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Wie eine Jonsdorferin um den Traum von Olympia kämpft

Eishockey-Spielerin Anne Bartsch hat es aus dem Zittauer Gebirge ins Nationalteam geschafft. Das braucht nächste Woche einen Turniersieg.

Von Frank Thümmler
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Anne Bartsch, die einst mit Jonsdorfer Jungs übers Eis flitzte, kämpft jetzt bei einem Turnier mit vier Teams um ihre erste Olympiateilnahme.
Anne Bartsch, die einst mit Jonsdorfer Jungs übers Eis flitzte, kämpft jetzt bei einem Turnier mit vier Teams um ihre erste Olympiateilnahme. © privat

Jonsdorf. Wenn ab dem 11. November vier Eishockey-Nationalmannschaften der Frauen in Füssen um einen zu vergebenden Startplatz für die Olympischen Spiele in Peking im kommenden Jahr kämpfen, steht ein klein wenig auch Jonsdorf mit auf dem Eis. Anne Bartsch, die einst ihre ersten Schritte auf Eis in Jonsdorf gemacht hat, will als Stürmerin der deutschen Nationalmannschaft alles dafür geben, sich ihren Olympiatraum zu erfüllen.

„Wir sind in diesem Turnier bei uns zu Hause in Füssen sicherlich favorisiert, schon aufgrund unserer Weltranglistenposition. Aber es wird nicht leicht, auch die Spielerinnen aus Österreich, Italien und Dänemark wollen sich ihren Traum erfüllen und können Eishockey spielen“, sagt die inzwischen 26-Jährige.

Ob die Jonsdorferin tatsächlich für Deutschland spielen kann, ist noch nicht sicher. Seit gestern läuft am Bundesstützpunkt ein letztes Trainingslager, bevor der Kader noch einmal reduziert und endgültig nominiert wird. Sie kann aber optimistisch sein, war seit 2014 (nach Olympia in Sotschi) fester Bestandteil der Nationalmannschaft und hat inzwischen über 100 Länderspiele absolviert.

Dass das alles so kommt, hätten sich vor 20 Jahren, als Anne Bartsch als Bambini über das Jonsdorfer Eis flitzte, kaum jemand vorstellen können. Aber sie wagte 2009 den Weg auf die Berliner Sportschule. „Die Unterstützung meiner Familie war für mich immer riesig. Meine Mutter ist sogar mit nach Berlin gezogen“, sagt Bartsch dankbar. Die Eishockey-Karriere nahm den erhofften Verlauf: mit U15- und später U18-Nationalmannschaft, dem Einstieg in das Frauen-Eishockey mit einem deutschen Meistertitel mit dem OSC Berlin und die Nominierung für das Frauen-Nationalteam.

Nach dem Abitur ging es nach Schweden

Nach dem Abitur wagte Anne Bartsch 2016 für ein Jahr den Schritt nach Schweden, spielte dort beim HV 17 Jönköping auf einem ähnlich hohen Niveau wie in Nordamerika, wurde von einer Verteidigerin zur Stürmerin umgeschult. Es folgte die bislang erfolgreichste ihrer drei WM-Teilnahmen, als Deutschland 2017 das kleine Finale erreichte.2020, nach Beendigung ihres Studiums (Öffentliche Verwaltung) wechselte Anne Bartsch dann nach Memmingen, aus mehreren Gründen: „Ich wollte eine neue sportliche Herausforderung. In Memmingen sind mehr Nationalspielerinnen, das Niveau in jedem Training höher. Außerdem ist Füssen näher, wo der Bundesstützpunkt ist und wohin ich als Sportsoldatin immer wieder zu Lehrgängen muss. Und das Interesse von Memmingen war auch da“, erklärt sie. Bartsch gehört seit 2019 zur Sportfördergruppe der Bundeswehr, kann sich also voll auf ihren Sport konzentrieren.

Dort ist sie inzwischen wichtiger Bestandteil der Mannschaft, war auch für die im August nachgeholte WM 2020 nominiert. Aber dann der Rückschlag: Anne Bartsch brach sich unmittelbar vor dem Turnier die Hand, im ersten Eistraining nach der Ankunft in Calgary beim Versuch, einen Schuss zu blocken. Statt WM folgten die schnelle Rückreise und eine Operation. „Das war natürlich auch schlecht für die neue Saison, die Vorbereitung war dadurch holprig, die ersten Bundesligaspiele habe ich verpasst“, erklärt sie.

Inzwischen scheint die Stürmerin aber in starker Form. Auffällig ist, dass ihre Torgefährlichkeit deutlich größer geworden ist. Nach 14 Scorerpunkten (davon drei Tore) in den 26 Spielen der vergangenen Saison hat sie jetzt nach acht Spielen bereits neun Scorerpunkte (davon sechs Tore) auf ihrem Konto. Gute Aussichten also für eine Nominierung für die Olympiaqualifikation: Tore werden immer gebraucht.

Bartsch's Spiele im Stream zu sehen

Im Zittauer Gebirge wird mit Sicherheit mitgefiebert, von der Familie, aber auch den Jonsdorfer Spielern. Dass die Damenmannschaft zurückgezogen werden musste, hat Anne Bartsch in Memmingen mitbekommen, auch wenn sie selbst nie in der Jonsdorfer Frauenmannschaft gespielt hat, sondern immer nur bei den Jungs im Nachwuchsbereich.

Und ihrem Vorbild folgen ja auch aktuell wieder einige Mädchen. Die können sich die bekannteste Eishockeyspielerin ihres Vereins live im Fernsehen anschauen: MagentaTV und MagentaSport übertragen die drei Qualifikationsspiele kostenfrei. Vielleicht ist ja am Sonntag kommender Woche gegen 14.15 Uhr zu sehen, wie sich Anne Bartsch und ihre Mitspielerinnen um den Hals fallen: Olympia 2022 in Peking kann kommen!

Deutsche Spiele der Olympiaqualifikation
11.11.: 17.15 Uhr Deutschland-Österreich
13.11.: 12.00 Uhr Italien-Deutschland
14.11.: 12.00 Uhr Deutschland-Dänemark