Das fehlt Dynamo in der Rückrunde

Dresden. Waren das nun zwei verlorene oder ein gewonnener Punkt für Dynamo am Freitagabend beim 1:1 gegen Heidenheim? So richtig einig sind sich der Trainer und seine Spieler nicht. „Es wäre vermessen, wenn man sagen würde, dass wir heute zwei Punkte verloren haben“, erklärt Alexander Schmidt. Vize-Kapitän Michael Sollbauer dagegen meint: „Wir hätten das 2:1 schießen müssen. Von daher habe ich gerade gemischte Gefühle, weil ich den zwei Punkten etwas nachtrauere.“
In den Schlussminuten hatte Dynamo gleich mehrfach Möglichkeiten, das Spiel gegen den Tabellensechsten für sich zu entscheiden. „Wir sind in der ersten Hälfte etwas unter Druck geraten, haben uns für die zweite Halbzeit viel vorgenommen, haben den Kampf angenommen, die Fans haben uns gepusht. Ich denke, wir hätten uns in den letzten Minuten das Tor verdient“, sagt Julius Kade. Er hatte den entscheidenden Elfmeter für Dynamo herausgeholt, den Christoph Daferner sehr überzeugend zum wichtigen 1:1-Entstand reinmachte.
Balance zwischen Defensive und Offensive stimmt nicht
Dynamo wartet damit in der Rückrunde weiter auf den ersten Sieg. In sechs Spielen hat das Team erst drei eigene Treffer erzielt, aber bereits neun Gegentore kassiert. In der Rückrundentabelle stehen nur Regensburg und Aue noch schlechter da. Derzeit trennt die Schwarz-Gelben nur noch ein Punkt vom Abstiegsrelegationsplatz.
Das Polster von acht Zählern aus der Hinrunde ist weg. Doch was fehlt Dresden derzeit eigentlich? Warum kann die Mannschaft nicht die Leistungen der Hinrunde abrufen, als man aus den ersten sechs Spielen zehn Punkte holte. Jetzt sind es nur drei. „Die Statistiken sind immer so eine Sache“, nimmt der Trainer diese Zahlenspielerei nicht ganz so ernst, da Dynamo 2022 in fünf Spielen viermal ungeschlagen ist und zweimal sogar zu Null spielte. Schmidt sagt: „Aber natürlich kennen wir unsere Defizite.“
Eines davon liegt derzeit in der Balance zwischen Defensive und Offensive. Auch gegen Heidenheim ging in den ersten 60 Minuten bis zum Ausgleichstreffer nach vorn so gut wie nichts. „Wir taten uns in der ersten Halbzeit etwas schwer. Wir wollten Heidenheim keine Möglichkeit geben, ein Tor zu schießen. Darunter litt die Offensive“, erklärt Abwehrchef Sollbauer.
Weihrauch und Batista-Meier für Kreativität verantwortlich
Vor allem fehlte vor dem gegnerischen Tor die Kreativität, für die Spieler wie Oliver Batista-Meier und Patrick Weihrauch verantwortlich sein sollen. Doch gegen Heidenheim standen diese zunächst nicht auf dem Platz. Winter-Neuzugang Batista-Meier kommt zwar nach 29 Minuten aufs Feld. Doch lange kann auch er keine Chancen kreieren. Erst in den Schlussminuten zeigt er, wozu er eigentlich im Stande ist, leidet einige gute Angriffe ein.
Patrick Weihrauch wird nach 63 Minuten für Morris Schröter eingewechselt. Nach seiner elfmonatigen Verletzungspause soll er nach und nach mehr Einsatzzeit bekommen. Gegen Heidenheim sind es rund eine halbe Stunde, gegen Rostock wird er zwölf Minuten vor dem Ende eingewechselt.
- Mehr Nachrichten, Berichte und Hintergründe aus der Welt des Sports lesen Sie hier.
- Alles Wichtige und Wissenswerte rund um Dynamo gibt es hier bei Sächsische.de sowie kompakt im Newsletter SCHWARZ-GELB, jeden Donnerstag neu und immer mit Gewinnspiel. Jetzt kostenlos anmelden.
Doch gegen Paderborn, Hannover und Hamburg bleibt er ohne Einsatz. „Man darf nicht vergessen, dass er fast ein Jahr lang ausgefallen ist und er nur Kurzeinsätze hatte“, erläutert der Trainer und macht dem Spielmacher dann Hoffnung auf mehr Spielzeit: „Von den bisherigen Spielen war das sein bestes. Er hat Impulse gesetzt und darauf können wir aufbauen.“
Aber nicht nur Batista-Meier und Weihrauch sollen durch ihre Ideen künftig für mehr Torgefahr sorgen, sondern Alexander Schmidt hat noch einen anderen Plan. „In der Umschaltbewegung müssen wir mit mehr Personal nachschieben. Je mehr Personal ich in der Tornähe des Gegners habe, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich ein Tor erziele“, sagt er.
Mut und Leidenschaft sind erst nach dem Elfmeter zurück
Dafür fehlte gegen Heidenheim lange die Überzeugung. Angesichts der blamablen 1:4-Pleite im vorherigen Heimspiel gegen Rostock mag das verständlich sein, aber auch gegen Hannover und Paderborn war diese nicht da – gegen Hansa ohnehin nicht.
Am Freitagabend wendet sich das Spiel erst nach dem Elfmetertor. Plötzlich ist bei Dynamo Mut, Leidenschaft und Aggressivität zurück, die
Mannschaft spielt nach vorn. Ihr ist anzumerken, dass sie unbedingt
noch das zweite Tor machen will. Angetrieben werden sie dabei auch von den rund 6.700 Dresdner Anhängern. „Sie hatten ein Gespür, dass die Mannschaft sehr willig ist, dass sie um jeden Meter fightet. In der Phase, in der wir Siegesluft gewittert haben, da war richtig gute Stimmung und da ist der Funke auch übergesprungen auf die Mannschaft“, findet der Trainer.
Aber warum brauchte es erst diese Initialzündung? Schmidt versucht zu begründen: „Wenn man alles erklären könnte, wäre es ein Schach- oder Computerspiel. Fußball spielt sich auch oft im Kopf ab und man hat einfach gesehen, dass nach dem Elfmeter eine Befreiung da war. Auf einmal hatten wir auch noch weitere Chancen.“