Stadt verordnet Dynamo eine Damenmannschaft

Dresden. Dynamo Dresden darf mit drei Millionen Euro von der Landeshauptstadt Dresden rechnen. Wofür ist das Geld bestimmt?
Eine Million Euro gibt es für das neue Dynamo-Trainingszentrum im Ostragehege. Dort sind die Baukosten von 15 auf knapp 20 Millionen Euro gestiegen, unter anderem weil Altlasten gefunden wurden. Für diese Kostensteigerung könne Dynamo Dresden nichts, betonte FDP-Fraktionschef Holger Zastrow am Freitag im Stadtrat. Außerdem gehe es um ein Trainingszentrum, dass vom Nachwuchs vieler Vereine genutzt werde. Die Mehrkosten nun Dynamo überzuhelfen, wäre ein Sündenfall.
Aufarbeitung der Gewalttaten gefordert
Die Förderung durch die Landeshauptstadt müsse angepasst werden, sagte auch CDU-Fraktionschef Peter Krüger. Er warnte davor, eine Entscheidung an die jüngsten Krawalle vorm Rudolf-Harbig-Stadion zu knüpfen. Bei den Krawallen zur Aufstiegsfeier des Fußballvereins sind mehr als 180 Polizisten verletzt worden. "Diese Vorfälle gehören konsequent aufgeklärt", so Krüger. "Diese Chaoten haben Dynamo und der Stadt Dresden einen Bärendienst erwiesen." Dennoch dürften nicht die Nachwuchssportler darunter leiden.
SGD-Geschäftsführer Jürgen Wehlend reagierte am Samstag direkt auf die Erwartung des Dresdner Stadtrates, der eine Aufarbeitung der Krawalle erwartet. „Der Verein SG Dynamo Dresden und seine Fans stehen aktiv gegen Gewalt und Diskriminierung
jeglicher Art innerhalb und außerhalb des Stadions ein“, sagte Wehlend. „Das, was rund um das
Aufstiegsspiel am 16. Mai in Dresden geschehen ist, verurteilen wir auf das Schärfste und distanzieren
uns ausdrücklich von der gewaltsuchenden Minderheit." Man sei bereit für einen direkten Dialog mit allen gesellschaftlichen Bereichen, "um
über konkrete Ideen, Maßnahmen und Herausforderungen im Kontext des Geschehenen zu sprechen".
Spielbetrieb für Mädchen und Damenmannschaft
Zudem konnte sich der Rat mehrheitlich dazu durchringen, eine weitere Bedingung an die Trainingszentrum-Million zu knüpfen: Der Stadtrat hat sich einem Vorschlag der Dissidenten-Fraktion angeschlossen. Demnach erwartet die Landeshauptstadt nun von Dynamo, dass die Nachwuchsförderung in Zukunft auch Mädchen einschließt und damit perspektivisch auch der Spielbetrieb für Mädchen und Damenmannschaften angestrebt wird. Dem Verein wird die Möglichkeit eingeräumt, jährlich mit dem Sportausschuss über die geplanten und vollzogenen Schritte zu sprechen. Für diesen Vorschlag gab es am Freitag 33 Ja-Stimmen, 30 Stadträte stimmten dagegen.
Dies werde man „vereinsintern prüfen und mit den Mitgliedern diskutieren“, sagte Wehlend nach der Ratsentscheidung am Samstag. Er wertet den Beschluss als klare Erwartung an den Verein.
Deutlich mehr Geld, etwa drei Millionen Euro, soll Dresden indirekt an Dynamo weiterleiten. Die Mittel sind genau genommen für die Stadion Dresden Projektgesellschaft bestimmt, die das Rudolf-Harbig-Stadion bewirtschaftet. Die Gesellschaft erhält vom Fußballverein eine Miete. Diese ist aktuell aber zu hoch, auch durch die Corona-Krise. Durch diese fehlen Dynamo Einnahmen aus den Ticketverkäufen. Mit der Beihilfe soll die Stadionmiete reduziert werden können.