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Dynamo-Trainer Anfang redet Klartext: "Muss Finger in die Wunde legen"

Markus Anfang ist nach der Niederlage in Aue noch immer konsterniert, vor dem Spiel gegen Essen wird Dynamos Trainer grundsätzlich. Doch er nimmt seine Mannschaft auch in Schutz.

Von Timotheus Eimert
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Ist mit der Leistung gegen Aue nicht zufrieden und erwartet jetzt eine Reaktion seines Teams: Dynamo-Trainer Markus Anfang.
Ist mit der Leistung gegen Aue nicht zufrieden und erwartet jetzt eine Reaktion seines Teams: Dynamo-Trainer Markus Anfang. © dpa/Robert Michael

Dresden. Mit einem Lächeln betritt Dynamo-Trainer Markus Anfang den Pressekonferenz-Raum im Dresdner Trainingszentrum am Messegelände. Viel Grund zur Freude hat der 49-Jährige dieser Tage eigentlich nicht. Im Sachsenderby gegen Erzgebirge Aue zeigte Dynamo Dresden eine der schlechteren Saisonleistungen und verlor verdient mit 1:2, worüber sich der Trainer auch eine Woche danach noch ärgert.

Im Gespräch mit den Journalisten vor dem Spiel am Samstag gegen Rot-Weiss Essen hält Anfang deshalb eine Grundsatzrede. "In Aue hat mir etwas gefehlt", beginnt er und erklärt: "Uns ist das Durchsetzungsvermögen, die Härte, und das Zweikampfvermögen abhandengekommen."

Das heißt: Die Mannschaft hat Grundtugenden vermissen lassen. "Wenn nach den ersten Minuten bei uns der erste Spieler am Boden liegt und es so aussieht, als würden sie uns den Schneid abkaufen, dann geht das nicht", kritisiert Anfang, und er wird noch deutlicher: "So können wir das nicht machen. Das hat auch nichts damit zu tun, welche Ordnung wir spielen. Das sind Grundtugenden. An der Taktiktafel hat noch nie jemand ein Spiel gewonnen. Zweikämpfe musst du führen und gewinnen können."

Markus Anfang gibt seiner Mannschaft Hausaufgaben

Das habe er der Mannschaft direkt nach dem Spiel auch so übermittelt. Die Analyse erfolgte einen Tag danach im Trainingszentrum. Anfang und sein Trainerteam haben viele Videosequenzen gezeigt - in denen sich einige Spieler für ihre Leistung geschämt haben sollen.

"Wenn du es hörst, denkst du vielleicht, es war nicht so. Wenn du es aber siehst, dann kannst du es nicht wegdiskutieren. Das tut weh. Manchmal ist die Analyse auch etwas härter", sagt Anfang. Er betont: "Meine Aufgabe als Trainer ist es den Finger in die Wunde zu legen. Da machst du dich nicht immer beliebt. Aber meine Aufgabe ist es nicht, mich als Trainer beliebt zu machen, sondern ihnen eine Rückmeldung geben, wie es war."

Und die Leistung gegen Aue war nicht gut. "Es war augenscheinlich, dass wir die Zweikämpfe nicht geführt haben", sagt Anfang, der seine Mannschaft erst nach der schonungslosen Fehleranalyse am Montag in den freien Tag entließ – aber nicht ohne eine Hausaufgabe. "Jeder Spieler sollte prüfen, was er da gespielt hat", erzählt Anfang. "Und die gesamte Mannschaft soll klären, wie sie damit nun umgeht."

Markus Anfang: "Fußball jetzt nicht zelebrieren"

Beim darauf folgenden Gespräch des Teams war Anfang nicht dabei. "Sie müssen das untereinander klären", meint er und betont: "Die Jungs sind grundsätzlich sehr selbstkritisch." Auch deshalb will er den Blick wieder nach vorn richten und sieht in der Derby-Niederlage noch etwas Gutes: "Vielleicht war das Spiel gegen Aue auch ein Hinweis, dass wir uns aus der Situation herauskämpfen müssen."

Und noch eine Erkenntnis steht für Anfang jetzt nach vier Niederlagen aus sechs Spielen in diesem Jahr fest: "Wir sind aktuell nicht der Favorit. Wir müssen uns die Dinge wieder erarbeiten – mit viel Demut und viel Fleiß."

Das gelte bereits für das Duell am Samstag gegen Essen. "Wir müssen die Ist-Situation annehmen. Und wenn man die Rückrunde betrachtet, hat Essen bisher mehr Punkte geholt als wir", betont Anfang. "Wir sind in einer anderen Situation. Wir dürfen den Fußball jetzt nicht zelebrieren, sondern zunächst einmal die Grundtugenden auf den Platz bringen." Mit einem Sieg hätte auch Anfang wieder mehr Grund zur Freude.