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Protest gegen FIFA-Entscheidung: DFB-Elf hält sich den Mund zu

Aus Protest gegen das Vorgehen der FIFA hält sich das deutsche Nationalteam auf dem Mannschaftsfoto den Mund zu. Und Innenministerin Faeser trägt im Stadion die "One-Love"-Binde.

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Die deutsche Mannschaft beim Teamfoto. Alle halten sich den Mund zu.
Die deutsche Mannschaft beim Teamfoto. Alle halten sich den Mund zu. © dpa/Robert Michael

Al-Rajjan. Die deutsche Nationalmannschaft hat kurz vor Beginn ihres ersten Gruppenspiels bei der WM in Katar ein kleines Zeichen gegen die Bevormundung der FIFA gesetzt. Beim Mannschaftsfoto haben sich alle deutschen Spieler den Mund zugehalten.

Mit dieser symbolischen Geste wollen die Spieler zum Ausdruck bringen, dass man ihnen zwar das Tragen der sogenannten "One-Love"-Binde verboten habe, nicht aber das Recht sich zu äußern. Auf Twitter stellte das Team zudem klar, dass es Menschenrechte für nicht verhandelbar hält.

Die FIFA hatte sportliche Sanktionen angedroht für den Fall, dass die mehrfarbige "One-Love"-Kapitänsbinde bei den WM-Spielen in Katar doch getragen wird. Der DFB verzichtet daher wie alle an der Kampagne teilnehmenden Nationen auf die geplante Aktion.

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"Die FIFA arbeitet mit Einschüchterung und Druck, das muss man zunächst konstatieren", sagte DFB-Präsident Bernd Neuendorf in der ARD. "Ich stehe zu allem, was ich gesagt habe zum Thema Menschenrechte. Wir sind in der Opposition zur FIFA, das ist ganz wichtig, dass das hier deutlich wird. Wir müssen überlegen, welche Schlüsse wir daraus ziehen."

Deutsche Innenministerin Faeser mit "One Love"-Binde

Anders als die Nationalspieler hat allerdings Bundesinnenministerin Nancy Faeser beim WM-Spiel gegen Japan die für DFB-Kapitän Manuel Neuer verbotene "One-Love"-Binde getragen.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf im Stadion.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf im Stadion. © dpa/Federico Gambarini

Die SPD-Politikerin zeigte die Binde, die sie zunächst unter ihrem pinken Blazer trug, im Verlauf der ersten Halbzeit, als sie den Blazer auszog. Gemeinsam mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf verfolgte Faeser die Partie. Vor dem Anpfiff waren beide auch mit FIFA-Präsident Gianni Infantino zusammengetroffen.

Bierhoff wirbt um Verständnis

DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte in der Debatte wenige Stunden vor dem deutschen WM-Auftakt um mehr Verständnis aus der Heimat für die Spieler geworben. "Letztlich bekommen die Spieler immer wieder Kritik ab. Das tut natürlich an der einen oder anderen Stelle weh, weil man denkt: Wann ist es genug und wann kann ich mich auf die WM konzentrieren", sagte Bierhoff am Mittwoch in der ARD.

Die vielen kritischen Reaktionen aus Deutschland würden die Spieler sehr beschäftigen, berichtete der 54-Jährige. Schließlich sei man das Thema "schon vor einem Jahr sehr ernsthaft angegangen", betonte Bierhoff. Es habe vor der WM in Katar Gespräche mit Menschenrechtsorganisationen und Betroffenen gegeben, zudem sei ein Symposium veranstaltet und eine Million Euro für die Nepal-Hilfe gespendet worden. Dass die FIFA die Aktion für eine gute Sache unterbunden habe, sei "ein herber Schlag" gewesen. (SZ/dpa)