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Stadt zwingt Besitzerin

Am denkmalgeschützten Haus Görnische Gasse 32 ist eine Notsicherung vorgenommen worden – mehr nicht.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Das alte Bürgerhaus Görnische Gasse 33 nimmt immer mehr Gestalt an. Die Fassade ist fast fertig und im Innern entstehen vier Wohnungen, zwei für Rollstuhlfahrer geeignete, eine dritte ist bereits vermietet – im Juli soll alles bezugsfertig sein. Weil aber das Nachbarhaus, die Görnische Gasse 32 weiter vor sich hin verfiel, beauftragte der Eigentümer der Nummer 33, Walter Hannot, einen Dresdner Rechtsanwalt, auf Abhilfe bei der Meißener Stadtverwaltung zu drängen. Hannot hatte auf eigene Kosten Holzteile der Nummer 32 auf Echten Hausschwamm beproben lassen, weil er befürchtete, dass sein frisch saniertes Haus vom Schwamm des Nachbarhauses angesteckt werden könnte, und das Institut für Holztechnologie Dresden war fündig geworden. Laut sächsischer Bauordnung besteht die Pflicht zu Beseitigung von Hausschwamm. (SZ berichtete).

Die Rückseite der Görnischen Gasse 32 – die Fassade ist nicht vollständig geschlossen.
Die Rückseite der Görnischen Gasse 32 – die Fassade ist nicht vollständig geschlossen. © Claudia Hübschmann

Für die Meißner Bauaufsicht antwortete Antje Böhme Hannots Anwalt am 26. März. Danach habe die Eigentümerin der Görnischen Gasse 32, Katharina Mooser aus Bruckmühl im oberbayerischen Landkreis Rosenheim, mitgeteilt, „dass sie, auf unsere Aufforderung hin, die Durchführung der Sicherung des Erkers, die Schließung aller Fassadenöffnungen sowie die Abstützung und Notsicherung der tragenden Holzteile beauftragt hätte“. Der Abschluss der Arbeiten wäre für den 4. April geplant. „Bis zum heutigen Tag ist kein Beginn der Arbeiten sichtbar. Eine bauaufsichtliche Anordnung wird bei Untätigkeit folgen“, so die Mitarbeiterin der Meißner Bauaufsicht.

Inzwischen hat sich an der Görnischen Gasse 32 etwas getan. Am 4. April war der absturzgefährdete Erker an der Fassade des denkmalgeschützten Hauses mit einem Unterbau versehen. Walter Hannot: „Oben auf dem Erker aber liegen die Steine nach wie vor lose. Außerdem drohen Schornsteinköpfe und Dachziegel beim nächsten Sturm herunterzufallen.“

Die Bauaufsicht hatte mit Bescheid vom 7. März Katharina Mooser aufgegeben, einen Sachverständigen zu beauftragen, ein Hausschwammbeseitigungskonzept zu erstellen. „Die Vorlage dieses Konzeptes ist auf den 4. April 2018 festgelegt. Sofern die Frist erfolglos verstreicht, beabsichtigen wir, die Erstellung selbst zu beauftragen.“ Und: „Die Ersatzvornahme wurde bereits angedroht.“ Das bedeutet, dass die Stadtverwaltung notfalls die Schwammbeseitigung vornehmen lassen könnte und der Hauseigentümerin Katharina Mooser die Kosten dafür in Rechnung stellt.

Nach SZ-Informationen gehören Katharina Mooser in Meißen neben der Görnischen Gasse 32 weitere drei Häuser in der Obergasse und drei in der Poststraße. Ihrem Vater Emil Eder gehören zwei Häuser in der Obergasse und Sohn Reiner Eder ein Haus in der Obergasse und zwei in der Poststraße. Mindestens sechs davon sind ebenfalls Kulturdenkmale wie die Görnische Gasse 32.

Auf Nachfrage bei der Stadtverwaltung erklärte Sprecherin Katharina Reso, „das geforderte Konzept zur Beseitigung des Hausschwamms ist zum Termin eingegangen und wird vor der Umsetzung mit dem Denkmalschutz abgestimmt“. Allerdings sind augenscheinlich nicht alle Fassadenöffnungen der Görnischen Gasse 32, wie von der Eigentümerin angekündigt, verschlossen worden. Zwar sind einige an der Rückseite des Gebäudes mit Platten verschlossen worden, aber nach wie vor sind Fenster offen, ebenso wie ein Teil des Daches (siehe kleines Foto). Dazu erklärte Katharina Reso: „Die geforderten Sicherungsmaßnahmen sind noch im Gange.“