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So lief Dynamos Derby-Niederlage in Aue

Dynamo Dresden unterliegt Erzgebirge Aue im 109. Sachsenderby. Trainer Markus Anfang vermisst bei seiner Mannschaft vor allem die Aggressivität und übt danach Kritik.

Von Timotheus Eimert
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Die Chance auf die Tabellenführung vergeben - und das Derby in Aue verloren: Dynamos Vize-Kapitän Paul Will mag nicht mehr hinsehen.
Die Chance auf die Tabellenführung vergeben - und das Derby in Aue verloren: Dynamos Vize-Kapitän Paul Will mag nicht mehr hinsehen. © dpa/Robert Michael

Aue. Am Ende ist es ein gebrauchter Tag für Dynamo Dresden. Mit 1:2 verlieren die Schwarz-Gelben vor 15.000 Zuschauern im Erzgebirgsstadion das 109. Sachsenderby gegen Erzgebirge Aue. Damit reist die Dresdner Erfolgsserie gegen Aue. Nach zuletzt drei Derbysiegen in Folge verliert Dynamo Dresden mal wieder gegen den Erzrivalen aus dem Erzgebirge.

"Wir haben Aggressivität und Zweikampfhärte vermissen lassen", kritisiert Dynamo-Trainer Markus Anfang nach dem Spiel und ist sichtlich unzufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft.

Vor dem Spiel hatten sich die Dynamo-Profis noch in Derby-Form präsentiert und in einem Video auf Instagram über die Stadt des Erzrivalen gelästert. Auf die Frage, ob es in Dresden oder Aue schöner sei, antwortete unter anderem Verteidiger Lars Bünning: "Ich wusste gar nicht, dass das eine Stadt ist."

Das Problem: die Zweikampfführung

Nach dem Spiel sagt der Verteidiger, der für den verletzten Abwehrchef Tobias Kraulich in die Startelf rutschte: "Wir Spieler werden gefragt und liefern eine Antwort. Die ganze Nummer sollte man nicht zu hoch hängen. Dass vor dem Spiel ein bisschen was ausgetauscht wird, ist normal, hat aber auch nichts damit zu tun, dass wir das Spiel verloren haben."

Im Erzgebirge kam die Spitze aber alles andere als gut an. Die Antwort gibt Aue aber auf dem Platz. In einem über weite Strecken ausgeglichenen Sachsenderby hat Dynamo in der ersten Hälfte zwar die besseren Chancen, aber der Gastgeber macht das Tor.

Claudio Kammerknecht lässt sich auf der rechten Seite zu leicht von Kilian Jakob abkochen. Kurz vor der Torauslinie passt der Auer Offensivspieler in den Rückraum. Dort steht Aues Top-Torjäger Marcel Bär völlig frei und erzielt seinen zwölften Saisontreffer. "Wir begleiten mit zwei Mann den Gegenspieler an der Seitenauslinie, ohne einen Zweikampf zu führen", sagt Anfang und kritisiert: "Das war exemplarisch dafür, wie wir die Zweikämpfe angegangen sind."

Polizei ist mit Großaufgebot im Einsatz

Dynamo verliert vor allem die entscheidenden Duelle und hat dennoch gute Chancen auf den Ausgleich. Zunächst verpasst Stefan Kutschke nach Vorlage von Jakob Lemmer mit einem Kopfball das 1:1. Dynamos bester Torschütze köpft den Ball entgegen die Laufrichtung von Aues Torwart Martin Männel. Doch der Ball wird noch auf er Linie geklärt.

Kurz vor der Pause scheitert dann Paul Will – wobei er eigentlich alles richtigmacht. Nach einem Freistoß von der linken Seite landet der Ball beim 24-Jährigen. Eigentlich platziert er seinen Kopfball gut, doch irgendwie bekommt Aues Torwartlegende Männel im Fallen noch die Fingerspitzen an den Ball und verhindert dadurch den Dresdner Ausgleich. "Wenn du in den Situationen aus den klarsten Torchancen des Spiels kein Tor machst, wird es schwer", sagt Anfang.

Auf den Rängen protestierten zuvor die Dynamo-Fans gegen den geplanten Investoren-Einstieg in der Deutschen Fußball-Liga und werfen Schokoladen-Taler auf das Spielfeld. Die Partie ist für gut drei Minuten unterbrochen. Es bleibt friedlich. Bis Stand Sonntagabend gibt es keine Ausschreitungen zwischen den beiden rivalisierten Fanlagern. Die Polizei ist den gesamten Nachmittag mit einem Großaufgebot rund um das Stadion im Einsatz - und filmt mit einer Drohne das Geschehen.

Anfangs Erkenntnis: "Aue war brutal effektiv"

"Wir müssen uns auf unsere Aufgabe konzentrieren, nicht von unserem Spiel abbringen lassen, uns nicht ablenken lassen, nicht vom Gegner oder den Zuschauern emotionalisieren lassen", hatte Dynamos Trainer vor dem Spiel gesagt. Doch offenbar zeigt sich seine Mannschaft von der aufgeheizten, aber friedlichen Kulisse im ausverkauften Erzgebirgsstadion zumindest teilweise beeindruckt.

Denn im zweiten Durchgang gelingt Dynamo über weite Phasen nur noch wenig. "Wir haben versucht, viel Druck nach vorne zu erzeugen, wodurch zwangsläufig Konteraktionen vorkommen", erklärt Anfang. Aue ist dem 2:0 näher, als Dresden dem Ausgleich. Die vermeintliche Vorentscheidung fällt 13 Minuten vor dem Ende. Dynamo wird nach einem Eckball gnadenlos ausgekontert.

Am Ende steht Aues Außenverteidiger Tim Dahnhof frei vor Dynamos Torhüter Kevin Broll und vollendet zum 2:0. Der eingewechselte Robin Meißner erzielt vier Minuten danach noch den Dresdner Anschlusstreffer. Doch das ist nur Ergebniskosmetik. "Aue war brutal effektiv und hat alles, was sie bekommen haben, genutzt", lobt Anfang den Gegner. "Sie haben sich in jeden Ball geschmissen, das Spiel leidenschaftlich über die Zeit gebracht. Wir waren nicht in der Lage, dann die eine oder andere Chance zu nutzen."