Lenzerheide. Ohne einen Einsatz in der abschließenden Männer-Staffel am Sonntag sind die Tage in Hochfilzen für mich zu Ende gegangen. Natürlich bedeutet dieser Wettbewerb immer eine realistische Chance auf einen Podiumsplatz, wie es sich mit Platz drei ja auch diesmal wieder bewahrheitete. Dennoch war die Entscheidung, in der Staffel nicht an den Start zu gehen, für mich die richtige.
Im vorangegangenen Verfolger hatte ich selbst gemerkt, dass ich das Rennen nicht mehr aktiv gestalten und das Tempo variieren kann. Und im Biathlon dürfen wir nie nur auf das jeweils nächste Rennen schielen, sondern müssen immer auch die kommenden Aufgaben einer kräftezehrenden Saison im Blick haben. Ein Tag Pause mehr vor dem Weltcup im Lenzerheide wird mir also guttun.
Am Montag nach dem Frühstück habe ich mich mit meinem Kollegen David Zobel auf den Weg in Richtung Schweiz gemacht. Zum ersten Mal in der Geschichte wird in Lenzerheide ab Donnerstag ein Weltcup ausgetragen. Ich habe beste Erinnerungen an den Ort: Dort durfte ich 2022 als Sieger der Super-Sprint-Wertung im IBU-Cup meine erste und einzige Kristallkugel entgegennehmen.
In der Schweiz teilen David und ich uns wie meist ein Doppelzimmer. Längst sind wir perfekt aufeinander eingestellt. Sogar den gleichen Hang zur Ordnung besitzen wir: Immer verstauen wir als Erstes den Inhalt unserer Taschen akkurat in den vorhandenen Schränken.
Wir ticken ähnlich, aber für seine absolute Akribie bewundere ich David, der als Fan des FC Bayern aktuell eine eher schwere Zeit durchmacht, besonders. Aus dem Augenwinkel beobachte ich, wie er im Zimmer noch zu vorgerückter Stunde Gymnastik und Yoga absolviert, um seine Muskulatur geschmeidig zu halten. „Scheußlich, Deine Professionalität“ raune ich ihm zu, wenn er sich mal wieder biegt, und ich nach getaner Arbeit schon auf meinem Bett liege und im Internet auf Motorradseiten stöbere.
Doch auch ich weiß David zu beeindrucken: Dann und wann erwischt er mich, wenn ich in unserer wenigen Freizeit am Computer extra Schichten für die Uni schiebe. Dieser Fleiß ringt meinem werten Zimmergenossen gehörigen Respekt ab.
Justus Strelow von der SG Stahl Schmiedeberg ist Sachsens derzeit bester Biathlet und schreibt jede Woche über seine Erlebnisse des Weltcup-Winters.
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