Kühn (90.) hatte Broll dann keine Chance.
Doch der Torhüter hatte auch sein Erfolgserlebnis, parierte einen Elfmeter und verhinderte so das 0:3 noch vor der Pause. Nach einem Foul von Sebastian Mai an Kühn (41.) trat Angelo Stiller an, Broll tauchte in die richtige Ecke ab.
Wie kam es zur gelb-roten Karte für Tim Knipping?
Sie gehört in die Kategorie besonders überflüssig. Die erste Verwarnung hatte Dynamos Innenverteidiger vor der Pause gesehen, als er mit gestrecktem Bein einstieg. Kurz vor Schluss sah er dann Gelb-Rot, weil er mit einer Schwalbe einen Elfmeter schinden wollte. Gefoult wurde er nicht, Knipping knickte ein, erst dann berührte ihn der eingewechselte Kevin Ehlers, also sein Mitspieler. Der wird ihn dann auch nächste Woche beim Heimspiel gegen den 1. FC Magdeburg ersetzen. "Das war keine gelbe Karte", befand Kauczinski.
Setzten die Bayern Spieler aus dem Profi-Kader ein?
Kaum, offensichtlich braucht Fünffach-Titel-Trainer Hansi Flick dringend Personal für das Bundesliga-Heimspiel am Sonntag gegen Hertha BSC. Von dem Quintett Joshua Zirkzee, Chris Richards, Adrian Fein, Malik Tillmann und Jamal Musiala, das zuletzt auch bei den Profis zum Einsatz gekommen war, spielte lediglich Tillmann im Mittelfeld. Und der blieb nach zehn Minuten im Rasen hängen, verdrehte sich das Knie, humpelte vom Rasen und wurde ausgewechselt.
Ein Prominenter war bei den Münchner trotzdem auf dem Platz. Für Mittelstürmer Arp, der mit 17 sein Bundesliga-Debüt für den Hamburger SV gefeiert hatte, überwiesen die Münchner vor gut einem Jahr immerhin drei Millionen Euro. Prominent war auch die Tribüne besetzt. Zuschauer waren zwar wegen der Infektionslage in München nicht erlaubt, doch Flicks Co-Trainer Hermann Gerland und Miroslav Klose sahen ebenso zu wie die Ex-Nationalspieler Christian Wörns und Hamit Altintop.
Wie schlug sich der Schiedsrichter bei seinem Debüt?
Martin Speckner leitete mit 24 Jahren sein ersten Spiel in der 3. Liga. Und das machte er ausgesprochen gut. Der Student aus Cham in der Oberpfalz traf fast immer die richtige Entscheidung, lag beim Elfmeterpfiff genauso richtig wie bei den Verwarnungen. Lediglich die zweite gegen Knipping war strittig.
Das komplette Spiel zum Nachlesen im Liveticker.