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Dynamos Schuldentilger jetzt in Hannover

Robert Schäfer hat es gemeinsam mit den Vereinsgremien, Mitgliedern und Fans geschafft, die SGD vom Kinowelt-Darlehen zu befreien. Nun gibt es ein Wiedersehen.

Von Sven Geisler
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Robert Schäfer war vom 8. Mai 2014 bis zum 21. März 2016 kaufmännischer Geschäftsführer von Dynamo Dresden, bevor er zu Fortuna Düsseldorf wechselte. Jetzt fängt er bei Hannover 96 an.
Robert Schäfer war vom 8. Mai 2014 bis zum 21. März 2016 kaufmännischer Geschäftsführer von Dynamo Dresden, bevor er zu Fortuna Düsseldorf wechselte. Jetzt fängt er bei Hannover 96 an. © Robert Michael

Hannover/Dresden. Sein letzter Arbeitstag ist ein denkwürdiger, seine letzte Amtshandlung für den Verein eine geschichtsträchtige: Robert Schäfer unterzeichnet am 21. März 2016 die Überweisung für die letzte Rate in Höhe von 2,2 Millionen Euro. Mit dieser Summe hat Dynamo Dresden das von der Kinowelt zwischen 1999 und 2001 gewährte Darlehen an Medienunternehmener Michael Kölmel zurückgezahlt - und ist schuldenfrei. Erstmals seit rund 25 Jahren.

"Wir haben den Verein für die Zukunft auf eine unabhängige und stabile Basis gestellt", erklärte Schäfer damals - und verabschiedete sich vorzeitig. Sein Vertrag, der bis Juni 2018 galt, wurde auf seinen Wunsch aufgelöst.

Als Vorstandsvorsitzender beim Bundesliga-Aufsteiger Fortuna Düsseldorf erhielt er auch sportliche Kompetenzen, die bei Dynamo Ralf Minge hatte. Allerdings wurde Schäfer bei den Rheinländern ein Alleingang zum Verhängnis. Im Januar 2019 hatte er die Trennung vom bei Fans und Gremien beliebten Cheftrainer Friedhelm Funkel verkündet und damit auch den Aufsichtsrat vor den Kopf gestoßen. Nach Protesten musste er die Entscheidung zurücknehmen, der Burgfrieden hielt noch bis April 2019 - dann trennten sich die Düsseldorfer von ihm.

Vereinsboss Kind schraubt Anspruch zurück

Zuletzt war Schäfer Geschäftsführer bei der Anchor Management GmbH, die Unternehmen in finanziell schwierigen Lagen unterstützt und berät. Nun kehrt er ins Fußball-Geschäft zurück: Der 45-Jährige übernimmt zum 1. Juli die Aufgabe als Geschäftsführer bei Hannover 96. "Es geht darum, neue Ansätze, Ideen und Strukturen zu entwickeln, um zukünftig erfolgreich sein zu können. Robert Schäfer hat uns mit seinen Vorstellungen und Konzeptionen überzeugt", erklärte Klubchef Martin Kind, und er sagte über den Neuzugang: "Er bringt das Profil mit, das wir brauchen, um Lösungen für die kommenden Herausforderungen zu finden. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit."

Am 8. Mai 2014 wird Robert Schäfer (M.) als neuer kaufmännischer Geschäftsführer bei Dynamo Dresden vorgestellt - und vom Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Blümel (l.) und Präsident Andreas Ritter herzlich begrüßt. Alle drei Herren sind inzwischen nicht me
Am 8. Mai 2014 wird Robert Schäfer (M.) als neuer kaufmännischer Geschäftsführer bei Dynamo Dresden vorgestellt - und vom Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Blümel (l.) und Präsident Andreas Ritter herzlich begrüßt. Alle drei Herren sind inzwischen nicht me © Robert Michael

Der mächtige Mann im Klub hatte zuvor die Erwartungshaltung nach unten geschraubt, nachdem Hannover die Rückkehr in die Bundesliga zum zweiten Mal deutlich verpasst hatte und in der zweiten Liga lediglich auf Platz 13 gelandet war. "Für die kommende Saison ist ein Aufstieg kein Thema, es wäre taktisch und strategisch falsch, dieses Ziel zu benennen", erklärte der 77 Jahre alte Inhaber eines Hörgeräte-Unternehmens auf der Vereinshomepage. Mittelfristig bleibe "der Aufstieg unser Ziel, aber mit Nachhaltigkeit und Stabilität, um dann auch wettbewerbsfähig in der 1. Liga aufgestellt zu sein". Er sprach von einer Zeitachse von einigen Jahren und forderte Geduld.

Dabei soll Schäfer bei der Entwicklung helfen. "Die Infrastruktur steht, jetzt gilt es, die sportliche Struktur so zu entwickeln, dass wir uns dann in der 1. Liga wieder etablieren können", erklärte Kind.

Bei Dynamo hatte Schäfer gezeigt, dass er auch dicke Bretter bohren kann und gemeinsam mit Minge die Schuldentilgung vorangetrieben. Mit Zinsen hatte sich das Kinowelt-Darlehen auf 5,845 Millionen Euro summiert.

Mitglieder nehmen die Vereinsführung in die Pflicht

Einen entscheidenden Anteil daran, es zurückzahlen zu können, hatten die Dynamo-Mitglieder, denn sie haben die Vereinsführung in die Pflicht genommen, endlich Lösungen zu finden. Schäfer hatte dafür die Unterstützung des Aufsichtsrates, auf die seine Vorgänger Stefan Bohne und Volker Oppitz, die einen Konsolidierungskurs eingeleitet hatten, nicht oder nur eingeschränkt bauen konnten.

Mit zwei Sonderumlagen, die mehr als 2,1 Millionen Euro brachten, trugen die Mitglieder einen erheblichen Teil bei. Darüber hinaus sammelte eine Faninitiative rund 130.000 Euro. Auch die Mannschaft – und damit vor allem auch Minge – lieferte: mit dem Einzug in die dritte Runde des DFB-Pokals und dem Aufstieg in die zweite Liga. Mit attraktivem und erfolgreichen Fußball stiegen die ohnehin hohen Zuschauerzahlen in Dresden noch mal und lagen deutlich über dem für den Etat kalkulierten Schnitt. Außerdem brachte ein Benefizspiel gegen den FC Bayern, für das sich auch Ex-Profi Jens Jeremies eingesetzt hatte, 1,25 Millionen Euro.

Es ist also einiges zusammengekommen, damit Schäfer an seinem letzten Arbeitstag bei Dynamo die frohe Botschaft verkünden konnte. Nun geht er bei Hannover 96 seine nächste Aufgabe an, die anders, aber sicher nicht weniger knifflig sein dürfte. (mit sid)

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