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Wohin laufen sie denn?

Es wäre das Wochenende des Dresden-Marathons. Doch nun endet die Laufsaison, ohne dass sie richtig begonnen hatte. Für 2021 gilt nicht nur das Prinzip Hoffnung.

Von Tino Meyer
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Die Vorbereitungen für den Oberelbe-Marathon laufen, und die Organisatoren sind optimistisch, dass der Elberadweg gut gefüllt sein wird.
Die Vorbereitungen für den Oberelbe-Marathon laufen, und die Organisatoren sind optimistisch, dass der Elberadweg gut gefüllt sein wird. © Thomas Kretschel

Dresden. Ein bisschen Wehmut ist dabei, gerade jetzt an diesem Wochenende. Am Sonntag hätte der Dresden-Marathon stattgefunden – wieder mit insgesamt rund 8.000 Teilnehmern auf den verschiedenen Distanzen und wie immer gewissermaßen als der große Saisonabschluss in dieser laufbegeisterten Stadt.

Doch das Problem ist hinlänglich bekannt: Coronabedingt hat die Saison dieses Jahr nie richtig angefangen, wobei in Dresden, verglichen mit anderen Städten, zumindest immer mal was lief, wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen. Die Infektionslage hat es möglich gemacht – und die Nachfrage mit rund 3.000 Teilnehmern vor zwei Wochen beim Nachtlauf zudem bewiesen, wie groß doch die Sehnsucht nach einer, wenn auch mit einigen Einschränkungen verbundenen Normalität ist.

Anfang Oktober schien plötzlich sogar die langfristige Absage des Dresden-Marathons verfrüht gewesen zu sein. Es lief einfach, und es lief gut. Spätestens seit dieser Woche ist indes endgültig klar, dass die Organisatoren vorausschauend wie vernünftig gehandelt haben – was den Blick auf das nächste Jahr erst mal nicht besser macht. Es herrscht vielmehr das Prinzip Hoffnung, wenn die Organisatoren der Rewe Team Challenge nächste Woche die Anmeldung für 2021 freischalten oder wie beim Dresden-Marathon mehr als ein Drittel der gemeldeten Teilnehmer kein Geld zurückverlangt, sondern den bezahlten Startplatz ins nächste Jahr überträgt.

Dass sich damit so manches Problem ebenfalls nur überträgt, wissen alle Beteiligten. Denn wer kann jetzt schon genau sagen, wie sich die Pandemie entwickeln wird, ob es nach einer zweiten womöglich eine dritte Welle gibt – oder der Impfstoff schneller ist.

Der Dresden-Marathon. An diesem Sonntag wäre er gewesen.
Der Dresden-Marathon. An diesem Sonntag wäre er gewesen. © Ronald Bonß

Für die Veranstaltungsbranche, und dazu zählen unbedingt auch die Organisatoren von Sportwettkämpfen wie Marathons und anderen Läufen, ist es ein Wettlauf gegen die Zeit, bei dem sie jedoch bestenfalls Zuschauer sind. Dabei geht es für viele um nicht weniger als die eigene Existenz.

„Sollen wir Trübsal blasen?“, fragt indes Uwe Sonntag fast schon ketzerisch. Der Organisationschef des Oberelbe-Marathons, der seit gut 20 Jahren immer am letzten April-Wochenende stattfindet, war als einer der Ersten betroffen von den Corona-Auswirkungen. Die Absage vier Wochen vor dem Rennen kostete eine mittlere fünfstellige Summer, vor allem aber Zuversicht und Kraft. Das vergangene halbe Jahr umschreibt er als anspruchsvoll. „Es war eine schwere Zeit, doch es gibt jetzt kein Gejammer mehr. Wir sind voller positiver Energie und legen wieder los“, sagt Sonntag nun. Wie andere Organisatoren hat auch er Konzepte entwickelt, die Volksläufe in Zeiten mit dem Coronavirus möglich machen.

Gut sechs Monate sind es noch bis zum nächsten Oberelbe-Marathon am 25. April 2021. Das Datum steht, und seit Mittwoch läuft auch die Anmeldung auf der neu gestalteten Homepage. „Wir haben die auferlegte Zwangspause genutzt, um unserer Internetseite ein neues, modernes Gesicht zu verleihen. Auch unsere Marke OEM wurde weiterentwickelt“, sagt Sonntag.

Die ersten 300 Anmelder für Marathon und Halbmarathon erhalten nicht nur ein Schlauchtuch im OEM-Design, das auch gut als Mund-Nasen-Schutz funktioniert, sondern gewissermaßen auch einen sicheren Startplatz. Denn je 500 Teilnehmer pro Distanz sollen auf jeden Fall dabei sein, sagen Hygieneplan – und auch Sonntag. So viel Optimismus, meint er, muss jetzt sein.