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Kritik an Kapitän Kutschke: "Stell dich wieder in den K-Block"

Nach dem 0:0 im Spitzenspiel gegen Ulm ist der Ärger bei Dynamo Dresden groß. Der Unmut der Fans richtet sich vor allem gegen Kapitän und Lautsprecher Stefan Kutschke.

Von Timotheus Eimert
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Muss sich nach dem 0:0 im Top-Spiel gegen den SSV Ulm 1846 und seiner vergebenen Großchance viel Kritik anhören: Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke.
Muss sich nach dem 0:0 im Top-Spiel gegen den SSV Ulm 1846 und seiner vergebenen Großchance viel Kritik anhören: Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke. © dpa/PA/Robert Michael

Dresden. Er lebt Dynamo Dresden wie kein anderer. Und doch richtet sich der Ärger bei den Schwarz-Gelben plötzlich gegen Stefan Kutschke. Nach dem 0:0 im Top-Spiel gegen den SSV Ulm 1846 muss sich der Kapitän scharfe Kritik anhören - vor allem von den eigenen Fans. In den sozialen Netzwerken lassen viele Dresdner Anhänger ihren Unmut gegen den 35-Jährigen freien Lauf.

"KUTSCHKE: Ständig am Meckern und einen auf Obermotivator machen. Mir kommt es so vor, als wäre er von den Verantwortlichen nur als Entertainer eingestellt worden", schrieb ein Nutzer auf Instagram und erklärte: "Und jedes Mal nach dem Spiel seine mahnenden und teils überheblichen Worte an seine Mitspieler. Nur weil er Dresdner ist, ist er ein Spieler wie all die anderen in der Mannschaft."

Ein anderer Nutzer meinte ironisch: "Kutschke - bester Ulmer!" Einige Fans forderten sogar die sofortige Vertragsauflösung des Dynamo-Kapitäns, dessen Arbeitspapier sich am Saisonende nur beim Aufstiegsfall verlängern würde.

Und ein anderer Anwender hatte einen speziellen Ratschlag für den Routinier: "Sein Ehrgeiz in allen Ehren, aber bei jeder Aktion im Strafraum pauschal umzufallen und außer Körperlichkeit nichts zu leisten, reicht eben nicht. Lieber Stefan, bitte hör auf mit Fußball und stell dich wieder in den K-Block!"

Stefan Kutschke vergibt Großchance und ist jetzt gesperrt

Die Kritik an Kutschke ist hart, geht teilweise sogar unter die Linie des Sagbaren. Grund für den Frust im Netz einiger Fans ist vor allem die vergebene Großchance des Mittelstürmers in der Nachspielzeit. Nach einem Fehlpass von Ulms Tom Gaal lief der Angreifer alleine auf Torhüter Christian Ortag zu. Nach einem 30-Meter-Sprint ließ Kutschke noch einen Verteidiger aussteigen, aber schoss den Ball anschließend rechts am leeren Tor vorbei.

"Wenn Kutsche das Ding macht, dann gehen wir auch als Sieger vom Feld", sagte danach Trainer Markus Anfang, der den müden Stürmer vor allem wegen seiner Kopfballstärke noch auf dem Platz ließ und nicht Robin Meißner oder Lucas Cueto einwechselte. "Wir hätten heute verdient gewinnen können", betonte Anfang.

Das weiß auch Kutschke, der nach seiner fünften Gelben Karte nun gegen Preußen Münster gesperrt fehlen wird. "Die Gelb-Sperre ist das Schönste, was uns passieren konnte", schrieb ein Dynamo-Fan später auf Instagram. Auch beim Angreifer war der Ärger nach dem Spiel groß. Als er in die Katakomben des Rudolf-Harbig-Stadions kam, mochte er nicht reden und ging ohne Kommentar in die Kabine.

Nach seiner vergebenen Großchance hat Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke einen Krampf in der Wade.
Nach seiner vergebenen Großchance hat Dynamo-Kapitän Stefan Kutschke einen Krampf in der Wade. © dpa/Robert Michael

Immer wieder musste er sich in den vergangenen Wochen gegenüber der Öffentlichkeit äußern und wählte nach schwachen Auftritten wie in Aue und Halle selbst deutliche, mitunter harte Worte. "Du darfst in einem Derby nicht so tun, als wäre es ein Testspiel", sagte er beispielsweise nach der Partie gegen Erzgebirge Aue.

Und nach der 0:1-Niederlage im Ost-Duell gegen den Halleschen FC erklärte er: "Jeder einzelne muss sich fragen, ob es heute gereicht hat. Ist da jeder klar? Sagt jeder heute, dass er alles dafür getan hat, dass er sich im Zweikampf durchsetzt? Das Gefühl habe ich nicht!"

Dynamo-Fans spekulieren über einen Kapitänswechsel

Dass diese Kritik, die sich vor allem auch gegen seine Mitspieler richtete, immer wieder öffentlich geäußert wird, dürfte nicht jedem in der Mannschaft gefallen. In diversen Dynamo-Fanforen wurden deshalb nach dem Halle-Spiel sogar über eine Absetzung des Kapitäns spekuliert.

"Kutschke hat zuletzt keine Leistung gezeigt und darüber hinaus Spieler öffentlich angezählt. Da wird es hinter den Türen noch ganz anders zugehen. Könnte Will oder Lewald das Amt des Kapitäns übernehmen?", schrieb beispielsweise ein Nutzer.

Kutschke, der eigentlich als Sprachrohr zwischen Mannschaft und Fans gilt, dürften diese Tendenzen nicht verborgen geblieben sein. Eine Woche nach dem 2:1-Sieg gegen 1860 München betonte er daher: "Bei meinen kritischen Worten beziehe ich mich selbst mit ein. Ich bin Teil dieser Mannschaft und war genauso unzufrieden mit meiner Leistung, weil das nicht ansatzweise der Stefan war, den ich selber kenne." Kutschke lebt Dynamo nun mal wie kein anderer.