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1:1 gegen Heidenheim: Dynamo gelingt die Versöhnung mit den Fans

Im Heimspiel gegen Heidenheim ist die Mannschaft lange ideenlos. Dann schaltet sich der Videoschiedsrichter ein. Am Ende muss Dynamo Dresden sogar gewinnen. Warum das nicht klappt.

Von Timotheus Eimert & Oscar Jandura
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6.774 der 6.792 Zuschauer im Rudolf-Harbig-Stadion konnten am Ende mit der kämpferischen Leistung der Dynamo-Profis zufrieden sein.
6.774 der 6.792 Zuschauer im Rudolf-Harbig-Stadion konnten am Ende mit der kämpferischen Leistung der Dynamo-Profis zufrieden sein. ©  dpa/Sebastian Kahnert

Dresden. Als Schiedsrichter Franz Bokop in der 59. Minute seinen Arm in Richtung Heidenheimer Elfmeterpunkt zeigt, bricht im Rudolf-Harbig-Stadion ein lauter Jubel aus. Die 6.792 Zuschauer – mit Ausnahme der 18 mitgereisten Heidenheim-Fans – feiern den Strafstoß für Dynamo, als wäre der Ball bereits im Tor.

Julius Kade war bei einem Luftzweikampf vom Heidenheimer Verteidiger Jan Schöppner mit dem Arm am Kopf getroffen worden. Bokop hatte die Aktion nicht gesehen. Deshalb schaltete sich Video-Assistent-Referee Michael Bacher aus Köln ein und gab Bokop einen Hinweis. Dieser schaute sich die Aktion auf dem Bildschirm an, entschied dann auf Strafstoß für Dynamo.

Nach dem Spiel sorgte diese Szene für viel Gesprächsstoff. „Das ist für mich keine Szene, wo der Video-Assistent-Referee drauf schauen muss. Der Schiedsrichter hatte gute Sicht und wir reden von einer klaren Fehlentscheidung – davon sind wir weit entfernt“, meinte Heidenheims Trainer Frank Schmidt und erklärte: „Jeder weiß, wenn man zum Kopfball hochgeht, muss man auch die Arme dazu nehmen. Ein kleiner Spieler von Dynamo hüpft 30 Zentimeter weiter rechts in den Arm rein.“

Dynamo hat bis zum Elfmeter keine Torchance

Trainerkollege Alexander Schmidt wollte die Aktion dagegen nicht bewerten. „Ich will den Schlaumeier spielen. Wir sind froh, dass wir den Elfmeter bekommen haben“, sagte er und meinte dann doch. „Ich gehe davon aus, wenn der Schiedsrichter extra nach draußen geht und es sich anschaut, kann es keine Fehlentscheidung sein.“

Christoph Daferner war es schlussendlich egal, ob der Elfmeter berechtigt war oder nicht. Er nagelte den Ball souverän unter die Latte. „Es war wichtig, dass er ihn so eiskalt verwertet, das ist auch nicht selbstverständlich in der Drucksituation – und dann kam die zweite Luft“, erklärte der Trainer. Für Dynamos Top-Torjäger war es bereits der zehnte Saisontreffer.

Bis zu diesem Zeitpunkt hat Dynamo keine nennenswerte Torchance, findet in der ersten Halbzeit nicht ins Spiel. Wie in der Vorwoche gegen Paderborn stimmt oft der letzte Pass nicht. „Die erste Stunde lang war Heidenheim der erwartet schwere Gegner. Wir mussten sehr viel laufen. Heidenheim hat eine Dominanz ausgestrahlt. Man hat gemerkt, dass die Mannschaft in sich sehr gefestigt ist und auf Chancen lauert“, musste Alexander Schmidt zugeben.

Mitryushkin verhindert den Rückstand

Und Möglichkeiten in Führung zu gehen haben die Gäste aus Baden-Württemberg auch. Nach 15 Minuten unterläuft Chris Löwe an der linken Seitenlinie ein schlimmer Fehlpass. Der Heidenheimer Tobias Mohr hat wenig später nur noch Torwart Anton Mitryushkin und Abwehrchef Michael Sollbauer vor sich. Der Österreicher kann den Schuss schlussendlich blocken. „Sole hat eine sehr gute Partie gespielt“, lobte ihn anschließend der Trainer.

