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Kommentar: Dynamo hat einen neuen Sportchef - und die immer gleichen Probleme

Nach dem erneut verpassten Aufstieg verordnet sich Dynamo Dresden eine Kurskorrektur, mit neuem Trainer sowie jetzt auch mit neuem Sportchef. Alle beschwören den Zusammenhalt, doch genau das ist das eigentliche Problem.

Von Tino Meyer
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Thomas Brendel ist der neue Geschäftsführer Sport bei Dynamo. Er kommt vom beschaulichen FSV Frankfurt - und damit in Dresden in eine andere Welt mit emotionalen Extremen.
Thomas Brendel ist der neue Geschäftsführer Sport bei Dynamo. Er kommt vom beschaulichen FSV Frankfurt - und damit in Dresden in eine andere Welt mit emotionalen Extremen. © dpa/Robert Michael; SZ-Montage

Dresden. Es hat lange gedauert, sehr lange. Doch unangenehm oder gar peinlich ist Dynamo Dresden die zwischenzeitlich schon possenhafte Suche nach Thomas Brendel, dem neuen Sportgeschäftsführer, nicht. Was sind schon 78 Tage, also rund zweieinhalb Monate, die zwischen der Trennung von dessen Vorgänger Ralf Becker und der Bekanntgabe von Brendels Verpflichtung vergangen sind? Satte 100 Tage hat der FC Bayern München gebraucht, um einen neuen Cheftrainer zu finden.

Der Vergleich ist zweifellos gewagt und doch irgendwie stimmig. Der FC Bayern - das ist schließlich die SG Dynamo der Bundesliga. Unterwegs mit ausgeprägtem Selbstbewusstsein, angetrieben von höchsten Ansprüchen, begleitet von immenser öffentlicher Wahrnehmung. Vor allem auch atmosphärisch gibt es etliche Parallelen - und hier wie dort nach einer sportlich überaus enttäuschenden Saison nun das Bekenntnis zum Neuanfang, insbesondere bei der Zusammenarbeit der handelnden Personen.

Und selbst wenn der Ligabetrieb derzeit ruht, in Dresden haben sie diesbezüglich bereits einen nicht unwesentlichen Schritt getan. Die Aufsichtsräte, bei Dynamo neben oder gerne auch mit der aktiven Fanszene die wichtigsten Entscheider, haben selbstkritisch Fehler eingeräumt und diese im Zuge der Vorstellung von Sportchef Brendel klar benannt.

Ex-Trainer Markus Anfang per Pressemitteilung eine Art Jobgarantie auszustellen, damit massiv ins operative Geschäft einzugreifen und die Geschäftsführung faktisch handlungsunfähig zu machen, ist einer. Auch dass es ein Leck im Rat gibt, also vertrauliche Informationen regelmäßig und nicht nur während der Sportchef-Findung nach außen dringen, gehört dazu.

Das alles und noch viel mehr soll jetzt aufgearbeitet werden, dann aber schnell abgehakt und vergessen sein. Internes soll künftig intern bleiben, und alle Beteiligten halten sich an den neu beschworenen Zusammenhalt. Soweit das Wunschdenken.

Denn im Zuge des erklärten Neuanfangs mit frischem sportlichen Führungspersonal und verordneter Demut ist das die größte Herausforderung. Wie beim FC Hollywood in München lebt schließlich auch die Sportgemeinschaft in Dresden gut und gerne damit, dass jeder eine Meinung hat und alle mitreden. Dass dabei am Ende nicht die beste Entscheidung herauskommt - ist eben so.

Es sind die immer gleichen Probleme verbunden mit emotionalen Ausschlägen, die bei Dynamo offenkundig größer sind als anderswo. Auch an diese Extreme wird sich Brendel, der vom beschaulichen Regionalligisten FSV Frankfurt kommt, schnell gewöhnen müssen.