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Dresdens Handballer schaffen Pokal-Sensation

Die Zweitliga-Handballer vom HC Elbflorenz Dresden besiegen im DHB-Pokal den Bundesligisten Minden. Im Achtelfinale kommt jetzt ein noch attraktiverer Gegner.

Von Alexander Hiller
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Den Siebenmeter in letzter Sekunde pariert Dresdens Torhüter Marius Noack (Mitte) und besiegelte damit die kleine Sensation.
Den Siebenmeter in letzter Sekunde pariert Dresdens Torhüter Marius Noack (Mitte) und besiegelte damit die kleine Sensation. © kairospress

Dresden. Handball-Zweitligist HC Elbflorenz Dresden steht erstmals in seiner 16-jährigen Vereinsgeschichte im Achtelfinale des DHB-Pokals. Das ist eine kleine Sensation. Die Mannschaft bezwang am Donnerstagabend vor 1.014 Zuschauern in der heimischen Ballsportarena den Bundesligisten GWD Minden mit 25:24 (14:10).

Und es kommt noch besser: In der nächsten Runde, die am 21. und 22. Dezember ausgetragen wird, trifft das Team von Trainer Rico Göde nun auf den nächsten Erstligisten, der zudem noch eine Nummer größer ist als Minden. Der Traditionsklub TBV Lemgo Lippe wurde den Dresdnern am Freitagmittag zugelost. Der zweifache deutsche Meister und viermalige DHB-Pokalsieger belegte in der vergangenen Saison den sechsten Platz und ist momentan auf Rang zwölf in der mutmaßlich stärksten Liga der Welt. Den genauen Spieltermin will der HC Elbflorenz zeitnah bekanntgeben.

"Es ist sehr schön, dass wir wieder ein Heimspiel in der nächsten Pokalrunde haben. Mit Lemgo treffen wir zudem auf eine sehr gute Mannschaft und einen sehr attraktiven Gegner aus der ersten Liga. Trotzdem können wir natürlich hier zuhause die nächste Sensation schaffen und hoffen, dass wir zum Achtelfinale auf noch mehr Unterstützung in der Halle setzen können", sagte HC-Trainer Göde.

Rückblickend auf den umjubelten wie verdienten Zweitrundensieg gegen Minden am Donnerstagabend meinte er: "Ich bin unglaublich glücklich. Wir haben wieder etwas in unserer Historie geschafft, das wir noch nie hatten. In der Saison hatten wir bisher wenig Zugriff in der Abwehr. Diesmal war das Werbung für uns und wichtig zu sehen, dass wir das noch können."

Auch ohne ihren erkrankt fehlenden Torschützenbesten Lukas Wucherpfennig lieferten die Dresdner am Donnerstagabend gegen Minden von Anfang an eine beherzte Partie, lagen tatsächlich im gesamten Spielverlauf nur drei Mal mit einem Tor zurück. Doch angetrieben von einem überragenden Torhüter Marino Mallwitz (41 Prozent gehaltener Bälle in Hälfte eins) und dem extrem abschlussstarken Oskar Emanuel spielten sich die unterklassigen Sachsen gegen den in der Liga noch sieglosen Erstligisten ein Vier-Tore-Polster bis zum Halbzeitpfiff heraus.

Mindens Torwart ist der Beste - und das sagt alles

Den Gästen war das mangelnde Selbstvertrauen (0:14 Punkte) jederzeit anzumerken, ein Klassenunterschied war jedenfalls nicht zu erkennen. Der Vorsprung der Dresdner schmolz allerdings zusehends - bis zur Schlusssekunde. Nach Ablauf der Spielzeit bekamen die Gäste beim Stand von 25:24 für Dresden noch einen Siebenmeter zugesprochen. Doch Ersatzkeeper Marius Noack zog Tomas Urban den Zahn und parierte den letzten Wurf des Abends. Der Nachwurf von Urban landete zwar im Tor, zählte aber nicht mehr.

"Ein verdienter Sieg von Dresden. Wir waren in der ersten Hälfte nicht bereit für dieses Spiel, haben uns mit allen möglichen Dingen beschäftigt, mit dem Schiedsrichter diskutiert, wahnsinnig viele einfache Fehler gemacht", schätzte Gäste-Trainer Frank Carstens ein und kam zu dem Schluss: "So kann man keine Deckung ausspielen." Schon gar nicht eine so kompromisslose, schnellfüßige und aggressive Abwehr wie die der Dresdner an diesem Abend. Dass Mindens Schlussmann Malte Semisch mit einer außergewöhnlich guten Quote von 44 Prozent gehaltener Bälle der beste Mann der Gäste war, sagt viel über die Überlegenheit der Dresdner aus.

Der Holländer Ivar Stavast (l.) erzielte den letzten Dresdner Treffer.
Der Holländer Ivar Stavast (l.) erzielte den letzten Dresdner Treffer. © kairospress

"Das ist das andere Gesicht, was wir zeigen, was wir darstellen wollen. Mit so einer Einstellung gewinnst du Spiele", sagte Abwehrrecke Nils Kretschmer und spielte damit auch auf den durchwachsenen Zweitliga-Start seiner Mannschaft (5:7 Punkte) an. "Ich bin superstolz auf das ganze Team, auf die Halle, auf die Fans. Das hat mega Spaß gemacht, so wünscht man sich das. Wir wollen eine Abwehrmannschaft sein. Das haben wir mit 24 Gegentoren gegen einen Erstligisten gut gemacht", betonte der 29-Jährige.

Sein Teamkollege Marino Mallwitz fand trotz der Euphorie auch nachdenkliche Worte. "Es wäre schön, wenn wir das in der Liga auch so umsetzen können. Leidenschaft und Herz müssen wir mitnehmen. Wenn wir uns über diesen Pokalsieg gefreut haben, müssen wir das abhaken und dann geht es am Sonntag direkt weiter", erklärte der Klasse-Torhüter.

Am Sonntag, 17 Uhr, tritt sein Team daheim gegen den starken Aufsteiger VfL Potsdam (9:3 Punkte) an. Der aktuelle Tabellendritte wird von Bob Hanning trainiert, neben Ikone Stefan Kretzschmar die schillerndste Figur im deutschen Handball. Parallel zu seinem Trainerjob führt Hanning die Geschäfte beim deutschen Spitzenklub Füchse Berlin - eine einmalige Konstellation im deutschen Profisport.