Christoph Daferner beim Elfmeter. Der Dresdner Toptorschütze trifft souverän ins linke, obere Eck.
Christoph Daferner beim Elfmeter. Der Dresdner Toptorschütze trifft souverän ins linke, obere Eck. ©  dpa/Sebastian Kahnert

In der 28. Minute muss Mitryushkin, der erneut den verletzten Stammtorhüter Kevin Broll vertrat, eingreifen – und das mit einer Glanzparade. Nach einer Flanke in den Dresdner Fünfmeterraum entschärft der Keeper sehenswert mit einer Faust.

„Es hat sich angefühlt, als wäre es nur eine Frage der Zeit gewesen, bis Heidenheim in Führung geht. Insofern wollte ich ein Zeichen setzen“, sagte Schmidt nach dem Spiel und wechselt bereits nach 29 Minuten zweimal. Er nimmt den unglücklich agierenden Václav Drchal und den schwachen Chris Löwe, der bei der Erwärmung einen Schlag aufs Bein bekommen hatte, runter. Guram Giorbelidze und Oliver Batista-Meier kommen rein.

Dynamo-Kapitän Yannick Stark ärgert sich über seine vergebene Chance in der Nachspielzeit.
Dynamo-Kapitän Yannick Stark ärgert sich über seine vergebene Chance in der Nachspielzeit. ©  dpa/Sebastian Kahnert

„Man hat gemerkt, dass es nicht der Chris Löwe ist, den wir kennen. Und vorne war es eine unpopuläre Maßnahme, aber ich habe das Gefühl gehabt, dass wir einen Kreativeren vorne brauchen und dafür etwas Wucht rausnehmen.“, erklärte Schmidt die beiden frühen Wechsel.

Dynamo hat zum Ende einige Torchancen

Diese taktische Änderung bringt aber auch nicht den gewünschten Erfolg. Der Mannschaft gelingt nach vorn weiterhin nichts. Die Fans unterstützen das kämpferische, aber meist ideenlose, Dynamo-Team dennoch. So auch in der 55. Minute, als Heideheim in Führung geht. Nach einer Flanke von Tobias Mohr verliert Sollbauer gegen Stefan Schimmer das Kopfballduell: 0:1 für Heidenheim. „Sohle war er dran, aber Schimmer war die berühmte Nasenspitze schneller. Die Flanke war sehr scharf und gut gezogen“ schätze Schmidt ein. „Aber die sollte ich auch verteidigen“, zeigte sich Sollbauer selbstkritisch.

Der Jubel der Heidenheimer über den Führungstreffer sollte nicht lang anhalten: Nur fünf Minuten später schoss Christoph Daferner das 1:1.
Der Jubel der Heidenheimer über den Führungstreffer sollte nicht lang anhalten: Nur fünf Minuten später schoss Christoph Daferner das 1:1. © dpa-Zentralbild

Trotz der Unterstützung von den Rängen scheint dieses Tor die junge Dresdner Mannschaft aus dem Spiel zu bringen. Doch dann kommt die strittige Elfmetersituation. „Ab dem Zeitpunkt ist es etwas gekippt. Die Zuschauer kamen, unsere Mannschaft hat gemerkt, dass jetzt noch etwas gehen könnte“, sagte Alexander Schmidt. Plötzlich ist Dynamo das bessere Team. In den Schlussminuten hat zunächst Christoph Daferner die Möglichkeit auf 2:1 zu stellen. Nach einem herausragenden Dribbling scheitert er mit einem Flachschuss an Kevin Müller.

Zwei Minuten später kann Michael Akoto seinen Kopfball aus fünf Meter nicht platzieren. Und in der dritten Minute der Nachspielzeit versucht es Kapitän Yannick Stark aus 20 Metern. Der Ball geht nur knapp neben das Tor. So bleibt es beim 1:1-Unentschieden. „Ich trauere den zwei Punkten etwas nach. Wir hatten gute Möglichkeiten, hier das Siegtor zu schießen“, meinte Sollbauer. Sein Trainer sah es etwas anders: „Wenn wir alles zusammennehmen, war es ein gerechtes Unentschieden.“