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Turnen: Ein Zeichen gegen Sexualisierung

Sarah Voss turnt bei der EM in langen Hosen - anstelle des üblichen knappen, badeanzug-ähnlichen Dress. Und das soll erst der Anfang sein.

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Sarah Voss turnt am Schwebebalken. Bei der EM hat sie mit ihrem Auftritt in einem Ganzkörperanzug als erste deutsche Athletin ein Zeichen gegen die Sexualisierung der Sportart gesetzt.
Sarah Voss turnt am Schwebebalken. Bei der EM hat sie mit ihrem Auftritt in einem Ganzkörperanzug als erste deutsche Athletin ein Zeichen gegen die Sexualisierung der Sportart gesetzt. © dpa

Basel. Sarah Voss hat zum Auftakt der Turn-EM mit ihrem Auftritt in einem Ganzkörperanzug als erste deutsche Turnerin ein Zeichen gegen die Sexualisierung der Sportart gesetzt. Im Gegensatz zum sonst üblichen knappen, badeanzug-ähnlichen Dress turnte die 21-jährige Kölnerin am Mittwoch in Basel bei der Qualifikation ihre Übung am Schwebebalken in einem langbeinigen Gymnastikanzug.

"Als Teil der deutschen Turn-Nationalmannschaft sind wir für viele jüngere Sportlerinnen auch ein Vorbild und möchten ihnen damit eine Möglichkeit aufzeigen, wie sie sich auch in einer anderen Bekleidungsform ästhetisch präsentieren können, ohne sich bei bestimmten Elementen unwohl zu fühlen", begründete die WM-Siebte am Balken ihre Aktion. Wie die Chemnitzerin Emma Malewski am Vormittag wollten auch die beiden Stuttgarterinnen Elisabeth Seitz und Kim Bui in ihrer am Abend angesetzten Mehrkampf-Qualifikation im gewohnten Dress an die Geräte gehen. Allerdings kündigten Letztere an, im Finale der 24 besten Turnerinnen am Freitag ebenfalls mit langen Anzügen turnen zu wollen.

Jüngst hatte Elisabeth Seitz kritisiert, dass immer wieder Fotos von ihr mit anzüglichen Motiven veröffentlicht werden und dabei die Grenze zwischen Ästhetik und Sexualisierung überschritten wird. "Die Leute müssen verstehen, dass schönes Turnen nicht bedeutet, dass man das besonders geil findet oder das Männer sehr anzüglich finden", sagte die Olympia-Vierte von 2016 in Rio de Janeiro am Stufenbarren.

Malewskis Missgeschick: kleiner Zeh ausgekugelt

Sie finde immer mal wieder Fotos von sich im Internet, "die mir auch überhaupt nicht gefallen, eben weil mir in den Schritt fotografiert wurde". Es sei schwierig, diese Bilder entfernen zu lassen. Entdeckt sie bei Zeitungen solche Fotos, sage sie etwas. "Turnen ist viel zu schön, um genau so ein Bild nehmen zu müssen", sagte die 27-Jährige.

Während Voss am Schwebebalken nach zwei Stürzen ausgeschieden ist, darf sie beim Sprung noch auf eine Finalqualifikation am Samstag hoffen. Für den Mehrkampf war die 21-Jährige nicht gemeldet worden. EM-Neuling Malewski musste erwartungsgemäß Lehrgeld zahlen. Die 16-Jährige hatte nach ihrem vier Durchgängen kaum noch Hoffnungen, am Freitag noch einmal im Mehrkampf starten zu dürfen.

Zudem ist Malewski gleich mit einem Missgeschick in ihre EM-Premiere gestartet. Die Schülerin hat sich an ihrem ersten Gerät den kleinen Zeh ausgekugelt. Das sei ihr beim ersten Element am Stufenbarren passiert, berichtete Cheftrainerin Ulla Koch anschließend. "Sie hat dann super ihre Übung weitergeturnt und den Abgang dann auch in den Stand, zwar ein bisschen tief, aber sehr, sehr gut reagiert", lobte sie.

Die Chemnitzerin Emma Malewski erlebt ihre EM-Premiere in Basel - und startet mit einem Missgeschick.
Die Chemnitzerin Emma Malewski erlebt ihre EM-Premiere in Basel - und startet mit einem Missgeschick. © dpa

Die Mannschaft-Siebte der Junioren-EM 2018 in Glasgow erreichte bei der Qualifikation im Mehrkampf aus Übungen am Stufenbarren (12,233 Punkte), Schwebebalken (12,600), Boden (11,233) und Sprung (13,200) insgesamt 49,266 Punkte. "Sie hat das sehr gut gemeistert", sagte Koch.

Voss dagegen trat nur am Balken und im Sprung an, nachdem sie im Vorfeld der EM wegen einer 14-tägigen Corona-Quarantäne nicht trainieren konnte. "Leider war es mir verwehrt, mein volles Potenzial auszuschöpfen", sagte sie anschließend. Nach zwei Abgängen am Balken reichte es nur zu 10,666 Punkten. Bei ihren zwei Sprüngen kam die 21-Jährige, die als einzige Turnerin mit einem Ganzkörperanzug antrat, auf einen Durchschnittswert von 13,516 Punkten. (dpa, sid)