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"Geisteskranke Zeit": Dresdner Bebendorf läuft zu EM-Bronze

Karl Bebendorf erfüllt sich einen Kindheitstraum und gewinnt Bronze bei der EM. Nach 15 Jahren holt wieder ein Dresdner Leichtathlet eine internationale Medaille. Auch mit Olympia kann er jetzt planen.

Von Michaela Widder
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Karl Bebendorf gewinnt bei der EM in Rom sensationell die Bronzemedaille.
Karl Bebendorf gewinnt bei der EM in Rom sensationell die Bronzemedaille. © dpa

Rom. Erst deutete Karl Bebendorf an, sein Trikot zu zerreißen, dann schrie er seine Freude raus und wickelte sich glücklich in die schwarz-rot-goldene Fahne: Mit kühlem Kopf und schnellen Beinen lief der Dresdner bei der EM in Rom am späten Montagabend zur Bronzemedaille vor seinem Teamkollegen Frederik Ruppert.

Es ist die erste deutsche EM-Medaille für Hindernis-Männer seit 1998 und das erste internationale Edelmetall für den Dresdner SC seit WM-Bronze von Hochspringer Raul Spank 2009 in Berlin. "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert", meinte Bebendorf, "aber habe nie gedacht, dass ich so eine geisteskranke Zeit hinlegen kann." In 8:14,41 Minuten lief er nicht nur persönliche Bestzeit, sondern unterbot auch die Olympia-Norm (8:15 Minuten).

Alexis Miellet (8:14,01) führte einen französischen Doppelsieg vor Djilali Bedrani (8:14,36) an. Der dritte deutsche Starter Velten Schneider kam auf Rang 16 (8:38,73). "Ich habe die ganze Zeit daran gedacht: Beine locker halten, Beine locker halten", meinte Bebendorf. Damit er am Ende noch zulegen kann: "Und genau dieser Punkt ist eingetreten. Das war auch der einzige Weg, das Rennen irgendwie zu gewinnen. Und das hat funktioniert."

Nach der Medaille erst mal Urlaub - und dann Olympia

Vor den Augen seiner Eltern und seiner Freundin erfüllte sich der 28-Jährige einen Kindheitstraum und schaffte sein angekündigtes Ziel, eine internationale Medaille zu holen. "Somit verabschiede ich mich jetzt erstmal in den Urlaub und dann sehen wir uns in Paris wieder." Vor 26 Jahren gewann letztmals ein deutscher Läufer eine EM-Medaille über 3.000 m Hindernis, Damian Kallabis holte sich damals in Budapest den Titel.

Auch Dresden hat Hindernis-Tradition. Hagen Melzer, der am Samstag seinen 65. Geburtstag feiert, wurde 1986 Europameister (8:16,55 min) und ein Jahr später WM-Zweiter (8:10,32 min).

Bei der EM 2022 in München wurde Bebendorf noch Fünfter in 8:26,49 Minuten - und rückte durch die nachträgliche Doping-Disqualifikation des Zweitplatzierten Italieners Ahmed Abdelwahed auf Rang vier vor. "Die EM ist eines meiner Hauptziele, da kann ich am ehesten etwas reißen", sagte Bebendorf vor der Abreise nach Rom, und er betonte: "Ich schaue schon auf die Medaillenränge. Das ist natürlich immer auch ein Stück weit abhängig von der Tagesform, aber das traue ich mir zu."