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Strelow: Wie wir Deutschen die Norweger bei der Biathlon-WM ärgern können

Bisher haben die Norweger bei der Biathlon-WM in Nove Mesto alle sechs Medaillen bei den Männern abgeräumt. In seiner Kolumne erklärt Justus Strelow, was dort anders läuft als in Deutschland.

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Justus Strelow startet am Donnerstag in der Single-Mixed-Staffel, auch dort sind die Norweger die großen Konurrenten.
Justus Strelow startet am Donnerstag in der Single-Mixed-Staffel, auch dort sind die Norweger die großen Konurrenten. © dpa/PA/Hendrik Schmidt

Von Justus Strelow

Nove Mesto. Die erste Woche bei den Weltmeisterschaften ist vorüber und zumindest bei uns Männern könnte es heißen: Offene norwegische Meisterschaften. Ganz klar, die norwegischen Biathleten sind in Nove Mesto das Maß aller Dinge. Im Sprint landeten sie auf den ersten drei, im Verfolger sogar auf den ersten fünf Plätzen. Ein Bild, das wir aus dem Weltcup kennen. Dort erlebten wir im vergangenen Winter ein Schaulaufen von Johannes Thingnes Bö. Jetzt liegt er erneut vorne, gefolgt von fünf seiner Landsleute.

Die Dominanz kommt nicht von ungefähr. Ich war bei meinen Reisen immer wieder beeindruckt, welche Möglichkeiten dort herrschen. In Sandness zum Beispiel, einer Stadt an der Westküste, liegt fast nie Schnee. Dennoch gibt es dort ein Stadion mit 30 Schießständen und einer fantastischen Rollerstrecke. Die Dichte an Trainingsmöglichkeiten ist hoch.

Dazu scheint in Norwegen jedes Kind auf Skiern groß zu werden, das Langlaufen lernt man eher als das Radfahren. Überall existieren tolle Loipennetze, der Langlauf ist in den Schulsport integriert, Erwachsene fahren auf Skiern zur Arbeit. Es gibt einen viel größeren Pool an Talenten als hierzulande. Bei einem Trainingslager in Trysil war zeitgleich einer der größten Sportvereine aus Oslo für ein Wochenende vor Ort. Mehrere hundert Kinder unter 14 Jahren nahmen an dem Wettkampf teil. Mehr Teilnehmer als bei uns im gesamten Deutschland-Pokal. Und mit diesem Reservoir arbeiten die Norweger hochprofessionell.

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Die Frage ist, was die anderen Nationen und auch wir Deutschen dem entgegensetzen können. Zum einen geht es über konsequente und gewissenhafte Arbeit. Und das ein oder andere Detail lässt sich von den Norwegern auch abgucken. Unser Lauftrainer Jens Filbrich hat uns im Sommer zum Beispiel Videosequenzen mit der Eintakt-Technik des Ski-Langläufers Didrik Tönseth am Berg vorgeführt. Auch an Vetle Sjaastad Christiansen sollte ich mich in einzelnen Rennen schon orientieren.

Trotz aller norwegischen Stärke: Auch bei dieser WM geht für uns Deutsche auf jeden Fall noch etwas. Heute im Einzel genauso wie auch in der Single-Mixed-Staffel. In die gehe ich am Donnerstag mit einer guten Portion Selbstvertrauen. Beim Weltcup in Antholz ist mir dort mit Vanessa Voigt der Sieg gelungen. Warum sollte Deutschland die Norweger also nicht erneut ärgern können?

Justus Strelow von der SG Stahl Schmiedeberg ist Sachsens derzeit bester Biathlet und schreibt jede Woche über seine Erlebnisse des Weltcup-Winters.

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